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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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hatte.
    „Solange ich meine Arbeit ohne Beanstandungen erledige, sehe ich keinen Grund für irgendwelche Erklärungen oder Entschuldigungen. Es ist bisher an Bord weder jemand Hungers ges torben, noch hat sich einer der Jungs eine Lebensmittelvergiftung zugezogen. Und mein Privatleben geht den Kapitän nichts an“, sagte Ossi und seine Stimme wurde messerscharf, „nicht einmal dann, wenn er Matthias Clausing heißt.“
    Zum Angriff bereit stand er vor seinem Freund. Er hatte nicht die geringste Lust a uf eine längere Unterhaltung. Allerdings schien der Alte gerade das vorzuhaben. Zumindest schloss Ossi das aus der provokanten Art und Weise, in der er sich an der Back niedergelassen hatte und mit selbstgefälliger Geste die Arme vor der Brust verschränkte, ein süffisantes Grinsen auf den harten Zügen.
    Ihm war bewusst , dass er das klärende Gespräch mit Matt’n nicht ewig vor sich herschieben und seinen Fragen ausweichen konnte. Sein Blick wanderte verstohlen zur Uhr auf seinem Radio. Aber bitte nicht heute, Matt’n! Es konnte nicht mehr lange dauern, bis Suse bei ihm auftauchte. Hatte sich Matt’n bis dahin nicht in seine eigene Kammer verholt, würde das Erscheinen der Funkerin zu später Stunde, also aus eindeutigem Grund, nicht unbedingt zur Entspannung der Situation beitragen.
    „Dein Privatleben geht mich nichts an, sagst du? An bhfuil tú cinnte? Dann solltest du mal mich fragen, weil ich da nämlich ganz anderer Meinung bin“, polterte Clausing ungehalten. Für ihn war das Thema noch lange nicht vom Tisch! „An Bord meines Schiffes gibt es kein Privatleben. Für niemanden! Und dann schau endlich in den Spiegel, Junge, und wach auf. Meinst du nicht selbst, dass du schon mal besser ausgesehen hast? Ní healaín duit é! “
    Ossi stand stocksteif, seit sein Freund im Eifer des Gefechts angefangen hatte, in die Sprache seiner Kindheit zu verfallen. Seine Muskeln spannten sich an, gerade so, als müsste er sich innerlich gegen einen unerwarteten Angriff wappnen. Seine Augen verengten sich zu schmalen Schlitzen.
    „Du wiederholst dich, Matt’n “, presste er zwischen den Zähnen hervor. „Das hast du bereits erwähnt.“
    „ Pog mo thóin, a slibhín! Du weißt genau, was ich meine!“, explodierte der Kapitän und ließ seine Faust auf die Back donnern. Er starrte Ossi unheilvoll an und hatte plötzlich das dumme Gefühl, zu einem Mord fähig zu sein. „ Nach bhfeiceann tú fein gi bhfuil an ceart agam? Warum geht es nicht in deinen sturen Schädel, dass ich mir Sorgen um dich mache? Ernsthafte Sorgen sogar, falls es dich auch nur einen Deut interessiert! Tá cuma thuirseach ort. “
    Go deimhin ! Natürlich sah er müde aus, was kein Wunder war, da er sich wirklich wie erschossen fühlte.
    „ Lass das sein! Hör endlich mit diesem Palaver auf! Ich kann diesen verdammten Scheiß nicht mehr hören!“
    Matthias blickte auf und jetzt lag echte Ver wunderung auf seinem Gesicht. „Seit wann hast du etwas dagegen? Es hat dich nie gestört. Ich hatte im Gegenteil sogar immer den Eindruck, du würdest es gerne hören, als könntest du mich verstehen. Habe ich nicht Recht?“
    „ Entschuldige, bitte. Ich wollte nicht laut werden. Ich habe weiß Gott wenig geschlafen in der vergangenen Nacht.“
    „Du hast es verstanden“, murmelte der Kapitän, vollkommen aus dem Gleichgewicht gebracht von Ossis Ausbruch. „Jedes einzelne Wort. Schon als Kind, ist es nicht so?“
    „Matt ’n, bitte …“
    „Du kannst mir nicht ins Gesicht lügen. Hast es nie gekonnt und deswegen flüchtest du dich auch jetzt in dein verdammtes Schweigen!“
    „Könnte es denn nicht sein, dass du irrst?“
    „Und wieso antwortest du nicht auf meine Frage? Du erinnerst dich daran, wo du herkommst, wo du aufgewachsen bist. Du weißt mehr, als du jemals zugegeben hast. Wer. Bist. Du?“
    Ossi unterdrückte meisterhaft die aufkeimende Panik bei der Erwähnung seiner Herkunft. Alles in ihm wurde totenstill und eiskalt, lediglich das Flackern in seinem Blick verriet den tobenden Gefühlsaufruhr.
    „Was meinst du damit?“, fragte er nach einer ganzen Weile mit belegter Stimme. „Matt’n, wir kennen uns seit mehr als zwanzig Jahren. Du weißt genau … Aber darum geht es hier doch überhaupt nicht! Lass uns ein anderes Mal diese Diskussion fortführen. Dann nämlich, wenn ich dir ein ebenbürtiger Gegner bin. Einverstanden? Wie schon gesagt, ich bin müde.“
    Ahnungsvoll legte Clausing den Kopf schief und blickte seinen Freund

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