Frau an Bord (Das Kleeblatt)
Sláinte agus táinte. Ich weiß, es ist nicht unbedingt deine Lieblingsmarke, aber den Ignoranten von der Schiffsversorgung war der Aufwand zu groß, auch noch Köstritzer zu liefern.“
Während der Kapitän seine Wünsche und Vorstellungen zum Speiseplan für die verbleibenden Tage auf See und den unvermeidlichen Bordabend äußerte, schweiften Ossis Gedanken immer wieder ab. Seit er zur See fuhr, hatte er unzählige Speisepläne aufgestellt und Bordabende vorbereitet. Ebenso kannte er Matt ’n lange genug, um zu wissen, welche Speisen er bevorzugte. Es genügte also, wenn er Interesse heuchelte und hin und wieder zustimmend nickte.
Ohne sich dessen bewusst zu sein , drehte er die Bierflasche zwischen seinen Fingern und starrte vor sich hin. Die Szene in Susannes Kammer ließ ihm keine Ruhe. Ihm wollte einfach nicht einfallen, was die Ursache für ihren plötzlichen Wutausbruch gewesen sein mochte. Wäre es nicht vollkommen ausreichend gewesen, wenn sie den Mund aufgemacht hätte, da sie mit ihm reden wollte? Worüber eigentlich? Sie redete doch nahezu unaufhörlich über alle möglichen Dinge, ohne dass sie dafür die Tür hinter sich abschließen musste.
Er schüttelte den Kopf. Zweifellos ge hörte Susanne zu der Sorte von Frau, bei der man nie wusste, woran man war. Sie würde vermutlich – einfach aus Spaß oder um ihr Durchsetzungsvermögen zu testen – so lange mit einem Maulwurf streiten, bis der das Handtuch warf und auf einen Baum kletterte. Und wie er sie kannte, würde sie sich anschließend darunter stellen und den armen Kerl anflehen, wieder runterzukommen, bevor er sich wehtat.
„Die Wände sind hier nicht sonderlich dick.“
Verwirrt blickte Ossi auf. „Mmmh?“, brummte er und sein etwas dümmlicher Gesichtsausdruck machte Matt’n deutlich, dass sein Freund nach einem Vortrag über das Für und Wider von Bierbowle oder Punsch, frisch geräuchertem Heilbutt oder Bratheringen nicht so recht wusste, was diese Feststellung über die Wandstärke mit dem nächsten Saufgelage zu tun hatte. Er hatte ihm nicht zugehört.
„Mit diesen überaus freundlichen Koseworten, die vor wenigen Minuten die Aufbauten erschütterten, hat Frau Reichelt dich bedacht, oder? Das war schätzungsweise bis in die Maschine zu hören. Was für ein Organ! Was für eine Frau! Aber wem sage ich das?“
Ossi schloss für einen Moment die Augen und stöhnte gequält auf. „Matt’n, hör zu …“
„Es freut mich, dass ihr es noch einmal miteinander versucht. Wirklich. Ich hatte nicht ernsthaft damit gerechnet, nachdem du diese Möglichkeit so vehement verneint hast und ich Dösbaddel dir geglaubt habe. Doch ja, ich muss mich wohl darüber freuen, wie gut ihr euch versteht. Von einem Freund wird das einfach erwartet, nicht?“
„Matt ’n …“
Verflucht! Sollte er sich für sein e Beziehung zu Susanne rechtfertigen? In seiner Funktion als Kapitän ging Clausing das nichts an.
„Das war ’s dann also. Oder gibt es etwas von Seiten des Wirtschaftspersonals, das zur Sprache kommen sollte?“, erkundigte sich der Kapitän mit durchdringendem Blick.
Da Ossi den Kopf schüttelte, fing er übermäßig eifrig an, die auf der Back ausgebreite ten Papiere zusammenzupacken.
„Es ist ziemlich spät“, bemerkte er mit anzüglichem Unterton. „Zeit fürs Bett, Ossi. Ich denke, du solltest sie nicht allzu lange warten lassen. Frauen mögen das nicht. Und die Kleine macht nicht den Eindruck eines sehr geduldigen Menschen auf mich.“
Mit eis ernem Willen kontrollierte der Koch seine Emotionen. Langsam trank er das Bier aus und beobachtete die gespielte Geschäftigkeit seines Freundes. Plötzlich schoss seine Hand nach vorn und packte Clausing am Handgelenk.
„Matt ’n, hör mir zu! Wenn es dir nicht passt, dass ich mit Susanne schlafe, kannst du es mir genauso offen ins Gesicht sagen, wie du mich im Moment mit deiner Missachtung strafst. Früher warst du doch auch nicht so zurückhaltend, mir die Meinung zu geigen. Also, was willst du? Ich glaube nämlich nicht, dass ich deine Erlaubnis benötige, um Sex zu haben. Und wie ich dir bereits versicherte, wird es keinen Ärger geben, der sich auf unsere Arbeit auswirken könnte.“
„Einen schönen Abend wünsche ich dir, Ossi“, erwiderte Matthias Clau sing mit verlogener Höflichkeit, ohne den Blick von seinen Papieren zu wenden.
„Warst nicht du es, der mich gebeten hat, mit meinen Problemen zu dir zu kommen? Bitte, Matt’n, jetzt brauche ich deinen Rat als mein
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