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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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ich!“
    Sie sprang auf und knurrte: „Ich habe offenbar ein Talent für ungebetene Auftritte entwickelt. Verzeih die Störung. Es ist besser, ich verschwinde wieder.“
    Seine Hand schoss vor und umklammerte ihr Handgelenk. „Das tust du nicht“, sagte er barsch.
    „Was? Was willst du?“
    „Ich muss mit dir reden.“
    Adrian musste mit ihr reden? Er? Reden? Sie stand wie erstarrt. Sämtliche möglichen Horrorszenarien spielten sich vor ihrem inneren Auge ab, eins schlimmer als das andere.
    „ Was ist passiert?“
    Denn e twas anderes konnte nicht die Ursache dafür sein. Etwas Ungeheuerliches musste im Gange sein, da er von sich aus ein Gespräch begann. Ihr Herz klopfte unerträglich schnell. Das erdrückende Gefühl von Furcht wurde immer stärker.
    Adrians Augen hatten einen kalten, unberechenbaren Ausdruck. Ein harter Zug lag um seinen Mund und sein schmales Gesicht erschien trotz der neuen, leistungsstärkeren Glühlampe bleicher als zwei Tage zuvor.
    „Matt ’n will, dass ich nach dieser Reise absteige.“
    Suses Kopf ruckte nach oben. „Er will …“ Der Rest blieb ihr im Hals stecken wie eine Gräte und seine Worte stiegen wie bittere Galle in ihr auf. Hatte sie sich verhört? Aber wie ein Witz hatte es, weiß Gott, nicht geklungen. „Du sollst absteigen?“
    „Ja.“
    „Und wenn er etwas will, bekommt er es auch, nicht wahr? Dieser aufgeblasene Mistkerl! Diese fiese Ratte!“
    „Er wird mit dem Flottenbereichsleiter sprechen.“
    „Worüber? Gab es irgendwelchen trouble ? Du wolltest nie mit deinem Freund auf einem Schiff fahren. Ist er nicht zufrieden mit deiner Arbeit?“
    „ Damit hat es nichts zu tun.“
    „Warum dann?“ Sie sah in seine starren Augen und bekam einen gehörigen Schreck beim Blick in die unnatürlich geweiteten Pupillen.
    Er antwortete nicht. Lange Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass absolutes Stillschweigen das Beste ist. Sagte man etwas, konnte es falsch verstanden werden. Missverstanden. Falsch gedeutet. Unter Umständen konnte man deswegen sogar für schuldig befunden werden. Und er kannte Menschen, die deswegen getötet worden waren.
    „Das kann er nicht verlangen!“, protestierte sie, als Adrian selbst nach einer geschlagenen Minute unerschütterlich schwieg. „Diese Entscheidungen trifft immer noch die Reederei und nicht ein Clausing Oberwichtig. Und du hast doch wohl ebenfalls ein Wörtchen mitzureden, oder etwa nicht?“
    Warum, zum Teufel, sag te er nichts? Konnte oder wollte er nicht erklären, welche Gründe Clausing für seinen Entschluss angebracht hatte? Plötzlich stöhnte sie laut auf. Schlagartig hatte sie die Erkenntnis getroffen, so überraschend, dass sie über sich selbst bloß fassungslos den Kopf schütteln konnte. Warum hatte sie nicht gleich daran gedacht?
    „ Kerkermeister Clausing passt es nicht in den Kram, wenn ein Besatzungsmitglied ein intimes Verhältnis zu der einzigen Frau an Bord pflegt. Ist es das, was ihn stört?“, stieß sie atemlos hervor. „Schon, als er in meine Kammer kam, um mich zum Landgang abzuholen, hätte er dich am liebsten …“ Sie führte ihre flache Hand mit einer ruckartigen Bewegung am Hals entlang. „Und dass ich dich an jenem Abend so angebrüllt habe … Oh, Kacke, es ist alles meine Schuld! Musst du deswegen absteigen? Weil wir zusammen sind?“
    „Natürlich nich t!“ Zu spät ging ihm auf, dass er viel zu schnell und heftig protestiert hatte und ihr damit Recht gab. „Sanni, bitte …“
    „Was, bitte? Meinetwegen also“, wiederholte sie niedergeschlagen.
    „Nein, Suse. Ich soll …“ Er suchte fieberhaft nach den passenden Worten. „Matt’n ist der Meinung, dass ich den Urlaub brauche, welchen ich eigentlich schon vor dieser Reise antreten wollte. Und seinetwegen verschieben musste.“
    „Was soll ’n der Quatsch? Selbst wenn du anderer Meinung sein solltest, weil du ihn besser kennst, den großherzigen Clausing nehme ich dir nicht ab. Der sieht höchstens seinen eigenen Vorteil.“
    „ Er befürchtet, meine gelegentlichen Kopfschmerzen könnten ein Anzeichen dafür sein, dass ich einfach mal Erholung brauche.“
    Suses Zeigefinger schoss an ihre Stirn. „Hat der zu lange in der Sonne gelegen? Ich begreife nicht, wie er auf solch einen Blödsinn kommt.“
    „Keine Ahnung. Vielleicht, weil ich früher … Vor dem Untergang hatte ich nie irgendwelche Beschwerden. Deswegen möglicherweise … Matt’n will, dass ich mich gründlich durchchecken lasse. Dass ich mir endlich die Zeit dafür

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