Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel: Ein Schulkrimi - Der erste Fall von Frau Edelweiß (German Edition)
hat er auf Sie gemacht?“ „Einen ganz normalen. Was meinen Sie mit der Frage? Er hat sich doch nicht selbst..?“ Sie wusste es eigentlich besser, sie hatte die Wunde gesehen. So verübte man keinen Selbstmord. Warum dieses Versteckspiel, hatte sie ein schlechtes Gewissen, fragte sie sich selbst. „Wo waren sie am Freitagnachmittag bis Samstagmorgen.“ „Fragen Sie mich jetzt nach einem Alibi?“ „Ich wiederhole: Wo waren Sie in dieser Zeit!“, fragte er in einem forscheren Ton nach. „Verdächtigen Sie mich etwa?“ Sie wusste insgeheim, dass sie sich mit ihrer unsicheren Nachfragerei nur noch verdächtiger machte, aber derPolizist ärgerte sie. „Wo?“ „Ich war zu Hause bei meiner Familie.“ „Kann das sonst noch jemand bezeugen?“ „Wieso ist das nötig?“ „Schließlich sind Sie eine der wenigen, die nicht auf der Nato-Party waren.“ „Was denn für eine Nato-Party?“ „Sie wissen nichts davon?“ „Wovon soll ich etwas wissen?“ „Ihre Kolleginnen und die zwei Kollegen haben bei Frau Munding eine Nato-Party gefeiert.“ „Wie, die Kollegen?“ „So wie es aussieht, waren alle dabei außer Frau Sommer und die zwei Fachlehrerinnen Frau Wimmer und Frau Hanser, ach ja und Frau Rose war auch nicht dabei.“ „Warum waren Sie nicht dabei?“ „Ich war ganz einfach nicht dabei, da ich nichts davon gewusst habe, gerade eben erfahre ich davon.“ Sie war wütend und beschämt zugleich. Was war da schief gelaufen? Die Kollegen schlossen sie aus und sie merkte es noch nicht einmal. War sie so unausstehlich? Konnte man sie nicht leiden und war nicht Frau genug, es ihr direkt ins Gesicht zu sagen? Es war so erniedrigend. Sie hatte nichts gemerkt. Nein, sie war sogar der Meinung, dass man sie schätzte. Klar regten sie sich hin und wieder mal auf, wenn sie wieder von dem Montessori- Kram anfing. Aber man war auch freundlich zu ihr. Sie hatte sich immer ein wenig distanziert, wenn es um persönliche Kontakte ging. Sie hatte eine Familie, Kinder um die sie sich kümmerte, im Gegensatz zu ihren vielen jungen Kolleginnen, die teilweise sogar noch Single waren. Sie saßen oftmals Tag und Nacht in der Schule, um den Unterricht vorzubereiten. Dazu hatte sie keine Zeit. Sie tat alles zu Hause. Sie schienen es zu akzeptieren. Es war ein harter Schlag für sie. Alle außer ihr waren eingeladen. „Wo haben sie denn gefeiert und warum?“, fragte sie niedergeschlagen nach. Der Polizist schien nicht zu bemerken, wie getroffen sie war. „Erzählen sie mir nicht, dass Sie nicht eingeladen waren, weshalb waren sie nicht anwesend?“ „Wo war das Fest?“, wiederholte sie ihre Frage. „Sie haben bei Frau Munding in Goldscheuer gefeiert. Anscheinend hatten einige Kollegen Angst um ihre Autos, da sie keine Garagen besitzen. Bei Frau Munding grenzt ein großes Ökonomiegebäude an, dort im Stall haben sie gefeiert. Die Autos haben wohl in der Straße geparkt, Goldscheuer war auf jeden Fall sicherer als Kehl und Strasbourg.“ „Das Verursacherprinzip.“ „Entschuldigung, was meinen sie?“ „Das Verursacherprinzip. Die Bürger Kehls waren sehr ungehalten darüber, als sie bei der Bürgerversammlung fragten, wer denn für eventuelle Schäden an Autos und Gebäude haftbar wäre. Es hieß, es herrscht das Verursacherprinzip. Schäden müsse der Verursacher begleichen, also zum Beispiel der Demonstrant. Da lag es auf der Hand, dass die Bewohner auf ihren eventuellen Schäden sitzen bleiben würden. Ich habe gehört, dass sich meine Kollegen darüber unterhalten haben, sie hatten große Angst. Besonders die Kollegen, die in Strasbourg wohnen. Herr Radeck hat immer wieder betont, dass wir als Landesbeamte zur Verfügung zu stehen hatten, wir durften den freien Freitag nicht nutzten, um zum Beispiel in ein verlängertes Wochenende zu fahren. So eine Idee wie mit der Nato-Party ist eigentlich ganz toll. Ich muss leider gestehen, dass man mich wohl ausgeschlossen hat. Ich wusste nichts davon.“ Der Beamte schaute sie wehleidig an. Er schien nun zu kapieren, dass hier eine Art Mobbing
vonstattengegangen war. „Dennoch müssen wir jetzt festhalten Frau Edelweiß, dass Sie zur Tatzeit kein Alibi haben.“ „Ich habe doch ein Alibi!“ „Nun, kein glaubwürdiges.“ „Das ist eine Unverschämtheit. Warum sollte meine Familie nicht glaubwürdig sein. Ich werde meine Nachbarn fragen, die haben mich bestimmt gesehen, so neugierig wie die sind. Die wissen doch noch vor mir welche Unterhose ich anziehen werde.“
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