Frau an Bord (Das Kleeblatt)
wem du sprichst? Nur damit ich vorgewarnt bin, solltest du jemand bestimmten im Visier haben.“
Er zuckte mit den Schultern. „Weiß nicht.“
„Ach, komm schon, sei kein Spielverderber! Sag mir, von wem du gesprochen hast.“
„Es ist spät, Susanne. Lass uns schlafen, sonst kommst du morgen früh wieder nicht aus den Federn.“
Jetzt klang er schon wie die kleine Stimme, die sich in ihrem Kopf eingenistet hatte, ohne jemals Miete gezahlt zu haben!
„Das ist nicht fair !“, maulte sie. „Mich wecken, mir einen Heiratsantrag machen und dann plötzlich um die Ecke biegen, sodass ich ins kalte Wasser falle. Was soll das?“
„Es war eine blöde Idee von mir. Vergiss es.“
„Eine blöde Idee? Eine Idee ! Redest du von deinem Antrag? Bildest du dir ernsthaft ein, du kommst mir so einfach davon? Wer ‚A’ sagt“, sie rappelte sich auf und hockte sich mit verschränkten Armen und Beinen Adrian gegenüber, wobei ihre Augen angriffslustig funkelten „der sollte gefälligst den Arsch in der Hose haben, um ebenfalls ‚B’ zu sagen. Ja, Adrian, ich will …“
„Susanne!“ Sein Aufschrei zerriss die nächtliche Stille.
„Was? Was hast du denn?“, machte sie, ein Bild vollkommener Unschuld. „Ja, ich will dich heiraten. Dein toller Freund darf in seiner Funktion als zeitweiliger Vertreter seines Staates im Ausland Trauungen an Bord vornehmen, oder nicht? Gleich morgen von mir aus, wo du es schon mal so eilig hast und die Konkurrenz nicht schläft. Das mit den Blumen und dem Ring kannst du später noch nachholen, wenn du Wert darauf legst. Als ob es auf diesen ganzen romantischen Kitsch bei einer Hochzeit ankäme!“
Er schluckte hastig, bekam das Zittern seiner Stimme allerdings nicht in den Griff. „Ich … ich habe meine Meinung geändert, Susanne. Es war unüberlegt, was ich gesagt habe, das musst du doch selbst gemerkt haben. Also vergiss es einfach. Es hatte nichts zu bedeuten.“
Seine Worte trafen sie wie ein Faustschlag, unerwartet und schmerzhaft unter der Gürtellinie.
„Deine Meinung … geändert?“, wiederholte sie langsam und ohne jedes Verständnis. „Einfach so? Geändert? Wieso? Du tust nie etwas unüberlegt.“
„Ein Mann verspricht einer Frau alles Mögliche, wenn er … wenn er sie haben will. In seinem Bett.“
„Aber du doch nicht! Du? Niemals! Du bist nicht der Typ für hohle Versprechungen. Und es ist ja nicht so, als müsstest du mich mit blödsinnigem Gelaber erst rumkriegen. Ich muss dich bestimmt nicht daran erinnern, dass ich es war, die zu dir kam. Ohne ein Wort von dir, ohne Einladung!“
Sie würgte einen Schluchzer hinab und holte tief Luft. Sie hatte keine Ahnung, was in i hm vorging. Nie zuvor war ihr dermaßen deutlich zu Bewusstsein gekommen, dass sie außerstande war, sein sonderbares Verhalten zu deuten. Was sollte sie mit einem solchen Menschen anfangen? Bei ihm wusste sie nie, worauf sie als Nächstes gefasst sein müsste. Er war unberechenbar. Sollte sie nicht allein schon aus diesem Grund heilfroh sein, dass er von sich aus den Rückzug angetreten hatte?
Die entstanden e Pause schrie förmlich danach, ihr die gewünschten Erklärungen zu geben. Als er nichts erwiderte, fuhr sie gereizt fort: „Ist dir in der Zwischenzeit vielleicht eingefallen, dass es da eine andere gibt, der du etwas versprochen hast?“
Obwohl ihr zum Heulen war und sich ihre Eingeweide verkrampften, zählte sie langsam bis zehn. Nein, besser bis zwanzig! Bis sie sich bei dreißig endlich eingestehen musste, dass er wohl Recht hatte. Sein Antrag war viel zu schnell, zu unvorbereitet und überstürzt gekommen, um ernst genommen zu werden. Und hatte sie nicht lediglich aus bloßer Rücksicht nicht entsetzt losgebrüllt oder ihn ausgelacht oder sich wenigstens an die Stirn getippt, wenngleich ihr im ersten Moment nach all diesen Unmutsbekundungen gewesen war?
„Immerhin hattest du ein ganzes Jahr lang Zeit gehabt, dich nach was Besserem umzusehen.“
„Es gibt nichts …“
„Oder ist dir aufgegangen, wie unbequem und anstrengend ein Leben mit mir werden würde? “, fiel sie ihm ungehalten ins Wort. „Wo doch in jedem Hafen genügend anspruchslose Weiber auf euch harten Kerle warten.“
Sie beobachtete, wie aufsteigender Zorn sein Gesicht tiefrot färbte, und wartete darauf, dass er endlich eine Erklärung lieferte.
„Zumindest verlangen die nichts, was ich ihnen nicht geben kann.“
„Und was soll das sein, he? Vertrauen? Ehrlichkeit?“
„Eine Zukunft“,
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