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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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vergessen, dass er außerstande war, Süßholz zu raspeln, wie ein echter Kerl das tun würde, um eine Frau zufriedenzustellen? Das hatte er nämlich nicht nötig. So etwas doch nicht! Stattdessen hatte er Distanziertheit zu einer Kunstform erhoben.
    S ie hätten ihn nicht in Schweigen und Gehorsam, sondern besser in Rhetorik unterrichten sollen.
    „Denkst du auch manchmal an unsere erste Begegnung zurück? Als ich dich fast zu Tode erschreckte? Auf eine solch taktlose Art und Weise habe ich noch nie zuvor eine Frau kennengelernt.“
    Sein Geschwätz klang albern. Sie wusste genau, dass es nicht seine Art war , Small Talk zu machen. Und weil er sich wirklich Mühe gab, sie zu unterhalten, kommentierte sie es nicht, sondern erwiderte: „Das habe ich mir gedacht. Wie war es bei den anderen?“
    „Bei …“ Erschrocken musste er einsehen, dass er mit seiner Bemerkung ein Eigentor geschossen hatte. „Welche anderen?“
    „Welche? Woher soll ich das wissen?“ Sie musterte ihn mit kritischem Blick. „Deswegen frage ich ja bei dir nach, denn es wird wohl irgendwelche anderen Frauen vor mir gegeben haben und wer sollte mir das besser beantworten können als du selber? Oder willst du allen Ernstes behaupten, du wärst bis zu unserer ersten Nacht unberührt gewesen? Das nehme ich dir nicht ab.“
    „Seit ich dich kenne, habe ich alles vergessen, was vorher war.“ Seine Finger streichelten ihren Hals entlang und neckten sie. „Wusstest du, dass ich dich von dem Moment an wollte, als du in meine Arme gestolpert bist?“
    Ja, natürlich wusste sie das. Sie hatten Sex miteinander, heißen, wilden und unvergesslichen Stirb-den-kleinen-Tod-Sex, ansonsten gab er nicht das Geringste von sich preis. Er begehrte sie, hatte indes nie den kleinsten Versuch unternommen, sein Innerstes vor ihr auszubreiten. Er schlief gern mit ihr, mit der Liebe allerdings war das so eine Sache.
    Suse entfernte sich innerlich noch ein Stück weiter von ihm. Er bemerkte ihren Rückzug nicht.
    Dafür war sie umso mehr sensibilisiert für das, was um sie herum geschah. Ihr entgingen weder seine versteckten Blicke zur Uhr noch seine mühsam unterdrückte Unruhe. Zur Hölle mit diesem Mann! Und obwohl er mit seinen Gedanken bereits sonst irgendwo war, tanzten seine Fingerspitzen verspielt über ihre Haut und machten sie verrückt!
    „Warum sagst du nicht, dass du etwas anderes vorhast?“, giftete sie und stieß ihn mit aller Kraft von sich.
    Bestürzt verfolgte sie , wie er sich vom Bett erhob und mit der ihm eigenen Sorgfalt die überall in der Kammer verstreuten Kleidungsstücke einsammelte, um sie geradezu andächtig auf die Backskiste zu legen. Die anmutigen, sparsamen Bewegungen seines trainierten Körpers machten ihr erneut den Mund wässrig, dabei hätte sie ihn am liebsten in den Allerwertesten getreten, diesen hübsch gerundeten, muskulösen, knackigen.
    Offenbar hatte er ihren Blick in seinem Rücken bemerkt, denn er drehte sich um.
    „ Entschuldige, Susanne, du hast mich vorhin dermaßen überrumpelt, dass ich nicht dazu kam zu erwähnen, nach Dienstende mit Matt’n verabredet zu sein. Er muss mir den Speiseplan für die letzten Tage absegnen. Es dauert bestimmt nicht lange.“
    Blitzschnell zog er sich an, beugte sich über sie und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. „Ich komme gleich wieder.“
    „Du kommst gleich wieder? Oh, ich hatte nie irgendwelche Zweifel an deinem Stehvermögen! Du bist ein wahrer Meister im Kommen!“ Sie spürte, wie sie vor Wut zu zittern begann. „Aber lass dir ruhig Zeit! So wie immer! Von mir aus kannst du gleich bleiben, wo der Pfeffer wächst!“, brüllte sie, bis sie bemerkte, dass sie zu der Tür sprach, die er hinter sich geschlossen hatte.
    „Verdammtes Miststück! Arroga nter Döskopp! Elender Bastard!“ Sie griff nach dem Schuh, der vor ihrer Koje lag, und warf ihn krachend an das Schott. „Du idiotischer Sturkopf, so kannst du nicht gehen! Dafür schuldest du mir etwas!“
    Mit einem Schreckensschrei fuhr sie in die Höhe, als sie aus den Augenwinkeln einen dunklen Schatten neben sich wahrnahm. Sie war nicht allein. Unbemerkt war Adrian zurückgekommen und stand jetzt mit vor der Brust verschränkten Armen vor ihrem Bett. Sie sah seinen grimmigen Gesichtsausdruck und hielt den Atem an. Mit einem Mal fragte sie sich, wie sie jemals glauben konnte, dass er sie mochte. Wahrscheinlich bedeutete sie ihm gar nichts, etwas Abwechslung für seine einsamen Nächte, ein Objekt zur Befriedigung

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