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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Adrian trug seine Jeanshose! Ihr Herz schlug schneller. Sie schluckte schwer und blinzelte eine Träne weg, die sich in ihre Augen verirrt hatte.
     
    Mitten in der Nacht wachte sie auf. Sie lauschte in die Stille, glaubte, es müsse ein Schrei gewesen sein, der noch in ihrem Ohr nachklang, aber jetzt war alles ruhig. Irgendetwas stieß sie grob am Arm, gleich darauf spürte sie eine Hand in ihrem Gesicht. Noch bevor sie zurückschlagen konnte, fiel ihr ein, dass Adrian neben ihr lag. Also blieb sie still liegen und unterdrückte fluchend den brennenden Wunsch, sich in eine bequemere Position zu drehen. Sie rollte die Augen, bis sie den Radiowecker auf der Back entdeckte. Vier Uhr!
    Sie hatte es beinahe schon geschafft , wieder einzuschlafen, als Adrian abermals den Kopf unruhig hin und her warf. Er murmelte durcheinandergewürfelte Worte und verworrene Satzfetzen. Es klang wie ein Kauderwelsch aus Sanskrit, Deutsch und Loglan, trotzdem glaubte sie, ihren Namen verstanden zu haben. Sie richtete sich auf und hörte besorgt auf das angestrengte Röcheln aus seinem weit geöffneten Mund. Fast schien es, als würde er nicht genug Luft bekommen. Sie legte ihre kühle Hand an Adrians Wange und bemerkte den Schweiß auf seiner heißen Stirn.
    „ Lasst ihn … nicht ... Hört auf! Nein!“, schrie er gellend auf und fuhr kerzengerade in die Höhe. Er stöhnte und schlug um sich. Seine Augen waren weit aufgerissen, schienen jedoch nichts zu sehen.
    „Adrian, wach auf. Es ist nur ein Traum. Hörst du, Adrian, ich bin es. Ich bin bei dir. Es ist alles gut.“
    S ie schüttelte ihn sanft, dann packte sie seinen Arm und versuchte ihn wieder auf das Kissen zu drücken.
    E ndlich wachte er auf. Sein Herz raste, als er in Suses Gesicht blickte und mit einem Seufzer der Erleichterung die Luft ausstieß, weil er sie erkannte. Seine Hand zitterte, während er sich das feuchte Haar aus dem Gesicht strich. Vollkommen erschöpft ließ er sich zurücksinken. Die Erinnerung hatte ihn wie jedes Mal eiskalt erwischt. Sie tauchte stets dann auf, wenn er am empfänglichsten dafür war, schwach und wehrlos, weil sein Unterbewusstsein die Kontrolle übernommen hatte, und er hasste sich dafür.
    Er hatte lediglich geträumt.
    Und Suse lebte.
    „Es ist alles gut, Adrian. Du hast bloß geträumt.“
    Als er ausatmete, überlief ihn ein Schauer. Suse spürte, wie sein Körper krampfartig zuckte und er darum kämpfte, seine Fassung zurückzugewinnen.
    „Ich habe dich nicht … kommen hören“, keuchte er und wischte sich mit einer fahrigen Handbewegung über die Stirn.
    „Es war spät und du hast schon geschlafen , da wollte ich dich natürlich nicht wecken und deswegen … bin ich …“
    Er konnte es kaum glauben, nicht nur, dass Suse zu ihm gekommen war und neben ihm lag. Er hatte einen leichten Schlaf und schon oft hatte sein Leben davon abgehangen, zu jeder Zeit wachsam zu sein. Diesmal indes musste irgendein Teil seines Bewusstseins Suse erkannt und zugelassen haben, dass er mit einem Gefühl der Sicherheit weiterschlief. Er konnte sich nicht entscheiden, ob ihn diese Tatsache beruhigen oder eher ängstigen sollte.
    Er zog sie sanft zu sich auf das Kissen, schob seinen Oberkörper dichter an ihren Rücken und legte den Arm um ihre schmale Schulter. „Das wollte ich auch nicht, Susan… Sanni.“
    Sie spürte das noch immer wilde , ungleichmäßige Klopfen seines Herzens und hielt seine Hand fest. „Du hast schlecht geträumt.“
    „Das war kein Traum, Sanni . Weiß Gott, ich wünschte, es wäre so. Es vergeht kaum eine Nacht, in der die Bilder nicht wie wütende Raubtiere über mich herfallen und mit jedem Mal ein größeres Stück aus mir herausreißen. Du bist gerade rechtzeitig gekommen, sie zu vertreiben.“ Er lachte heiser. „Es ist nicht mehr viel übrig von mir. Jede Nacht geht aufs Neue unser Schiff unter und jede Nacht verliere ich dich.“
    „Du hast mich tatsächlich vermisst.“
    „Wie konntest du daran zweifeln?“ Der Schmerz, der plötzlich von ihm Besitz ergriff, haute ihn fast um. „Jede einzelne Minute habe ich dich vermisst. Ein Jahr besteht aus über fünfhunderttausend Minuten. Und ich musste jede einzelne davon ohne dich durchleben. Immer auf der Suche nach einer Antwort. Immer auf der Flucht vor der Vergangenheit.“
    Er merkte, dass er wütend war. Er hatte ohne sie gelitten und es gefiel ihm nicht zu leiden. Und es zu zeigen. Frauen schienen mit solchen Sachen wie Verlust und Selbstfindung besser

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