Frau an Bord (Das Kleeblatt)
Kommentar zerrte sie ihn hinter sich her den Niedergang hinauf zu dem Deck, auf dem sich ihre Kammer befand. Sie blickte sich kurz zu ihm um und äußerte bekümmert: „Ich befürchte, wir haben etwas in Lerwick vergessen.“
Bis hierhin meisterte sie es mit Bravour, ihrem Gesicht einen betrübten Ausdruck zu verleihen. „Zumindest konnte ich es bisher nirgends finden. Vielleicht hast du ja eine Ahnung, wo es sein könnte.“
Er fragte sich verzweifelt, wie ein einzelner Mensch im Stande war , ein derart beständiges Chaos um sich zu errichten und damit zu leben.
„Was ist es denn dieses Mal, das du verbummelt hast?“
Sie drehte sich eiligst wieder um, sodass er nicht sehen konnte, wie sie hochrot im Gesicht gegen einen Lachkrampf an kämpfte.
„Das sexgierige Monster, das sich nicht beherrschen kann“, platzte es aus ihr heraus und sie schüttelte sich vor Lachen.
Argwöhnisch hielt er sie zurück und schob sie ein Stück von sich. Er musterte sie grimmig von Kopf bis Fuß, offenbar um sie einzuschüchtern. „Sag lieber gleich, was du vorhast.“
„Wer weiß?“, entgegnete sie kichernd und reckte keck ihre Stupsnase in die Luft. Sie wischte sich mit dem Handrücken die Tränen von den Wangen.
„Ich lasse mich nicht bestechen.“
„D ie Stimme der Vernunft, ich weiß. Von deiner Rechtschaffenheit hast du mich mittlerweile oft genug überzeugt.“
Entschlossen zog sie das Schott hinter sich zu und drehte den Schlüssel um. Mit zusammengekniffenen Augen beobachtete Adrian den auf einem Schiff unüblichen Vorgang. Sein erstaunter Blick verwandelte sich langsam in eine finstere Miene. Suse lehnte sich mit dem Rücken an die Tür und breitete die Arme aus.
„Was soll das? Hast du Angst, ich könnte dir davonl aufen?“ Er trat einen Schritt auf sie zu, aber sie wankte und wich nicht von ihrem Platz an der Tür.
„Sicher ist sicher.“
„Willst du …“ Er kam noch ein Stück näher. „Willst du mich …“
„ Schon möglich, denn bist du nicht willig …“
Nein, die kleine Funkerin musste Adrian keine Gewalt antun. Im Gegenteil, sie hatte noch nicht ganz zu Ende gesprochen, als er bereits Anstalten machte , ihr den Pullover vom Körper zu streifen.
Ihr schlechtes Gewissen, ihn mit eiskalter Berechnung mit sich gezerrt zu haben, vergaß sie für kurze Zeit. Um genau zu sein so lange, bis sie wenige Minuten später mit fliegendem Atem und völlig erschöpft neben Adrian lag.
„ Es ist schön mit dir, Sanni“, sagte er ruhig, ganz so als hätte ihm die wilde Jagd nicht das Geringste ausgemacht. Vermutlich schlug nicht mal sein Herz schneller! „Und deine Überraschungen sind … schön. Danke.“
Suse zuckte zurück, als hätte er sie geohrfeigt. Es war schön.
Schön?! Es war gigantisch, umwerfend, einmalig! Es war ein Erdbeben, das sie von den Haarwurzeln bis in die Zehenspitzen erschütterte, ein Hurrikan, der jede einzelne Körperzelle durcheinander wirbelte, eine Sturmflut, in der sie sich jedes Mal aufs Neue verlor. Aber, nein! Für ihn war es schööön. Zum Kuckuck! Der Sex mit ihm war phänomenal, anders konnte man es nicht nennen. Hatte er sonst nichts zu sagen? Wie wäre es zur Abwechslung mit: Ich liebe dich. Sie erinnerte sich sogar an einen Heiratsantrag – ernst gemeint oder nicht –, da würde er sich doch wenigstens einmal zu diesen drei Worten durchringen können? Gab es deshalb nichts weiter zu sagen, weil er sie nicht liebte? Weil es ihm nichts bedeutete, mit ihr zusammen zu sein?
Sie zwang sich zu einem Lächeln, in ihrem Herzen allerdings stritten Wut und Wehmut, die sie blind machten für die Zärtlichkeit in seinen Augen. Ein einfaches Dankeschön genügte ihr nicht.
Was konnte sie schon erwarten? Ihr bisheriges Liebesleben war nun mal von Enttäuschungen geprägt. Wieso sollte es mit ihm anders sein? Sie musste froh sein, dass er ihr so viel Respekt entgegenbrachte, sie nicht zu belügen. Eine Lüge wäre weitaus schlimmer.
„Was hast du, Sanni?“, fragte er betroffen.
„Ach, wahrscheinlich … ich weiß nicht. Vielleicht wollte ich …“ Sie winkte deprimiert ab und stieß prustend die Luft aus. „Nicht so wichtig. Wirklich nicht.“
„Ging es dir … zu schnell?“
„Passt schon.“
Er stützte sich auf einen Ellbogen und blickte in ihr enttäuschtes Gesicht. Sacht strich er ihr über die geröteten Wangen. Aus irgendeinem Grund sah er sich genötigt, sie aufzuheitern. Was an sich eine gute Idee war. Nur wie wollte er das anstellen? Hatte er
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