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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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erschien. Gleichwohl reckte sie sich ein Stück, damit ihr kein Detail auf der Showbühne entging. Adrian schob die Stewardess ungestüm vor sich her und zur Tür hinaus. Dann wirbelte er herum, sagte etwas zu Rupert Frisko und zwar derart leise, dass vermutlich nicht einmal die Zuschauer in der vordersten Reihe etwas verstehen konnten, und richtete seinen Zeigefinger anklagend auf die Brust des Kapitäns. Frisko hob mit einer Geste der Entschuldigung die Hände und folgte Adrian ohne jede Diskussion.
    Was? Heiliger Bimbam, was war denn das? Suse blinzelte verwirrt und glaubte ihren Augen nicht zu trauen. Gab der Alte auf ein einziges Wort von Adrian klein bei? Sie hörte, wie der Koch plötzlich lauter und heftiger als von ihm gewohnt auf die Stewardess und den Kapitän einredete.
    Susanne schüttelte verblüfft den Kopf und spitzte die Ohren. Nein! Das konnte nicht wahr sein! Adrian, der Sanftmütige und Gelassene, der Beherrschte und fast schmerzhaft Schüchterne, Adrian Ossmann, der seine Gefühle stets unter Kontrolle hatte, schrie die Zwei an! Und, was Suse allerdings nicht überraschte, weil Sissi und Frisko sicher ebenso sprachlos waren wie sie, keiner von beiden ballerte mit gleichem Kaliber zurück. Was bloß ging hier vor? War es möglich, dass sie den Koch vollkommen unterschätzt hatte?
    Ratlos blickte sie sich um. Was bloß hatte der Kapitän mit diesem kurzen, nichtsdestotrotz eindrucksvollen Auftritt bezweckt? Inzwischen hatte selbst der letzte Mann seine Nase aus der Suppenschüssel gehoben und mit augenscheinlichem Vergnügen das Theaterstück verfolgt. Und obwohl sie keinen Mucks von sich gab, fühlte sie die neugierigen Blicke wie Speerspitzen auf ihre Haut niederprasseln. Offenbar hatte sich herumgesprochen, dass sie sowohl mit Sissi als auch mit Adrian befreundet war und sie drei ein Geheimnis teilten, das dem Alten ein Dorn im Auge war.
    Nach dem Essen musste sie sofort mit den Freunden reden. Die beiden hatten schon einige Reisen unter Friskos Kommando hinter sich, kannten ihn und seine Macken und würden sie folglich über den Sinn dieser Aktion aufklären können.
    Oh nein! Nein, verfluch t, nach dem Essen musste sie hoch ins Funkschapp! Susanne grunzte ärgerlich und schob ihren halb vollen Teller mit der Süßspeise von sich. Unbewusst ballten sich ihre Hände zu Fäusten. Fast hätte sie vergessen, dass Nienberg ihr nach der Pleite ihres ersten Arbeitstages nun ebenfalls das Erlebnis des Einlaufens in den Heimathafen vorenthalten wollte.
    Kla r, für ihn war das nichts Neues. Sie dagegen hatte ihn untertänigst um einen freien Nachmittag gebeten und auf ein klein wenig Verständnis für sich und ihren zugegeben vor Sentimentalität triefenden Wunsch gehofft. Darauf hatte Nienberg erwidert, für solchen Kinderkram nun wirklich keinen Nerv zu haben. Wichtiger wäre ja wohl, ihr als seiner Assistentin die anfallenden Arbeiten für die Hafenliegezeit zu erklären. Aber bitte, wenn sie ohne seine Ausführungen wüsste, was sie zu tun hatte, sollte es ihm Recht sein. Er würde sich eh schon wie in einer Bäckerei vorkommen, wo sich selbst die Krümel ungestraft zu Wort melden durften.
    W ährend Hans Nienberg wie gewohnt sofort nach dem Festmachen im Hafen absteigen und nach Hause fahren würde, hatte Suse einen Funkpeiler und die Sende-Empfangs-Anlage auseinanderzulegen und zu entstauben sowie das Funkschapp zu putzen. Außerdem lagen wahre Berge von unerledigtem Schriftkram auf Nienbergs Tisch. Und die Nautiker von nebenan erwarteten ganz selbstverständlich, dass sie sich am Schreiben der Konnossements und Berichte, Statements und Protokolle an Behörden, Ämter und die Reederei beteiligte.
    Mit grimmiger Miene verließ sie die Messe und stapfte den Niedergang nach oben auf das Brückendeck. Zu spät fiel ihr ein, dass sie sich bei Adrian und Simone nicht einmal erkundigt hatte, wann deren Springer für die Hafenliegezeit an Bord kommen würden. Sie wollte sich von den Freunden wenigstens verabschieden.
    Ein paar vermutlich mehr als öde Tage lagen vor ihr. Vielleicht sollte sie zur Abwechslung bei Mehli im Wohnheim vorbeischauen? Ganz einfach bloß so? Aus Langeweile? Sie versuchte sich auszumalen, wie er wohl reagieren würde, wenn sie wie aus heiterem Himmel bei ihm auftauchte. Als sie sich jedoch an die Art und Weise ihrer Trennung von Mehli erinnerte, ließ sie den Gedanken gleich wieder fallen.
    Damals . Wie sich das anhörte! Als würde sie ihrer pubertierenden Enkeltochter von ihren

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