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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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gedankenverloren über das Wasser. Die weit verstreut in der Bucht ankernden Fischtrawler nahmen sich wie Riesen gegen die strahlende „Heinrich“ aus, allerdings war ihre Größe das einzige Attribut, mit dem sie protzen konnten. Die Fischereifahrzeuge waren zumeist von kaum definierbarer Farbe, gegen die sich unbarmherzig und hartnäckig der Rost durchsetzte. Für ausdauerndes Streichen, Warten und Pflegen der Außenhaut und Aufbauten blieb keine Zeit an Bord der Fischfang- und Verarbeitungsschiffe. Hier zählte allein die Menge des gefangenen und gefrosteten Fisches. Nicht ohne Grund kursierte unter den Seeleuten der Spruch, die Geradeausfahrer der Handelsflotte würden für bunte Postkarten, die Jungs bei der Fischerei hingegen für Geld fahren.
    Suse zuckte zusammen, als das Ladegeschirr der „Barbara“ ohrenbetäubend zu quietschen begann, und verwünschte den längsseits liegenden Trawler. Seit einer Woche raubten ihr Nacht für Nacht diese Geräusche den Schlaf. Als noch größere Strafe empfand sie allerdings die Notwendigkeit, die Vorhänge vor ihrem Bulleye zuziehen zu müssen. Zumindest gönnte ihr der riesige Trawler tagsüber etwas Licht, wenngleich sie dann ständig vor neugierigen Augen auf der Hut sein musste.
    Sie wollte sich lieber nicht vorstellen, wie die Männer vom Assi-Gang in diesen Tagen völlig im Dunkeln leben mussten. Bis heute hatte sie noch keinen Fuß auf dieses Deck gesetzt. Ob die Maschinen-Assis und Matrosen sie deshalb für einen jener dünkelhaften Offiziere hielten, die mit der Mannschaft nichts zu schaffen haben wollten? Auf der „Fritz Stoltz“ hatte sich nie auch bloß einer der Offiziere in eine Kammer auf dem Assi-Gang verirrt – und wenn es dort noch so hoch hergegangen war.
    Während die Besatzung des Kühlschiffes mit mitleidsvollen Blicken das von Rost überzogene Schanzkleid der „Barbara“ beäugte, amüsierten sich die Matrosen und Decksleute an den Ladeluken des Trawlers über die schwarzen Streifen, die die Fender zwischen beiden Schiffen auf dem weißen Rumpf der „Heinrich“ hinterließen.
    „Ist ’ne Schweinearbeit, das wieder sauber zu kriegen. Diese Affenärsche haben überhaupt keine Ahnung!“, brabbelte der kleine Matrose, der neben Suse stand und genau wie sie die Verladearbeiten vom Bootsdeck aus verfolgte.
    „Wie geht ’s unten voran?“, erkundigte sie sich, obwohl sie die täglichen Berichte an die Reederei durchgab und über den Stand der Ladearbeiten bestens Bescheid wusste.
    Nach der „Barbara“ w ürden in den nächsten Tagen noch zwei, vielleicht sogar drei Fischer längsseits kommen, erklärte der Matrose. Sie sollten mehrere tausend Tonnen Frostfisch auf den kleinen Frachter hieven, wo die eisige Fracht in den Kühlräumen gestaut wurde. Kalmar und Heilbutt lagen bereits in großen Quadern friedlich nebeneinander und warteten auf die Ankunft des Rotbarschs, mit dem sie gemeinsam die Reise übers Meer in die Hafenstadt an der Ostsee antreten sollten. Von dort aus würden sie noch einmal Hunderte von Kilometern über Schienen oder Autobahnen spazieren fahren, bevor sie in deutschen Kochtöpfen das endgültig letzte Mal schwimmen würden.
    „Und? Heute Nachmittag auch mit von der Partie?“
    Sie wandte sich dem Matrosen zu. Tatsächlich hatte sie dem ungewöhnlich ausdauernden Drängen von Adrian nachgegeben, mit dem er sie zu einem gemeinsamen Landgang überredet hatte. Sie vermutete, sein schlechtes Gewissen könnte ihn zu dieser Aktion veranlasst haben, hütete sich aber wohlweislich, ihren Verdacht laut auszusprechen, um ihn nicht in Verlegenheit zu bringen.
    Sie beide hatten seinen überstürzten Heiratsantrag mit keiner einzigen Silbe mehr erwähnt. Wenn die Zeit reif dafür war, würden sie die Rede auf das leidige Thema jener Nacht bringen und zu Ende diskutieren, war Suse überzeugt. Adrian hasste halbe Sachen. Genauso wenig hatten sie darüber gesprochen, in welch erbärmlichem Zustand sie ihn am Morgen danach auf dem Fußboden der Messe schlafend vorgefunden hatte. Mit einer meterlangen Fahne, bleischwerem Kopf und glasigen Augen, angefüllt mit erdrückenden Schuldgefühlen und voller Scham.
    Der sommersprossige Matrose riss sie aus ihre n Gedanken. „Waren Sie schon mal in Lerwick?“
    „Nein. Und Sie?“
    „Genauso wenig wie all die anderen von der ‚Heinrich’. Ich habe gehört, die halbe Besatzung kommt mit. Wir müssen sogar mit zwei Motorbooten fahren.“
    „Woher kommt dieses große Interesse? Gibt’s da

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