Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel: Ein Schulkrimi - Der erste Fall von Frau Edelweiß (German Edition)
habe, da ist er konsequent misstrauisch. Selbst mir und Frau Sommer gewährt er keinen Schlüssel.“ „Na, dann fragen sie halt den Hausmeister, der muss doch wenigstens über einen Generalschlüssel verfügen.“ „Gute Idee, ich frage ihn.“ Frau Edelweiß schlenderte zu ihrem Klassenzimmer. Da war was faul, dazu musste man nicht einmal mit ihrer Intuition gesegnet sein, das sah ein Blinder mit dem Krückstock. Ihre Wut hatte sich wenigstens durch das Grübeln etwas gelegt. Dann musste sie sich vor der Klasse nicht so beherrschen. Denn meistens gelang ihr das nicht und sie konnte nicht verhindern, dass die Schüler dann dass Fett abbekamen, das anderen gegolten hatte. Der Hausmeister war nicht sonderlich davon begeistert in die geheimen Gemächer des Chefs einzudringen. Er hatte einen Generalschlüssel, der passte aber nicht ins Rektorat. Nur ein zweiter Schlüssel passte und der war in seinem Hausmeisterzimmerchen in einem versiegelten Briefumschlag aufbewahrt. „Sie wissen, Herr Hafer, ich sehe es als unnötig an, dass sie in meinem Zimmer zu Gange sind. Die Vorschriften verlangen es, also gebe ich ihnen den Schlüssel. Hüten sie sich den Schlüssel zu verwenden, wenn es nicht ausdrücklich vonnöten ist.“ Diese mahnenden Worte klangen Herrn Hafer in den Ohren, als die Sekretärin ihn um den Schlüssel bat. „Das geht nicht, ich kann da nicht rein. Ist es wirklich so wichtig? Muss das sein? Schauen sie, der Schlüssel liegt in einem versiegelten Umschlag. Wenn der Herr Radeck das sieht!“ So wand er sich, bis die Sekretärin sein Verschwinden in so drastischen Farben schilderte, dass er schließlich nachgab. „Das will ich dann aber schon selbst aufschließen“, konnte er noch einwenden und ging mit ihr nach oben zum Rektorat. Äußerst zögerlich riss er den Umschlag auf. „Haben sie schon bei ihm zu Hause angerufen? Vielleicht ist er krank.“ „Also ich bitte sie. Natürlich habe ich bei ihm zu Hause angerufen. Seine Frau klang sehr ärgerlich. Sie sagte, er habe in der Schule übernachten wollen. Das müsste ich doch wissen. Sie regte sich darüber auf, dass er sie bei all den Demonstranten allein gelassen habe, und mal wieder nur an das Wohl der Schule dachte.“ „Also er war hier.“ „Nun schließen sie endlich auf. Ich habe da so ein Gefühl. Es muss etwas Schreckliches passiert sein!“ Quietschend ging die Tür auf. „Die muss ich mal dringend ölen“, murmelte der Hausmeister. In dem Zimmer war – nichts. Der Raum war nicht groß. Mit einem Blick überschaute man ihn. In der Mitte des Raumes stand nur sein Schreibtisch. Die ganzen Wände waren vor lauter Aktenschränken nicht zu sehen. Es gab noch ein Waschbecken mit Spiegel. Neben dem Schreibtisch war tatsächlich ein Feldbett aufgebaut. Das Laken und das Kissen waren zerwühlt. Es hatte jemand darin gelegen. Fast sah es so aus, als hätte darin ein Kampf stattgefunden. Um das Bett herum lagen viele Kissenfedern verstreut. Eine Kissenschlacht hatte hier stattgefunden, so sah es aus. Kampf oder Liebesspiel, das verursacht die gleichen Spuren. „Das ist ein Blutstropfen“, bemerkte der Hausmeister. Das Gesicht der Sekretärin begann einen hysterischen Ausdruck zu bekommen. „Wo?“ Sie schien der Ohnmacht nahe. Jetzt kam die Konrektorin hinzu. „Ah, Manfred bis du doch gekommen!“, rief sie, als sie die geöffnete Tür erblickte. „Was machen sie denn hier?“ „Wir haben die Tür geöffnet“, stammelte der Hausmeister schuldbewusst. „Wie können sie es wagen, ohne Erlaubnis die Tür zu öffnen!“ „Aber sehen sie doch, da ist ein Blutfleck.“ „Ein Blutfleck? Wo?“ „Das muss nichts Schlimmes bedeuten“, bemerkte Herr Hafer. „Nichts Schlimmes? Manfred, mein Manfred was ist nur mit dir passiert!“ Die Konrektorin verlor jegliche Contenance. So emotional hatte sie noch nie einer zu Gesicht bekommen. Sie bekam einen Heulkrampf und kniete vor dem kleinen Blutfleck nieder. Immer wieder stammelte sie: „Manfred, Manfred was ist nur passiert?“. Hilflos stand die kleine Runde in dem Zimmer und jeder schien wie gelähmt. Niemand konnte sich bewegen oder eine Entscheidung treffen. Schließlich kam Frau Edelweiß vorbei. Wie immer hatte sie sich aus ihrem Zimmer gestohlen um ein paar Kopien zu machen. Die Kinder waren mit einer Aufgabe beschäftigt und während des Unterrichts war der Kopierer meistens frei. Das nutzte sie aus. Als sie die Tür des Rektorats offen stehen sah, trat sie ein. „Was soll denn dieser Auflauf
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