Frau Paula Trousseau
und er bemühte sich, mich zum Lachen zu bringen. Als ich ihm schließlich sagte, dass er gehen müsse, weil ich arbeiten wolle, fragte er, wann wir uns wiedersehen würden. Schon in der Tür, sagte er, ich könne mir nicht vorstellen, wie glücklich er sei.
»Ich ahne es«, sagte ich, »denn du hast den ganzen Morgen nicht ein Wort über Stefan und diese Filmrolle verloren.«
»Habe ich dich gestern damit genervt?«
»Nein. Aber gestern gab es nichts Wichtigeres für dich.«
»Das ist nicht wahr. Du warst auch schon gestern das Wichtigste. Ich glaube, ich liebe dich, Frau Trousseau. Und diese Rolle, die bekomme ich außerdem.«
16.
In diesen Wochen wollte ich für Altenburg drei Bilder fertig bekommen, von denen ich ein paar Vorstellungen im Kopf hatte, bei denen ich aber bisher nur zu Vorarbeiten gekommen war, zu Bleistiftskizzen und Kohlezeichnungen. Bei meiner ersten Einzelausstellung wollte ich keinen Fehler begehen. Wenn ich erfolglos bleiben würde, so wollte ich mir zumindest keinen Vorwurf machen müssen. Außerdem hatte ich noch die kleinen Aufträge auszuführen, die ich keinesfalls vernachlässigen durfte. Ich brauchte das Geld, ich lebte von der Hand in den Mund und musste sehr genau rechnen. Ich hatte fünf Monate zuvor wochenlang nur mit Bleistift und Kohle gearbeitet, weil ich für die etwas besseren Ölfarben das Geld nicht besaß, aber fest entschlossen war, die billigen Farben nicht mehr anzurühren, sie machten zu viel kaputt, sie waren zu blass, sie strahlten nicht, sie wirkten schmutzig. Ich wollte wenigstens so viel Geld haben, dass ich mir die richtigen Farben bestellen könnte und auch das richtige Papier; beim Malen wollte ich mich nicht einschränken müssen. Bei den Bilderrahmen für die Altenburger Ausstellung würde mir die Galerie behilflich sein, es solltenfür mich keine Kosten entstehen, so war es abgesprochen.
Stephanie Mebus besuchte mich Ende Juni, zwei Stunden lang schaute sie sich meine Arbeiten an und sagte dann, sie sei jetzt sehr froh, mich auszustellen, froh und auch erleichtert, da sie bisher wenig von mir gesehen und sich nur auf die Empfehlung von Fred Waldschmidt verlassen habe. Die Ausstellung werde am dreiundzwanzigsten September eröffnet und wie alle anderen Ausstellungen vier Wochen lang gezeigt. Sie würde sich freuen, wenn ich nicht nur zu Beginn und zum Ende der Ausstellung nach Altenburg käme, sondern auch zwischendurch für Gesprächsrunden zur Verfügung stehen könnte.
»Wir müssen ein wenig die Trommel für Sie rühren, Paula, von nichts kommt nichts. Spielen Sie also nicht die Unnahbare. Wir brauchen einen Erfolg, wir beide, und Sie noch mehr als die Galerie.«
Dann fragte sie, ob ich allein lebe.
»Neuerdings«, antwortete ich ihr.
»Waren Sie mit Waldschmidt zusammen? Ich habe so etwas gehört. Entschuldigen Sie, wenn ich Sie frage.«
»Ja, ein Jahr. Aber es war ein Irrtum. Vielmehr, er war ein Irrtum.«
Stephanie Mebus lachte auf: »Kann ich mir vorstellen. Und man kann Männer nicht ändern. Menschen kommen fix und fertig auf die Welt, man kann sie nicht erziehen, auch nicht die Kinder und die Babys, das ist alles mit der Geburt vorbei. Und einen Mann kann man schon gar nicht ändern, man muss mit ihm auskommen oder ihn verlassen. Immerhin, er hat Sie mir empfohlen. Das war doch sehr generös, und für Waldschmidt sehr ungewöhnlich.«
»Als er mich empfahl, waren wir wohl noch zusammen. Ich habe keine Ahnung, was er heute über mich redet. Oder vielmehr, ich ahne es.«
»Und darum wollen Sie ihn nicht für die Eröffnung?«
»Ich möchte am liebsten gar keine Rede. Die Bilder sollen für sich sprechen.«
Stephanie Mebus lachte auf: »Das kann ich verstehen, aber so geht das nicht. Die Besucher wollen eine Erklärung, eine Interpretationshilfe. Sie wollen wissen, was sie zu sehen bekommen. Man muss es ihnen erklären, sonst sind sie ratlos. Doch seien Sie unbesorgt, ich finde jemanden, unter dem Sie nicht allzu sehr zu leiden haben.«
Beim Verabschieden sagte sie, sie werde sich darum kümmern, dass ihr Museum eins meiner Bilder ankaufe. Meinen Dank wies sie zurück: »Wir haben von jedem, der bei uns ausgestellt hat, ein Bild gekauft. Das habe ich vor Jahren durchgesetzt. Bei jeder Vernissage klebt auf einem Rahmen vom ersten Tag an ein roter Punkt auf dem Bild, für das wir uns entschieden haben. Reich werden Sie davon allerdings nicht, das will ich Ihnen gleich sagen.«
Jan meldete sich noch immer gelegentlich, aber wir sahen uns
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