Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel: Ein Schulkrimi - Der erste Fall von Frau Edelweiß (German Edition)
da mussten sich alle dran halten, das war hart, aber wir haben alle an einem Strang gezogen. Schauen Sie sich doch diesen Lotterhaufen an. Kaum ist der Chef weg, sind sie orientierungslos wie Schafe ohne Hirtenhunde. Führt sie zum Abgrund und sie springen ohne nachzudenken. Die sitzen im Lehrerzimmer und heulen sich die Augen aus, weil ihr armer Chef tot ist.“ „Sie trauern nicht?“ „Nein, und nur weil ich ihm keine Träne hinterherweine, heißt das noch lange nicht, dass ich ihn umgebracht habe. Das ist völlig absurd. Punkt.“ „Hmmm“. Der Polizist machte eine sehr lange Gedankenpause und fixierte Frau Edelweiß eindringlich. Sie hielt der Pause stand. Schließlich kannte sie solche Tricks in und auswendig. Sie hatte sich wie üblich gehen lassen. Manchmal ging einfach ihr Temperament mit ihr durch. Sie war normalerweise ein sehr besonnener Mensch, viele Menschen hielten sie im ersten Augenblick für sehr lieb und ruhig. Unter ihrer Oberfläche brodelte ein Vulkan, das bekamen alle zu spüren, die mit ihr umzugehen hatten. Es gab nur sehr wenige, die ihre Offenheit und Impulsivität zu schätzen wussten. Die meisten standen ihren Attacken hilflos gegenüber und mieden sie deshalb oder versuchten ihr gegenüber besonders nett und freundlich aufzutreten. Dass sie das gerade aufpeitschte, verstanden sie nicht. Sie wollte ehrliche und direkte Reaktionen. Wenn ihr was nicht passte, dann sagte sie es direkt und offen. Zugegebenermaßen tratschte sie auch gerne hinter dem Rücken der anderen, wenn sie es wissen wollten, konnten sie ihre Meinung aber auch direkt von ihr hören. Sie war es leid zu schleimen und zu heucheln. Dafür war sie einfach schon zu alt. Obwohl gerade erst Anfang vierzig, hatte sie eine berufliche Laufbahn hinter sich wie ein bunter Hund. Am Anfang konnte sie nichts dafür, dass sie von einer Schule zur nächsten geschoben wurde. In ihrem Abschlussjahrgang wurden nur die Einserkandidaten eingestellt. Ihr hatten nur sehr wenige Zehntel zur Einstellung gefehlt, aber ihre gute Note war zu schlecht gewesen. Natürlich hatten dennoch Lehrer gefehlt. So durfte sie von einem Vertretungsjob zum nächsten tingeln. Ob sie sich an den Arbeitsstellen bewährte oder nicht, interessierte niemanden. Wenn kein Geld vom Staat da war, dann wurde sie eben kurzfristig zu den Oster- oder Pfingstferien entlassen und dann je nach Haushaltslage wieder eingestellt. Was die Schüler in der Zeit taten, war Nebensache. Engagement verpuffte wie Wassertropfen in der Wüste. Nachdem sie sich einige Jahre von Vertretungsstelle zu Vertretungsstelle gehangelt hatte, wurde sie allmählich anspruchsvoller. Ihre Arbeitskraft wurde voll ausgenutzt und ausgebeutet. Ihre letzte Station war eine Privatschule in Strasbourg gewesen, danach war Schluss mit Katzbuckeln. Sie stand vor der Wahl. Magengeschwür oder Kündigung. Sie stellte sich dem Leben und dies war Grundstein für ihr jetziges Wesen, das manchmal so schwer zu handlen war. Irgendwann stand sie an einem Punkt, da sagte sie sich: „Das lasse ich mir nicht mehr gefallen, da kann ich als Putzfrau arbeiten und habe mehr davon. Mehr Geld, wenn man die horrenden Abzüge als Grenzgänger beachtet, und vor allem mehr Zeit. Und dann die dortigen Zerfleischungen von Schulleitung und Lehrern.“ Da hatte sie gelernt „Nein“ zu sagen, Position zu beziehen und sie hatte gelernt, dass man seine eigene Würde immer wahren muss, sonst schlägt es auf die Gesundheit und die Psyche. Sie würde nicht wie andere Kollegen bis zum Exitus schaffen, bis zur Psychiaterbank. Vorher zog sie die Reißleine. Es war ihr schon lange egal, ob die Kollegen sie liebten oder blöd fanden, wichtig war ihr Bauchgefühl. Es musste für sie okay sein und für die Schüler. Für die tat sie alles. Auch wenn sie es nicht jedem Schüler und jeder Mutter recht machen konnte. Nein, sie wollte es auch nicht jedem recht machen, sie wollte eine Linie fahren, die gesund und gut für das Kind war. Wenn ein Kind rotzfrech war, dann versuchte sie es zu erziehen, auch wenn sich die Mutter dagegen wehrte. Es war ihre Pflicht und vielmehr war es ihre Pflicht dem Staat gegenüber. Da war sie ganz auf der Montessori – Linie. Die Kinder sollten dazu erzogen werden, etwas für die Gemeinschaft zu tun. Nur wer sich selbst achtet, kann auch andere Menschen achten. Wenn sie es schaffte, Menschen zu erziehen, die an sich glaubten und ihre Fähigkeiten erkannten, Lerneifer entwickelten und gelernt hatten, dass einem Erfolg
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