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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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wirklich schenken. Meist wissen es die anderen früher noch als die, die es eigentlich betrifft.“ Mit einer väterlichen Geste legte Peter Reiter seinen Arm um Suses Schultern und schob sie mit sanftem Druck zur Treppe. „Wie gesagt, ein Schiff ist nicht groß genug für Geheimnisse – welcher Art auch immer die sein mögen. Aber wer sollte etwas dagegen haben, wenn zwei Menschen dem Ruf der Natur folgen? Das kommt stets aufs Neue vor und lässt sich nicht verhindern. Warum auch, hat sich doch Gott persönlich das so ausgedacht. Wer sind wir schon, ihm ins Handwerk zu pfuschen? Und nun gehen Sie. Ich kann mir nicht vorstellen, dass unser Köchlein den gestrigen Tag sucht. Er ist ein Realist, wie er im Buche steht.“
    „Wie wahr“, seufzte Suse.
    Sie war bereits die ersten Stufen nach unten gestiegen, als sie sich noch einmal umdrehte. „Ich muss schon sagen, Sie besitzen eine erstaunliche Menschenkenntnis, Herr Reiter. Man sollte sich vor Ihnen in Acht nehmen. Ich freue mich, Sie endlich kennengelernt zu haben. Vielleicht können wir bei Gelegenheit einen Kaffee miteinander trinken.“
    „Sehr gern.“ Peter Reiter zwinkerte der Funkassistentin verschwörerisch zu und seine ernsten Worte begleiteten sie nicht nur den Niedergang ein Deck tiefer: „Nehmen Sie einen Rat von einem alten Mann entgegen: Halten Sie diesen Jungen fest. Er ist es wert.“

10 . Kapitel
     
    Es hatte nicht ganz der Wahrheit entsprochen, als sie Peter Reiter gegenüber behauptete, weder Kummer noch Sorgen zu haben. Im Grunde genommen wartete sie seit genau jenem Nachmittag, da die „Fritz Stoltz“ den Überseehafen in Rotterdam verlassen hatte, auf eine passende Gelegenheit, den neuen Second Mate in einer ungestörten Minute abzufangen. Bedauerlicherweise handelte es sich bei Jons Linke laut Bothos Einschätzung um einen äußerst unangenehmen Zeitgenossen, mit dem er bei einer früheren Reise derart aneinander geraten war, dass ihre Zusammenarbeit in einer Schlägerei geendet hatte.
    Das Wissen darum machte Suse den Entschluss nicht unbedingt leichter, doch zu allem Unglück war Jons Linke der Einzige, an den sie sich mit diesem speziellen Problem wenden konnte. Fakt war, dass der Second in Ermangelung eines Arztes für die medizinische Betreuung an Bord zuständig war.
    Begegnete sie ihm dann auf dem Weg in seine Kammer oder irgendwo auf dem Gang, verließ sie urplötzlich der Mut und sie schlich mit eingezogenem Kopf unverrichteter Dinge von dannen.
    Donnerwetter, ein Gesicht zieht der, da kann man sich glatt die Geisterbahn schenken! In fünf Minuten gibt es Abendessen, der Umweg lohnt sich jetzt echt nicht. Heute macht er aber keinen sehr entspannten Eindruck. Ich muss ins Funkschapp!
    Ein ums andere Mal fand Suse einen neuen Vorwand für einen Rückzieher. Sie machte sich etwas vor, ohne Frage. Oder hatte sie etwa noch Hoffnung, ihr Problem würde sich von alleine lösen?
    Klar do ch! blitzte Suses Trotzböckchen hervor, immerhin war sie schon einige Male überfällig gewesen und stets hatte sich die Verzögerung als harmlos herausgestellt. Die Aufregungen und Erlebnisse der vergangenen Tage, die Umstellung auf das Bordleben, die durchfeierten Nächte genauso wie die Luftveränderung – es konnte hundert Ursachen dafür geben. Ausnahmen bestätigten nun mal die Regel.
    Vielleicht auch diese spezielle Art von Regel.
    Nichtsdestotrotz war sie überzeugt, dass das Ausbleiben ihrer Monatsblutung einen anderen Grund haben musste. Dieses Mal fühlte sie sich …
    Es war einfach anders.
    Im Nachhinein hätte sie sogar beschwören können, es in genau dem Augenblick gefühlt zu haben, als sich das Ei entschlossen hatte, Adrians Samen das Ja-Wort zu geben und sich bei ihr einzunisten. Aber vermutlich hätte ihr das niemand abgenommen, wenn sie auf die irrwitzige Idee gekommen wäre, jemandem davon zu erzählen.
    Mit einem heftigen Ruck schoss sie kerzengerade in die Höhe. Die Schiffspresse!
    Nach dem Abendessen hatte sie sich bloß einen kurzen Moment ausruhen wollen und darüber war sie wohl eingepennt. Das mittlerweile an Bord angesammelte Schlafdefizit überstieg ihre mageren Kraftreserven. Und – Jaja, sie gab es zu! – bereits den ganzen Tag über hatte sie irgendwie ein flaues Gefühl in der Magengegend verspürt.
    Hektisch sprang sie aus der Koje. Das hätte ihr gerade noch gefehlt, wenn sie jetzt zu spät käme! Am Nachmittag hatte sie den Mund ziemlich voll genommen und, leichtsinnig, wie sie war, lautstark gedröhnt, sie

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