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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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Sanni. Du wärst eine wundervolle Mutter geworden. Hättest du mir irgendwann von deiner Schwangerschaft erzählt?“
    „ Damals hatte ich verständlicherweise kein allzu großes Verlangen danach. Mir fehlte einfach der nötige Abstand zu all diesen Katastrophen. Ich wollte niemanden sehen oder hören. Irgendwann. Vielleicht.“ Sie räusperte sich und straffte die Schultern. „Nein, eigentlich wollte ich es dir nie wirklich sagen. Warum auch? Es hätte doch nichts geändert. Ich hatte mich längst für das Baby entschieden. Ich hätte sie alleine groß bekommen. Und später, nachdem sich dieses Problem erledigt hatte … Weshalb hätte ich dir dann noch von ihr erzählen sollen? Ich wollte dein Mitleid nicht. Oder Vorwürfe, weil ich nicht genug auf sie aufgepasst hatte.“
    „Komm zu mir.“ Er hob einladend seine Decke ein Stück empor.
    „Und führe mich nicht in Versuchung.“ Sprach ’s und beeilte sich, ihre Kleidung abzulegen. Mit einem zufriedenen Seufzer huschte sie unter die Bettdecke und kuschelte sich in seine Arme. Wie liebte sie die glatte Haut über den festen Muskeln! Wie liebte sie seinen Duft! Ihren Mann! Berauscht schloss sie die Augen und überließ sich seiner Berührung.
    „Ich bin froh und dankbar, dass du es mir gesagt hast. Und ich werde dir weder mit Mitleid noch mit Vorwürfen kommen. Dazu habe ich kein Recht, mal abgesehen davon, dass du keines von beidem verdient hättest. Mein mutiges, starkes Mädchen.“
    „Lass uns immer ehrlich zueinander sein, Adrian. Und miteinander reden.“
    „Ja, das sollten wir versuchen“, erwiderte er leichthin, horchte indes auf, als sie dazu schwieg, und meinte vorsichtig: „Ich habe dich nie belogen.“
    Hatte Matt ’n womöglich doch mit Suse über ihn und seine gesundheitlichen Probleme geredet? Er würde diesem Kerl den Hals umdrehen!
    „Der Decksmann , der auf der ‚Fritz Stoltz’ … Du weißt sicher noch seinen Namen. Wie hieß er?“
    Adrian krampfte sich das Herz zusammen. Worauf wollte sie hinaus? Hatte sie herausgefunden, dass er es gewesen war, der den unschuldigen Ronald Skujin beim Bordabend verprügelt und schließlich derart schwer verletzt hatte, dass er nach der letzten Reise ins Baltikum ausgetauscht werden musste? Er hatte dem Jungen sein Wort gegeben, Suse die Wahrheit zu verschweigen.
    „Du weißt schon, der Neue damals, der vor unserem Untergang aufgestiegen ist.“
    „Svend Berner?“ Seiner Stimme war die Erleichterung darüber, dass ihr etwas anderes durch den Kopf ging, anzuhören. Er atmete kaum vernehmlich auf und entspannte sich.
    „Ja, genau! Svend. Wieso habe ich mir bloß nie seinen Namen merken können? Svend kam in dieser Unglücksnacht nach Backbord auf das Bootsdeck, kurz bevor die ‚Fritz Stoltz’ unterging. Als ich dich nirgends finden konnte, hat er mich beruhigt, er hätte dich wohlbehalten in das Steuerbordfloß verfrachtet.“
    „ Er war es also! Ich hatte immer dieses unerklärliche Gefühl, als hätte er etwas damit zu tun gehabt. Selbst diese vage Erinnerung, dass ich ihm mein Leben verdanke, hatte ich verloren.“
    Eine Spur leiser erklärte Suse: „Svend hat auch mir das Leben gerettet. Und ich habe ihn sterben sehen. Er ist an Deck ausgerutscht und gegen einen Metallpfeiler geknallt. Und dann ist er ertrunken. Er hatte keine Weste angelegt.“
    „Keine Weste? Was willst du damit sagen?“
    „Dass er den ganzen Abend bei Windstärke Zehn auf dem Wetterdeck arbeitete, bei meterhoher Dünung und fünfundsiebzig Grad Schlagseite. Und trotzdem hatte er keinen Rettungskragen um, als er auf das Backbord-Bootsdeck kam. Ich fand das … Findest du das nicht eigenartig? Und da er sich mit dir zumindest eine Zeitlang an Steuerbord aufhielt, dachte ich, du wüsstest vielleicht …“
    „ Du glaubst, er hat mir seine Weste gegeben. Dann muss es Rolf gewusst haben. Er war die ganze Zeit über bei uns. Ich kann mich erinnern.“
    „Hat er etwas …“
    „Mit keiner Silbe hat er erwähnt, dass ich meine Weste nicht mehr holen konnte, weil der Kühlschrank schneller war. Er hat mich gemeinsam mit Svend unter diesem Geschoss vom Assi-Gang hervor gekratzt und anschließend nach oben geschleppt. Davon allerdings hat er nichts gesagt.“
    „Ich weiß nicht, ob du seine Weste anhattest, A drian. Nur dass Svend … an Deck lag. Dabei war … es war lediglich ein bisschen Blut zu sehen. An seinem Ohr. Ich dachte, es wäre nicht weiter schlimm und dass er gleich wieder aufstehen würde. Ich habe ihn

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