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Frau Paula Trousseau

Frau Paula Trousseau

Titel: Frau Paula Trousseau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hein
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sehen?«
    »Du nicht, meine Liebe?«
    »Pariani, Pariani, Pariani«, murmelte Sibylle. Dann stand sie auf und meinte, es sei für sie Zeit, ins Bett zu gehen. Sie streichelte mir übers Haar und küsste mich auf die Stirn.
    »Bis gleich«, sagte sie zu ihrem Mann und verließ das Zimmer.
    »Ich werde noch ein letztes Glas trinken«, sagte Marco. »Leistest du mir Gesellschaft? Möchtest du auch noch einen Schluck Wein?«
    »Danke, nein. Ich gehe auch ins Bett.«
    »Habe ich dich verwirrt, Paula?«
    »Nein. Überrascht.«
    Wir gingen zusammen in die Küche, er nahm einen Wein aus dem Kühlschrank und schnitt mit einem Messer den Plastikverschluss ab.
    »Schade, dass es mit Waldschmidt und dir nicht geklappt hat. Ich fand, ihr beide habt gut zueinander gepasst. Aber Freddy ist wohl recht anstrengend?«
    »Ja. Und ich bin es auch.«
    »Schade, sehr schade. Seit ihr nicht mehr zusammen seid, bekomme ich dich überhaupt nicht mehr zu Gesicht.«
    »Freddy wäre alles andere als erfreut, wenn ihr mich zu euren Gesellschaften einladen würdet.«
    »Das ist ja kein Grund, dass wir drei uns nicht sehen, Sibylle, du und ich. Ich glaube, Sibylle hängt an dir. Und ich auch.«
    Er hatte den Korken aus der Flasche gezogen, goss Wein in ein Glas und bot es mir an. Ich schüttelte den Kopf und ging zur Tür.
    »Ich habe sogar den Eindruck, Sibylle ist ein wenig in dich verliebt. Das soll vorkommen.«
    Für einen Moment erstarrte ich. Er weiß nichts, sagte ich mir, gar nichts, überhaupt nichts. Verlegen kicherte ich, dann wandte ich mich zu ihm um: »Ich weiß nicht, was du meinst, Marco. Kann es sein, dass deine Fantasie mit dir durchgeht?«
    »Ich glaube nicht, aber was weiß ich! Andrerseits, wenn ihr beiden euch gern habt, ist doch nichts dagegen einzuwenden. Wir leben nicht im Mittelalter, Hexenverbrennungen sind nicht mehr angesagt.«
    Ich sah ihm in die Augen und versuchte, schroff und abweisend zu wirken. Ich spürte, er belauerte mich, registrierte jedes Wort, jede Geste von mir sorgfältig, versuchte, die geringste Gesichtsregung zu deuten.
    »Was willst du mir damit sagen?«
    »Es stört mich nicht«, erwiderte er, »ich weiß nicht, wieso, aber wenn du und Sibylle, wenn ihr zwei irgendetwas miteinander hättet, es würde mich nicht stören. Ganz anders wäre es bei einem Mann, da wäre ich eifersüchtig. Ich kann es dir nicht erklären, aber mit einer Frau, das ist für mich etwas ganz anderes.«
    Ich schnaubte belustigt und lachte ihn schließlich aus. Meine Hand lag noch immer auf der Türklinke, als diese nach unten ging. Sibylle erschien in der Küche, sie trug einen Bademantel über ihrem Nachthemd und sagte, die Wasserflasche neben ihrem Bett sei leer.
    »Und warum steht ihr in der Küche? Setzt euch doch ins Wohnzimmer.«
    »Dein Mann besitzt viel Fantasie, Sibylle, vielleicht etwas zu viel.«
    »Hat er dir noch eine Vorlesung über Polygamie gehalten?«
    »So etwas Ähnliches. Es scheint ihn sehr zu beschäftigen. Du solltest auf ihn aufpassen, er denkt unentwegt daran.«
    »Was war denn?«
    Pariani hatte sich an die Wand gelehnt und betrachtete uns amüsiert. Er schien die Situation zu genießen.
    »Er glaubt, dass du und ich, dass wir …«
    »Dass wir ein Verhältnis haben?«
    »So ungefähr.«
    »Tatsächlich? Ich glaube, er wünscht es sich, er träumt davon. Die Vorstellung, dass wir zwei intim miteinander sind, gefällt dir. Nicht wahr, Pariani, das würde dich reizen?«
    »Es geht nicht um meine Träume, Liebste, ich wollte nur wissen, woran ich bin. Sind wir zu zweit, sind wir zu dritt?«
    »Wollen wir es ihm sagen, Paula?«
    »Was?«, fragte ich und hatte Mühe, meine Stimme ruhig zu halten. Ich drückte meine Fingernägel in die Handballen, um die kleine Panik zu bekämpfen, die mich bei Sibylles Worten überfallen hatte. Ich sah sie irritiert an, sie beobachtete vergnügt ihren Mann.
    »Pariani, komm ins Bett, du hast genug getrunken«, sagte sie schließlich.
    »Ich dachte, ihr wolltet mir etwas sagen. Statt uns jetzt wortlos ins Bett zu verziehen, sollten wir uns noch einen Moment ins Wohnzimmer setzen. Ich gieße uns allen ein Glas ein, und ihr erzählt mir, was ich nicht weiß, aber vielleicht wissen sollte.«
    Er nahm die drei Weingläser mit einer Hand auf, griff mit der anderen nach der Flasche und hielt sie seiner Frau entgegen.
    Sibylle schüttelte den Kopf: »Ach, Pariani, manchmal bist du wie ein kleiner Junge. Was glaubst du denn? Dass ich dich nicht liebe? Komm jetzt, wir langweilen

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