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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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hinter sich zu und baute sich breitbeinig vor seinem Freund auf. „Also? Ich höre! Was hast du während der vergangenen Abende getrieben, dass du keine Zeit für mich hattest?“
    „ Offenbar findest du es inakzeptabel, dass ich nach getaner Arbeit ein Privatleben habe. Welches dich im Übrigen nichts angeht.“
    Zornig stolzierte Clausing vor Ossi auf und ab, die Hände zu Fäusten geballt und i n die schmalen Hüften gestützt. „Wollen wir zur Abwechslung mal wieder Katz und Maus spielen? Ní cuir thú féin thar ceal leis. Wenn ich mich recht entsinne, hatte ich dich darum gebeten, zu mir zu kommen. Ich habe dich nicht nur einmal daran erinnert.“
    Mit unbewegter Miene hatte Ossi die Tirade über sich ergehen lassen. Langsam erhob er sich jetzt von der Bank, trat einen Schritt auf seinen Freund zu und spreizte dabei begütigend die Hände.
    „Tut mir l eid, mein Alter, wirklich. Vereinbaren wir einfach einen neuen Termin und ich verspreche dir, ihn mir hinter die Ohren zu schreiben und einzuhalten.“
    Er setzte ein unschuldsvolles Lächeln auf und wartete darauf, dass Matt ’n seine Entschuldigung annehmen und wieder gehen würde. Er wartete eine geschlagene Minute, ohne dass der Kapitän reagierte. Matt’n zuckte nicht einmal mit der Wimper! Und da wusste Adrian, dass er auch morgen noch so stehen würde.
    Aber auf dieses Spielchen konnte er sich nicht einlassen! Nicht heute!
    „Ich habe … Himmelherrgott, wie soll ich dir das erklären? Es ging mir … Mir kam einiges …“ Er unterbrach sein Gestotter und verdrehte stöhnend die Augen. Sein Gehirn schien nicht mehr richtig zu funktionieren.
    „ Na schön, ich glaube zwar nicht, dass es dich interessiert oder dass du etwas daran ändern kannst, Matt’n, aber ich schlafe in letzter Zeit nicht sonderlich gut, deswegen bin ich zeitig zu Bett. Vorgestern übrigens ebenso. Du hast sicher nichts dagegen, wenn dein Koch – der übrigens zusätzlich die Arbeit des Bäckers verrichten muss, weil der große Kapitän keinen zweiten Mann für die Kombüse organisieren konnte – ausgeschlafen seinen Dienst antritt. Trotzdem entschuldige ich mich demütigst dafür, Kaptein. Wahrscheinlich habe ich einfach vergessen, dass du mich sprechen wolltest. Passiert.“
    Die arglose Geste, mit der Ossi die Schultern hob, machte Clausing nur noch wilder. „Das passiert? Mann, so etwas passiert nicht einfach! Zumindest nicht dir!“
    Erbost schüttelte er den Kopf , die Lippen zum Strich gepresst, ein militantes Blitzen im Blick. Vergessen? Eine Verabredung vergessen, nachdem er den Termin dreimal wiederholt hatte? Ossi hatte nie zuvor – und wenn er „nie zuvor“ sagte, dann meinte er es, verdammt noch mal, auch ganz genau so und nicht anders – etwas vergessen. Weder Frauen wie Susanne Reichelt und schon gar nicht irgendwelche Einladungen!
    Dafür hatte er in letzter Zeit bannig oft das Gefühl, dass dieser Kerl ihn zum Narren hielt. Ossi belog ihn, ausgerechnet ihn, seinen besten Freund! Und da er sich momentan als Schiffsführer in der Kammer des Kochs aufhielt, würde er diese Respektlosigkeit nicht dulden.
    „Ich hoffe, du hast dir in der Zwischenzeit wenigstens etwas Stichhaltiges zu deiner Rechtfertigung überlegt“, schnauzte Clausing, während er durch die Kammer schlenderte und vor dem kleinen Tisch unter dem Bulleye stehenblieb. Dann schob er den Stapel Bücher achtlos zur Seite, den Ossi auf der Backskiste ordentlich sortiert aufgebaut hatte. Gemächlich ließ er sich auf der Bank nieder, streckte seine langen Beine aus und legte einen Fuß über den anderen. Die Arme im Nacken verschränkt, lehnte er sich bequem an die Wand zurück.
    „Was? Matt ’n … habe ich nicht …“
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Ossi seine Sprache wiedergefunden hatte. „Habe ich dich richtig verstanden, du erwartest eine Rechtfertigung von mir? Wofür? Für eine verpasste Verabredung? Weil ich früh schlafen gegangen bin?“
    „Ich denke, mit deinen Ohren ist alles in Ordnung.“
    „Das weiß ich, inzwischen mache ich mir jedoch echte Sorgen um deinen Verstand. Matt’n, ist das nicht lächerlich? Wenngleich du am liebsten alles und jeden unter deiner Kontrolle hättest, wir sind nicht im Kindergarten.“
    Seine Augen blitzten mit einem Mal voll unbändiger Wut auf, sodass Clausing instinktiv zurückwich, als befürchte te er, sein Freund könnte wieder mit Fäusten auf ihn losgehen. Was ging bloß in ihm vor? Irgendetwas war passiert, das Ossi verändert

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