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Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Frau an Bord (Das Kleeblatt)

Titel: Frau an Bord (Das Kleeblatt) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hansi Hartwig
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beruhigt, dass sie den rettenden Weg zum Niedergang auf das Hauptdeck eingeschlagen hatte, folgte er Suse.
    Der Rettungskragen! Zur Hölle, er hatte nach wie vor keinen Rettungskragen! Oben würde er keinen finden, so viel stand fest. Und ohne dieses Ding war er draußen verloren, wenn das Schiff tatsächlich sinken sollte.
    Hastig drehte er sich um und hangelte sich am Handlauf den Niedergang zurück.
    Er sollte nicht weit kommen.
     
    Niemand hatte bemerkt, dass sich der mannshohe Kühlschrank, vollgepackt mit Flaschen und Büchsen für die durstigen Maschinisten, durch das Rollen des Schiffes aus der Verankerung gerissen hatte. Mit der Schlagseite rutschte das Monstrum jetzt immer schneller über den dunklen Gang auf die Steuerbordseite.
    Der Koch spürte noch, wie ihm der Boden unter den Füßen weggerissen wurde und er die Kontrolle über das Geschehen verlor. Wie eine Spielzeugpuppe wurde er an die Wand geschleudert. Das Gewicht des Schrankes quetschte seinen Oberkörper, während gleichzeitig der Handlauf in seinem Rücken seine Wirbelsäule in die entgegengesetzte Richtung bog. Unmenschlicher Schmerz nahm ihm den Atem.
    Er sah noch eine schwarze Wand auf sich zu rasen , dann schwanden seine Sinne, als unter dem Druck des Handrades seine Rippen knirschend brachen.

1 6. Kapitel
     
    Susanne hatte sich mühsam drei Decks aufwärts gekämpft. Unterwegs hatte sie einige Male die Orientierung verloren, was für sie natürlich selbst dann kein Kunststück gewesen wäre, wenn die ihr vertrauten Wege eine normale Lage gehabt hätten. Während der vergangenen Stunden jedoch waren die Wände der Gänge zu Laufflächen geworden und die Querkorridore zu tiefen Schächten, über die sie springen musste, was nahezu nobelpreisverdächtige Anforderungen an ihre Suche nach dem richtigen Weg stellte.
    Wieder fiel sie auf die Knie und rappelte sich fluchend auf, während sie zur Steuerbordseite gedrückt wurde und sich die nächste Beule an einem Sicherungskasten einhandelte. Allen Widrigkeiten zum Trotz hatte sie es geschafft, sich im Gehen den Rettungskragen umzubinden, den ihr Adrian in der Kammer so überaus freundlich in die Hand gedrückt hatte. Dieser eingebildete Schnösel! Wusste er überhaupt, ob sie ihn anlegen konnte? Nein! Woher denn auch? Hatte er sich jemals dafür interessiert? Nichts wusste dieser tausendmal verfluchte Narr von ihr! Sie waren miteinander in die Kiste gehüpft und hatten dabei ihren Spaß gehabt. Eine ganze Menge Spaß, zugegeben, aber das war auch schon alles, was sie beide verband. Worte waren dabei unnötig gewesen.
    In Suses Stirn grub sich eine tiefe Falte und mit einem verächtlichen Prusten stieß sie die Luft aus. Die Gelegenheit, sich über private Dinge zu unterhalten, hatte sich einfach nie ergeben. Als sie von Zeit zu Zeit den Versuch unternommen hatte, ihn nach persönlichen Angelegenheiten auszufragen, war ein Schweigen, so tief wie der Andreas-Graben, die einzige Antwort von ihm gewesen. Und sooft sie Simone Schill eine Frage gestellt hatte, die den unverschämt gut aussehenden Schiffskoch betraf, hatte die sich in weitschweifigen Erklärungen verloren, die beim Urschleim begannen und im Nirgendwo endeten und doch nicht im Geringsten auf ihr eigentliches Anliegen eingingen.
    Etwas aus dem Privatleben des Kochs zu erfahren , erwies sich als mindestens ebenso aussichtslos, wie die „Titanic“ zu heben. Widerwillig war Suse irgendwann zu dieser Erkenntnis gelangt und obwohl es ihr nicht behagte, musste sie sich damit begnügen. Offenbar hatte sich das Wirtschaftspersonal gegen sie verschworen, denn sogar bei dieser Geheimniskrämerei um Adrian hielten er und Simone zusammen wie Pech und Schwefel, während sie daneben stand wie Max in der Sonne.
    Was wusste sie überhaupt von diesem Adrian Ossmann?
    Wahrscheinlich nicht mehr als er von dir.
    D as Wenige indes, was sie wusste, genügte ihr vollauf! Seiner lieben Sissi musste er helfen, das war für ihn die Hauptsache gewesen. Sie selber dagegen konnte ja sehen, wo sie blieb! Gerade mal, dass er sich dazu herabgelassen hatte, ihr gnädigst zuzunicken. Es würde sie nicht wundern, wenn dieser Kerl trotz gegenteiliger Beteuerungen ein Verhältnis mit der Stewardess hatte. Wie Simone an ihm gehangen hatte, als er ihr die Rettungsweste umband! Offensichtlich war es nicht das erste Mal. Meine Güte, und wie peinlich ihr Gestammel und Lallen gewesen waren!
    Der Gedanke an die Szene in Simones Kammer, die sie mit wachsendem Argwohn

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