Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel: Ein Schulkrimi - Der erste Fall von Frau Edelweiß (German Edition)
das Schulamt jemanden offiziell zuteilt. So sind wir nichts handlungsfähig. Wir brauchen jemanden, der die Vertretungen macht, die Beerdigungssachen in die Wege leitet und so weiter. „Typisch, dass die Irmgard, dieses Thema auf den Punkt bringt, die denkt halt noch mit“, dachte sie bewundernd. Alle schauten betreten zu Boden. „Wir müssen eine Person bestimmen, damit es hier weitergeht.“ Frau Wimmer meldete sich zu Wort: „Ich bin für Frau Edelweiß.“ „Wie bitte, das kann ja wohl nicht wahr sein“, fuhr Frau Edelweiß hoch. Sie hatte die Worte nicht laut ausgestoßen, aber sie waren doch zu hören gewesen. „Bitte, wir brauchen dich!“, flehte eine andere Kollegin. „Hallo! Gerade muss ich erfahren, dass mich einige Kollegen für fähig halten, einen Mord begangen zu haben und dann soll ich hier die Führung übernehmen! Sucht euch doch einen anderen Trottel. Und das ist nicht alles, was ich erfahren habe. Ich sage nur Nato – Party.“ „Na komm schon, sei nicht so nachtragend. Sag zu.“ „Ich bin aber nachtragend und wie.“ Das war alles zu viel für sie. Demonstrativ stand sie auf und ging aus dem Raum. Wieder befand sie sich in ihrem Klassenzimmer. Gefrusteter denn je. Das war einfach die Höhe. Das konnten sie nicht mit ihr machen. Ausschließen, aber wenn es drauf ankommt, dann soll sie in die Bresche springen. Andererseits, dann könnte sie den Laden endlich mal auf Vordermann bringen. Die vielen Dinge, die sie so gestört hatten, könnte sie angehen. Sie wollten es ja nicht anders. Sie hatten für sie gestimmt. Das Gefühl von Macht überschwemmte ihren Körper und ließ sie alle Bedenken beiseite fegen. Sie würden schon sehen, was sie davon hatten, wenn sie sie wählten. Die würden froh sein, wenn dann endlich die Stelle wieder offiziell besetzt wäre und sie sie wieder los wären. Ja, das fühlte sich wirklich gut an. Sie beruhigte sich schnell und ging wieder in das Lehrerzimmer. Die Kollegen saßen alle eng beisammen und waren in gefasster Stimmung. „Ach, da bist du wieder. Du brauchst dich nicht mehr aufzuregen. Unser Kollege Wehrdorf wird die kommissarische Leitung übernehmen. Wir mussten ihn zwar ein wenig überreden, aber er hat dann klein beigeben.“ „Dieser Schnösel“, dachte sie und ärgerte sich maßlos darüber, dass sie die Chance nicht ergriffen hatte. „Der ist gerade einmal drei Jahre an der Schule, grün hinter den Ohren bis zum geht nicht mehr, aber mit dem Männergen zur Genüge ausgestattet, das da wäre: Ich bin ein Mann, also bin ich erstens toll, zweitens ich kann alles, drittens bin ich sowieso der Beste und viertens fast alleine unter Frauen, so kann ich die Hahn-im-Korb-Stellung genüsslich ausnutzen. Der Radeck hatte ihn auch nicht gemocht. Irgendwie war er eine zukünftige Konkurrenz für ihn. Deshalb hatte er ihn sich immer klein gehalten. Da war es ihr noch besser ergangen. „Hätte er nicht ein Motiv gehabt ihn umzubringen? Zumindest im Affekt“, dachte sie. Die Liste der Schikanen war groß. Er durfte den ganzen Nachmittagsunterricht machen. Er hatte einen Stundenplan, der so mit Hohlstunden durchsetzt war wie ein Schweizer Käse. Fast jeden Tag war er unterwegs von 7.40 Uhr bis um 16.30 Uhr. Jeder andere Kollege oder Kollegin wäre da auf die Barrikaden gegangen und hätte sich bei der VBE der GEW oder dem Personalrat beschwert. Nicht so Herr Wehrdorf. Geduldig hatte er alles ertragen, hatte sogar gelobt, wie toll sein Stundenplan war, da konnte er in den Freistunden prima vorbereiten und am Nachmittag war er mit allem fertig und konnte unbelastet nach Hause gehen. Er lächelte immer noch, nachdem er fast jede Freistunde am Vormittag vertreten musste. „Der ist einfach widerlich in seiner hartnäckigen Charmeoffensive“, schüttelte sich Frau Edelweiß. So aalglatte Typen konnte sie nicht ausstehen. „Immer recht freundlich“ war seine Devise. „Nur immer schön lächeln, meine Zeit kommt noch“. Und wie sie gekommen war. „Nur weil ich blöde Kuh mich wieder einmal habe hinreißen lassen und auf beleidigte Leberwurst gemacht habe“. Wie ein Gockel stand er im Lehrerzimmer und ließ sich feiern. Er, der Retter des Kollegiums, konnte nun von seinem hohen Männerross herabsteigen und der verirrten Weiblichkeit seine Führung anbieten, die ihm auch noch aufgedrängt worden war. „Echt ätzend“, ging es ihr durch den Kopf. Der wurde nicht einmal rot, als er von allen weiblichen Fans umringt wurde. „Die Mädels schmachten den
Weitere Kostenlose Bücher