Frau Edelweiß und der Nato-Gipfel: Ein Schulkrimi - Der erste Fall von Frau Edelweiß (German Edition)
Der wäre ausgerastet.“ „Der wäre ausgerastet“, schon biss sie sich auf ihre Lippen. „Scheiß auf die guten Psychoratschläge, hör auf dein Bauchgefühl“, schalt sie sich. „Der wollte auf gar keinen Fall, dass ich da hin gehe.“ „Gibt es dafür einen Grund? Mir ist aufgefallen, dass du zusammengeschreckt bist, als der Markus dich angefasst hat.“ Lange Pause. Sie traute sich nicht ihre Vermutung auszuspinnen, wenn sie falsch lag und er seiner Mutter von dem Gespräch berichten würde, wäre sie geliefert. Max blickte plötzlich in sich gekehrt. Seine Haltung wurde abweisend. „Ich will nicht, dass Sie mir hinterherschnüffeln.“ „Das tue ich nicht, ich mache mir nur Sorgen um dich.“ „Machen Sie sich lieber Sorgen um sich selbst, der Papa hat da so was angedeutet, dass Sie mir nie wieder eine schlechte Note geben werden, sonst können Sie was erleben.“ „Das hat er nicht so gemeint.“ „Und ob der das so gemeint hat. Sie wissen gar nicht, wozu der alles fähig ist.“ Wieder lange Pause, sie bemühte sich das folgende sehr sachlich und nüchtern auszusprechen. „Zu was ist er denn alles fähig?“ Max starrte sie an. „Ich will jetzt wieder reingehen.“ Er stand auf und ging zur Tür. Frau Edelweiß machte keine Anstalten ihn zurückzuhalten. Irritiert blieb er stehen, den Türgriff hielt er heruntergedrückt. „Sie wollen mich nicht aufhalten?“ „Nein, Max, das ist deine Entscheidung, ob ich dir helfen soll oder nicht. Ich will mich nicht einmischen, ich will nur helfen. Wenn du nicht willst, ist das okay. Lass dich nicht von ihm kaputtmachen.“ „Kaputtmachen, he, was wissen sie denn schon.“ „Ich weiß nichts, deshalb frage ich ja dich. Was tut er dir an?“ „Tzz“, verächtlich stieß er diesen Zischlaut aus und dann ging er in das Zimmer. Ratlos blieb Frau Edelweiß auf dem Sofa sitzen. Es war nicht das erste Mal, dass sie ratlos, hilflos war und es würde nicht das letzte Mal sein. Diese Dinge verfolgten sie in ihren Träumen. Wenn sie dann nachts aufstöhnte, weil sie es nicht mehr ertragen konnte, ergriff ihr Mann ihre Hand und sagte: „Du bist nicht für alle Probleme dieser Welt verantwortlich. Er hatte so recht, wie oft hatte sie ihre eigene Familie, ihre Kinder vernachlässigt, weil sie sich für fremde Kinder verantwortlich fühlte. Resigniert ging sie in das Zimmer zurück. Die Stunde war bald um. Die Kinder hatten gut gearbeitet, wie sie beobachten konnte. Die meisten hatten sogar in ihrer Abwesenheit erst die Pflichtaufgabe, eine Karte aus der Sachaufgabenkartei, bearbeitet. Max saß mit gequältem Gesicht in der Ecke. Er starrte auf die Karteikarte, als wäre es ein Ausschnitt aus einer ägyptischen Papyrusrolle, mit unverständlichen Hieroglyphen bedruckt. „Frau Edelweiß“, sagte er, „können wir noch einmal?“ „Klar, sollen wir jetzt gleich?“ „Nein, nach dem Unterricht, kann ich da in ihr Klassenzimmer kommen, ich will nicht dass irgendjemand etwas mitbekommt.“ „Natürlich, ich warte in meinem Zimmer auf dich.“ Ihr Herz machte einen Sprung. Sie war froh, dass er sich ihr anvertrauen wollte, gleichzeitig war sie besorgt darüber, was er ihr erzählen würde. Wie sollte sie denn bloß reagieren, wenn er ihr zum Beispiel offenbaren würde, dass Herr Herrmann seinen Jungen schlug. Eine heikle Situation. Zum Wehrdorf brauchte sie da nicht zu gehen. Der Jungspund konnte da kaum adäquate Tipps geben. Wie immer war sie allein. Ungeduldig wartete sie auf den Pausenbeginn. Seit langem beschloss sie wieder mal in der Pause ins Lehrerzimmer zu gehen. Sie brauchte jetzt laute Betriebsamkeit. Bimmelnde Telefone, Hektik, Gesprächigkeit, Ablenkung. Das konnte man im Lehrerzimmer immer finden. Man wurde im Nu informiert über den neuesten Klatsch und Tratsch im Städtle. Unterhaltsam und laut ging es zu im Lehrerzimmer, ungeeignet um sich eine kurze Ruhepause vom Schulstress zu gönnen, aber genau richtig um auf andere Gedanken zu kommen. Herr Wehrdorf platzierte sich in der Mitte des Zimmers. „Ah, da ist ja unser Hausmeister“, rief er, als Herr Hafer gerade eintrat. „Hiermit darf ich Ihnen präsentieren: Den schnellsten Handwerker im Hanauerland. Erst gestern wurde von den Nachbarn der Schule gemeldet, dass das Dach undicht sei und voilà, schon ist der Makel behoben“, verkündete er stolz. „Ein Hoch auf den Hausmeister.“ Alle skandierten: „Ein Hoch auf unseren Herr Hafer.“ „Sie können sich sicher sein, dass ich bei der
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