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Frau Paula Trousseau

Frau Paula Trousseau

Titel: Frau Paula Trousseau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hein
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Paula. Wunderbar! Du klingst aber nicht gerade glücklich. Was ist los? Als du deinen Namen nanntest, hatte ich den Eindruck, du weinst.«
    »Man hat mir das Diplom mit einer dicken Ohrfeige überreicht. Am liebsten hätte man es mir verweigert.«
    »Wen kümmert das, Paula? In einem Jahr ist nur noch wichtig, dass du das Diplom hast.«
    »Ich weiß. Wollen wir es heute zusammen feiern? Ich lade dich ein.«
    »Heute? Ich bin mit einem Typen verabredet, aber dem sage ich ab, ich feiere lieber mit dir. Wann wollen wir uns treffen? Ich könnte hier um sechs Uhr verschwinden.«
    »Ich hole dich ab, Kathi. Ich bin um sechs im Warenhaus.«
    Mit Kathi ging ich in das winzige Café unter dem S-Bahn-Bogen. Wir mussten eine halbe Stunde an der kleinen Bar stehen, bevor zwei Hocker frei wurden. Ich bestellte Kaffee und Cognac für uns beide und erzählte ihr von meinen Prüfungen und den Querelen an der Hochschule.
    »Mein Gott, Paula, bei euch geht es ja zu wie im richtigen Leben«, sagte Kathi, »bei Gelegenheit kann ich dir Geschichten aus meinem Warenhaus erzählen, da legst du die Ohren an. Freu dich, dass du es überstanden hast. Wovon wirst du leben? Wenn du deinen Freddy wirklich verlassen willst, wird es eng für dich. An deiner Stelle würde ich ihn noch einige Zeit aushalten. Damit er dich aushalten kann.«
    Sie lachte auf, begeistert von ihrer eigenen Bemerkung.
    »Nein, ich möchte Klarschiff machen. Wir reden nicht mehr miteinander, wieso sollte ich da noch bei ihm bleiben?«
    »Er soll bezahlen, Paula, deshalb. Und wenn er jeden Abend ohnehin betrunken ist, wie du sagtest, dann hält sich der Schaden doch in Grenzen. Lass ihn nicht so schnell aus der Hand. Wenn du auf eigenen Füßen stehst, kannst du ihm immer noch den Abschied geben.«
    »Ich will das nicht. Ich käme mir so billig vor, wie eine …«
    »Ach was, Mädchen, nimm ihn aus. Er soll bluten, er hat lange genug seinen Spaß mit dir gehabt.«
    »Nein, Kathi, ich gehe. Ich komme schon zurecht. Notfalls male ich für deine Schaufenster, das hast du mir ja angeboten.«
    »Aber wir machen keine Kunst, unser Werbebudget gibt das nicht her. Bei mir wirst du wie ein Anstreicher bezahlt.«
    »Hauptsache, ich kann davon leben.«
    »Vielleicht hast du Recht. Nützen kann dir dein Freddy jetzt ohnehin nicht mehr.«
    Über die Rechnung erschrak ich, weil offenbar jede sieben Cognac getrunken hatte. An der frischen Luft wurde mir übel, ich atmete mehrmals tief durch. Kathi versuchte vergeblich, ein Taxi zu bekommen, und schließlich gingen wir zu Fuß durch das nächtliche Berlin in die Sredzkistraße. Der viele Alkohol und der Mokka hatten mich putzmunter gemacht. Wir setzten uns in ihre Küche, und ich bat Kathi, mir noch einen Cognac zu geben, ich hatte Lust, mich zu betrinken, doch sie hatte nichts im Haus außer zwei Flaschen Bier. Ich schüttelte mich.
    »Ich bleibe heute hier. Ich übernachte bei dir, einverstanden?«
    »Kein Problem. Ich muss allerdings früh raus,spätestens um acht muss ich auf der Arbeit sein. Wo willst du schlafen?«
    »Ich will mit dir schlafen.«
    »Fein. Dann sollten wir langsam ins Bett gehen, es ist spät geworden.«
    Ich stand auf und stolperte ins Zimmer. Auf der Klappliege türmten sich die ungemachten Betten. Ich streifte die Schuhe ab und ließ mich fallen.
    »Zieh mich aus«, sagte ich, »ich habe heute mein Diplom bekommen, heute will ich mich nicht selber ausziehen müssen, heute will ich bedient werden.«
    »Sollten wir uns nicht zuerst die Zähne putzen?«
    »Später, Kathi, alles zu seiner Zeit.«
    Kathi ließ ihr Kleid auf den Fußboden fallen, zog den BH und den Slip aus und begann dann, mich zu entkleiden.
    »Heb deinen Hintern hoch. Wie soll ich dir sonst die Hose runterziehen?«
    »Dein Problem, Kathi.«
    »Du machst es einem nicht leicht, Schatz.«
    »So ist es. Und ich habe auch nicht vor, es irgendeinem leicht zu machen. Selbst nicht einer nackten Katharina.«
    »Ah, heute kühn und keck, die Dame?«
    »Ach was. Ich bin nur ein bisschen betrunken.«
    Kathi legte sich neben mich und zog die Decke über uns. Diesmal war ich es, die die Initiative übernahm. Ich legte meine Hand auf ihren Bauch, fuhr langsam und zärtlich zur Brust hoch und streichelte ihre Brüste. Dann beugte ich mich über sie, küsste sie und legte mich mit dem ganzen Körper auf Kathi. Wir liebten uns heftig und hingebungsvoll, doch ich war nicht einen Moment ernst, ich lachte und kicherte immerzu und steckte Kathi mit meiner Albernheit an.

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