Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel: Ein Schulkrimi - Der erste Fall von Frau Edelweiß (German Edition)
vierten Klasse aus. Sie hatte Mathe in der Klasse und sie hatte den Max Herrmann in der Klasse. Der Sohn der Frau, die offen im Fernsehen über sie gewettert hatte. Sie hatte ihren Einfluss erfolgreich auf die anderen Eltern übertragen und auch die waren ihr inzwischen nicht wohl gesonnen. Im Kritisieren von Arbeitsmethoden, Arbeitsblättern, Arbeiten und so weiter waren diese Eltern zu Weltmeistern geworden. Sobald Frau Herrmann sah, dass sie in das Klassenzimmer ihres Sohnes schritt, stürzte sie mit eilenden Schritten zum Rektorat. Frau Edelweiß konnte sich die Unterredung mit ihrem neuen Chef bildhaft vorstellen. „Herr Wehrdorf, ich bin so froh, dass sie nun Herrn Radeck vertreten. Sie müssen mir ebenso zustimmen wie unserem Bürgermeister Herrn Locher, dass es unzumutbar für die Schüler ist, dass Frau Edelweiß, als Tatverdächtige, unsere Kinder unterrichtet. Seit dieser Sache hat mein Sohn Angstzustände und muss vom Psychologen betreut werden. Dass kann nicht das Ziel ihrer Schule sein, dass unsere Kinder von Mördern unterrichtet werden!“ Herr Wehrdorf wird sicherlich einen zaghaften Versuch unternehmen Frau Herrmann zu beschwichtigen, da er genau weiß, dass er mich nicht vom Unterricht entfernen darf. Er wird mit Worten ringen: „Aber Frau Herrmann, es ist nicht bewiesen, dass es Frau Edelweiß war und es hat ganz neue Tathinweise gegeben, die Frau Edelweiß zumindest etwas entlasten.“ Dann wird Frau Herrmann erst rot im Gesicht werden, ihre Augenlider werden flackern und dann wird sie zur Höchstform auflaufen. „Schade“, dachte Frau Edelweiß, dass sie das nicht miterleben durfte. Sie wollte gerne sehen, wie ihr frischgebackener Chef mit dieser Furie fertig werden wollte. „Ja, der Radeck, der konnte so was“, sie seufzte. „Werden die Menschen auch so milde von mir denken, wenn ich tot bin? Dem Radeck hatte es immerhin einige Sympathiepunkte eingebracht. Sollte sie nicht vielleicht unter einem Vorwand schnell eine Kopie im Sekretariat machen, da könnte man vielleicht etwas hören? Sie konnte der Versuchung nicht widerstehen und schlich sich von ihren Schülern davon. Schnell hatte sie ein Arbeitsblatt als Alibi hervorgezaubert und erschien im Sekretariat. Die Sekretärin begrüßte sie unwillig: „Frau Edelweiß, was machen sie denn hier. Sind sie nicht…?“ Sie konnte es nicht aussprechen.“ „Nein, ich bin nicht im Gefängnis, denn ich habe nichts getan.“ Die Sekretärin schnaufte erleichtert auf. „Da bin ich aber froh, ich konnte mir auch nicht so richtig vorstellen, dass, na Sie wissen schon.“ „Aber so ein bisschen richtig haben Sie sich das schon vorstellen können. Oder?“ Sie ging erst gar nicht darauf ein. „Machen Sie schon wieder Kopien? Sie wissen doch, dass wir unsere Kapazität längst überschritten haben. Die Stadt hat kein Geld und wir noch weniger!“ Das war das Lieblingsthema der Schulleitung gewesen. Nie war Geld da. „Bereiten Sie Ihren Unterricht effektiver vor. Wozu haben wir so viele schönen Schulbücher angeschafft.“ „Ich glaube nicht, dass ich mich mit einer Sekretärin über die Effizienz meines Unterrichts unterhalten muss.“ Sie geriet jetzt in Rage. Wer hatte denn das ganze Montessorimaterial bezahlt? Wer saß stundenlang, nächtelang an dem Freiarbeitsmaterial, damit keine Kopien gemacht werden mussten? In einem überzogen scharfen Ton antwortete sie: „Wissen Sie, Kopien sollen wir keine machen, Laminierfolie sollen wir keine benutzen. Wenn ich meinen Unterricht umstellen soll, muss man eben alternatives Material anbieten und dafür haben wir auch kein Geld. Wissen Sie wie viel Geld ich jedes Jahr für Arbeitsmaterialien und Laminierfolie und Stifte und Spiele und Lernwerkstätten ausgebe? Bei meiner Steuererklärung kamen da schon 3000 Euro zusammen“, und sie ergänzte in Gedanken: „Da werde ich ja wohl noch ein paar unnötige Kopien machen dürfen, um herauszufinden, was die Herrmann mit dem Wehrdorf anstellt.“ Zum Glück wurde Frau Wellert von einem Telefonanruf abgelenkt. Sie verdrehte die Augen: „Die Leclercs wieder“. Die Sekretärin verließ das Zimmer um im anderen ungestörter zu sprechen. Endlich hatte sie Gelegenheit zu lauschen. Was für ein Glück, dass der Kopierer direkt an der Tür zum Sekretariat stand. Sie ging ganz dicht an die Tür. Für den Fall, dass Frau Wellert zurückkommen würde, hatte sie die seitliche Öffnung des Kopierers geöffnet und tat so, als wolle sie einen Papierstau beseitigen. Sie
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