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Frau Paula Trousseau

Frau Paula Trousseau

Titel: Frau Paula Trousseau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hein
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willst?«
    »Sehr schön. Komm, wir ziehen uns Bademäntel über und setzen uns vor den Kamin. In fünf Minuten brennen die Scheite. Und du erzählst mir, wie der Mann aussehenmuss, der dir gefallen könnte. Wenn du schon wie ein Schulmädchen bist, solltest du mir auch deinen Traummann beschreiben. Und dann backen wir ihn.«
    Wir gingen spät schlafen und standen spät auf, wir frühstückten lange und sprachen unentwegt miteinander. Als ich am späten Vormittag mit der Bahn nach Hause fuhr, saß mir eine junge Frau gegenüber, die mich freundlich, aber so intensiv musterte, dass ich sie ansprach und fragte, ob wir uns kennen würden. Sie verneinte und sagte, ich wäre ihr aufgefallen, weil ich so strahlen würde. Ich war irritiert, sie entschuldigte sich und meinte, von mir gehe ein inneres Strahlen aus, ganz so als ob ich soeben erfahren habe, dass ich schwanger sei, und dann entschuldigte sie sich noch einmal für ihre Aufdringlichkeit.
    »Nein«, sagte ich freundlich, »ich bin nicht schwanger. Ganz gewiss nicht.«
    »Verzeihen Sie«, wiederholte sie, »ich war mir ganz sicher. Ich nämlich war damals besonders glücklich.«
    Ich wandte den Kopf und sah aus dem Straßenbahnfenster hinaus auf die vorbeigleitenden Häuserfassaden.
7.
    Am Sonntagmorgen klingelte Jan pünktlich um neun Uhr. Nach dem Frühstück fuhren wir mit seinem Auto aus der Stadt, er sagte mir nicht, wohin, es sollte für mich eine Überraschung werden. Zunächst ging es über die Autobahn, die wir in der Lausitzer Landschaft in Richtung Neiße verließen. Jan war wie ausgewechselt, er bemühte sich, charmant zu sein, um mich zu beeindrucken. Ich nahm es erleichtert zur Kenntnis, denn nach seinem letzten Besuch hatte ich es bereut, seine Einladung angenommen zu haben, ich fürchtete, es würde unerquicklich undnervend mit ihm, ich wollte mir das nicht mehr zumuten. Wenige Kilometer vor Bad Muskau verließ er die Fernverkehrsstraße, wir fuhren eine von Traktoren und Maschinen zerfurchte Teerstraße entlang. Hinter einem kleinen Dorf war die Landstraße plötzlich zu Ende, Jan parkte den Wagen auf einem Feldweg, und wir stiegen aus. In der Ferne war die Niederung der Neiße zu sehen, die ansteigende Uferböschung der anderen Seite, aber die in dem flachen und baumlosen Land unübersehbaren Grenzpfosten und Warnschilder hinderten uns am Weitergehen. Die Äcker waren umgebrochen, die Erde schimmerte kalt und feucht. Ich fröstelte und sah Jan fragend an.
    »Nein«, beantwortete er lächelnd die nicht gestellte Frage, »wir fahren gleich weiter. Zu einem Freund von mir, er wohnt in der Nähe, keine fünf Minuten von hier. Ich wollte nur einen Blick auf den Fluss werfen, doch näher herangehen dürfen wir nicht, wenn wir keinen Ärger bekommen wollen. Außerdem haben wir für einen Spaziergang über den Acker nicht das richtige Schuhwerk.«
    Du hast nicht nur die falschen Schuhe an, dachte ich, während ich Jan ansah, der einen dunklen Anzug trug, wen willst du beeindrucken, vermutlich jeden. Er lief um das Auto herum, blieb zwei Schritt vor mir stehen, sah mich an und verkündete: »Wir müssen miteinander reden, Paula.«
    Bitte nicht, dachte ich, sagte aber lediglich: »Mir ist kalt, wollen wir nicht weiterfahren. Wir können doch bei deinem Freund reden.«
    Er verzog das Gesicht, als hätte ich ihn geohrfeigt. Wir stiegen ins Auto, er beugte sich vor, griff nach dem Zündschlüssel, drehte ihn aber nicht um, sondern wandte den Kopf, der fast auf dem Lenkrad lag, zu mir.
    »Ich habe ein riesiges Problem«, sagte er, »ich habe mich in eine Dame verliebt. Ich habe mich Hals über Kopfin eine Dame verliebt, die nichts von mir wissen will. Ich habe mir gesagt, lass die Finger von ihr, du wirst sie nicht zwingen können, dich zu lieben, das wird dir nie gelingen. Du wirst dich zum Idioten machen, du wirst tiefunglücklich werden, also gib beizeiten auf. Geh ihr aus dem Weg, melde dich nicht bei ihr. Falls sie dich anrufen sollte, bleibe kühl und gelassen und mach dir keinerlei Hoffnungen. Doch sie wird dich eh nicht anrufen, heute nicht, morgen nicht, nie. Sie hat nämlich kein Interesse an dir. Das sage ich mir jeden Tag, schon frühmorgens, wenn ich in den Rasierspiegel schaue. Es hilft leider nichts, denn ich habe mich rettungslos in diese Dame verliebt.«
    Er hatte sich zurückgelehnt und die Augen geschlossen.
    »Das kommt vor«, sagte ich, »das kenne ich. Das habe ich auch einmal durchgemacht. Es war sehr unangenehm, und ich wusste nicht, wie

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