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Frau Holle ist tot

Frau Holle ist tot

Titel: Frau Holle ist tot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Roland Stark
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klar, wie einer wie Fromm an Rohypnol kommen sollte«, fügte
er hinzu, aber dieser Einwand war recht schwach. Möglicherweise konnte der
angeblich geistig behinderte Fromm mehr, als sie alle ahnten. »Wir müssen noch
mal in das Haus der Fromms und nachsehen, ob wir mehr von dem Zeug finden. Und
wir müssen mit Waltraud Fromm sprechen, vielleicht weiß sie, wo ihr Sohn
steckt. Hoffentlich ist sie wieder vernehmungsfähig.«
    »Vor allen Dingen müssen wir alle Kräfte mobilisieren,
um Fromm dingfest zu machen und das Mädchen aus seinen Fängen zu befreien.
Haben Sie mich verstanden, Mayfeld?«
    »Sie haben laut und deutlich gesprochen, Herr
Staatsanwalt. Aber wir dürfen nicht den Fehler begehen und nur noch in eine
Richtung ermitteln, bloß weil wir einen plausiblen Verdacht haben. Wir dürfen
auch niemanden als Schuldigen darstellen, bevor wir Beweise haben, auch keinen
Behinderten.«
    »Was bilden Sie sich ein, mich juristisch belehren zu
wollen«, schnauzte Lackauf den Kommissar an. »Haben wir es eigentlich Ihnen zu
verdanken, dass der Kurier eine derart nichtssagende Notiz über den Fall
gebracht hat?«
    Die Frage ignorierte Mayfeld. Lackauf erhob sich und
verließ die Besprechung. Mayfeld verteilte die Aufgaben für den Tag.
    ***
    Eine letzte Zigarette wollte er auf dem Balkon der
Station rauchen, sagte sich Herbert Mayfeld. Heute würde er sich nicht in den
Keller verziehen wie während der letzten Tage. Von hier aus hatte er einen
wunderschönen Blick auf Rüdesheim, den Rhein, die Weinberge und die Germania.
Auf die verhüllte Germania.
    Ein Pfleger hatte ihm erzählt, dass das Denkmal
deswegen eingerüstet war, weil es restauriert und gesäubert, sozusagen vom
Dreck der letzten hundert Jahre befreit werden sollte. Da war einiges
zusammengekommen, ideell wie materiell. Vielleicht sollte man die kriegerische
Dame, die die Wacht am Rhein hielt, einfach verhüllt lassen, überlegte Mayfeld,
so schön war sie auch nicht. Aber mit dem Vorschlag würde er nicht durchkommen,
das ahnte er.
    Der Arzt hatte seine Visite schon gemacht und ihm jede
Menge ungebetene Ratschläge gegeben. Der alte Mayfeld war nicht wirklich sauer
auf ihn, schließlich machte der Weißkittel auch nur seinen Job, aber er hatte
nicht im Geringsten vor, sich an dessen Rat zu halten. Maximal ein Viertel Wein
pro Tag, weniger Fleisch und Wurst, täglich Sport und keine Zigaretten. Keine
Zigaretten! Sie leben dann länger und besser, hatte der Mediziner behauptet.
Länger, das mochte sein, aber wie man unter solchen Umständen besser leben
sollte, war Mayfeld völlig schleierhaft. Außerdem sollte er drei verschiedene
Pillen nehmen.
    Das würde er sich überlegen.
    »Hi!« Seine junge Freundin von der Intensivstation kam
auf den Balkon. Sie trug schwarze Jeans und ein schwarzes Sweatshirt. Auf dem
Shirt waren eine Fratze und der Schriftzug »princess of darkness« aufgedruckt.
    »Haste mal ’ne Flippe?«
    Mayfeld schüttelte eine aus der Packung und reichte
sie ihr.
    »Hast du dir überlegt, wo du hinwillst?«
    »Auf jeden Fall nicht nach Hause.«
    »Warum nicht?«
    Sie näherte sich ihm, setzte eine verschwörerische
Miene auf und flüsterte: »Weil sie mich dort vergiften wollen.«
    Diese Frau musste entweder zum Psychiater oder zur
Polizei, dachte der alte Mayfeld und wunderte sich über sich selbst. Doch weder
für das eine noch für das andere war sie zu erwärmen.
    »Wer will dich denn vergiften?«, fragte er.
    »Es ist besser, wenn du das nicht weißt. Ehrlich
gesagt, weiß ich es selbst nicht so genau.«
    Diese Selbstzweifel überraschten Mayfeld. Paranoiker
hatten meist zwar verworrene, aber ziemlich entschiedene Vorstellungen von
ihren Feinden. Vielleicht war das Mädchen doch nicht so verrückt, wie er
dachte.
    »Aber zu Hause ist die Gefahr besonders groß?«
    Sie nickte. »Wegen des Arschlochs. Er steckt mit ihnen
unter einer Decke.«
    »Du meinst deinen Pflegevater?«
    Sie nickte wieder und schnippte die Zigarette über die
Balkonbrüstung. »Ich hab zwar dem Irrenarzt erzählt, dass ich mir wegen eines
Typen das Leben nehmen wollte, ganz wie du mir geraten hast, aber es war
anders. Das Arschloch wollte mich vergiften. Er hat mir was in den Wodka getan.
Das kannst du mir glauben.«
    Das konnte man glauben, musste man aber nicht. »Und
woanders hättest du diese Angst, vergiftet zu werden, nicht?«
    Sie zuckte mit den Schultern. »Kommt drauf an, wo ich
bin. Bei dir hätte ich die Angst nicht.«
    Mayfeld seufzte. Seine Wohnung

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