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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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wärst auf und davon gewesen, ehe sich der Kühlschrank aus der Verankerung reißen konnte. Ohne mich wäre dir das nicht passiert.“
    „Susanne!“ Adrian schoss in die Höhe. Seine Finger umklammerten ihre Oberarme mit dermaßen hartem Griff, dass sie vor Schmerz das Gesicht verzog. „Du darfst dir keine Vorwürfe wegen dieser lächerlichen Kratzer machen! Wenn du unbedingt jemandem die Schuld geben willst, dann meiner eigenen Unachtsamkeit und Vergesslichkeit, doch nicht dir! Niemals, hörst du?“
    Sie starrte reglos vor sich hin. Wie leer gefegt war ihr Hirn. Natürlich traf sie die Hauptschuld daran, dass er nicht an seine Weste denken konnte. Statt in seiner Kammer nach dem Rettungskragen zu suchen, musste er sich mit einer hysterischen Zicke abplagen. Und zum Dank dafür hatte sie ihn ins Gesicht geschlagen! Sie hatte sich nicht einmal nach ihm umgesehen, sondern die übelsten Verwünschungen über ihn ausgesprochen, während er zur selben Zeit um sein Leben kämpfte!
    B ei der Vorstellung, Adrian ausgerechnet in dem Moment im Stich gelassen zu haben, in dem sie wirklich einmal für ihn von Nutzen hätte sein können, schossen ihr die Tränen in die Augen. Und um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, hatte sie ihm mit ihrer kleinlichen Eifersucht auf Simone Schill furchtbar Unrecht getan. Gott, wie sehr wünschte sie sich ein Loch im Boden, in dem sie mit all ihrer Schuld und Scham verschwinden könnte! Ihr war mehr als elend zumute.
    „Susanni, keine Vorwürfe mehr, ja? Keine Schuldzuweisungen. Es ist vorbei.“ Besänftigend ließ er seine Finger über ihre nassen Wangen gleiten. „He, Kleines, sieh mich an. Alles in Ordnung?“ Sanft hob er ihr Kinn an.
    Suse schniefte und nickte zögerlich.
    „Ich habe es überlebt. Was willst du mehr?“ Er zuckte gleichmütig mit den Schultern. „Es war tatsächlich alles halb so schlimm, nachdem mir Rolf versichert hat, dass auch du zwei Tage später gerettet worden bist und wohlauf warst. Du kannst dir nicht vorstellen, wie erleichtert ich darüber war. Ich wollte nur noch schnell aus dem Krankenhaus entlassen werden, um mich mit eigenen Augen davon zu überzeugen, dass es dir gut ging. Ich musste dich wiedersehen.“
    „ War sicher ’ne tolle Überraschung, als ich nirgends zu finden war“, flüsterte Suse reumütig und schlug die Augen nieder. „Ich kann mir nicht mal mehr erklären, warum ich das getan habe.“
    „ Versuche es trotzdem.“
    Sie wollte nicht darüber reden. Sie wollte ja nicht einmal mehr daran erinnert werden , doch er hatte ein Recht darauf, die Wahrheit zu erfahren.
    „Ich war okay . Abgesehen von einer lädierten Schulter und einem gebrochenen Bein habe ich die zwei Tage im Atlantik einigermaßen überstanden, was ich vor allem Botho zu verdanken habe. Er hat mich immer wieder mitgezerrt, als ich schon längst aufgeben wollte. Bis zum fünften Monat ist die Schwangerschaft dann auch vollkommen normal verlaufen, obwohl ich die ganze Zeit über im Krankenhaus liegen musste – sicherheitshalber. Ätzend, sage ich dir. Aber die Hauptsache war, dass sich unsere Kleine prächtig entwickelt hat. Ich habe sogar …“
    Würde er sie ein sentimentales Dummerchen nennen und sich insgeheim über sie totlachen, weil sie jemandem nachtrauerte, den sie lediglich von einem undeutlichen Ultraschallbild her kannte?
    „Wenn du möchtest, kann ich dir ein Foto von ihr zeigen. Ich …“ Sie lachte unsicher und lief leicht rot an. „Ich konnte mich einfach nicht davon trennen und dachte … weil du doch … also, wenn …“
    S ie knetete nervös ihre Finger, bis Adrian sie zwischen seine Hände nahm und festhielt.
    „ Es würde mir sehr viel bedeuten, wenn du mir unsere Tochter zeigst. Weißt du, wie … Weshalb ist es passiert?“
    „ Die Ärzte konnten nicht eindeutig klären, was die Fehlgeburt ausgelöst hat. Eventuell eine Vergiftung durch den verschluckten Diesel. Andere vermuteten, der Grund sei eine Unverträglichkeit irgendwelcher Medikamente, mit denen sie mich vollgepumpt haben, noch bevor ich die Schwangerschaft erwähnen konnte. Natürlich hätten ebenso das psychische Trauma und alle möglichen anderen Dinge schuld sein können. Wahrscheinlich war’s wohl die Summe all dessen, die wahre Ursache haben sie bis heute nicht herausgefunden. Und ist auch gar nicht mehr wichtig.“
    Sie atmete ti ef durch und lächelte gelöst: „Tja, nun weißt du es.“
    „ Unser Baby. Du hast es haben wollen. Mein Kind. Dafür möchte ich dir danken,

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