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Frau Paula Trousseau

Frau Paula Trousseau

Titel: Frau Paula Trousseau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Hein
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nein, schon als Frau Mosbach in mein Zimmer kam, um mir zu sagen, Sibylle wolle mich sprechen, wusste ich, dass und wieso sie mich einladen würde, dass sie Sehnsucht nach mir hatte, dass sie die gleiche Sehnsucht hatte wie ich. Ich wusste, dass sie mich liebte und dass ich zu einer Verabredung ging, zu einem Rendezvous.
    Sibylle hatte sich aufgerichtet, sie stützte sich auf einen Arm und betrachtete mich. Mit der anderen Hand streichelte sie meine Stirn, meine Nase, meine Lippen, ließ ihre Finger über meinen Hals gleiten und meine Brüste. Dann beugte sie sich über mich und küsste mich auf den Mund. Es gefiel mir und ich genoss ihre Liebkosungen. Sie flüsterte meinen Namen und legte sich auf mich, fasste mit beiden Händen meinen Kopf und küsste mich und flüsterte und küsste mich immer wieder. Ich legte eine Hand auf ihren Rücken, und in diesem Moment schien ein Stromschlag durch mich hindurchzulaufen. Mein ganzer Körper zuckte, und ich ließ mich fallen und fallen und fallen und versank in einem glühendheißen Mahlstrom, seine Wirbel zogen mich in die Tiefe und schleuderten mich empor, um mich sofort wieder zu packen, mich in den Fluten zu ertränken. Ich hörte mich schreien, eine langgezogene, dumpfe Wehklage, ein Stöhnen. Und dann verlief sich die Flut, und ich lag reglos und ermattet da, die Augen geschlossen. Ich wollte nur noch so liegen bleiben und nichts weiter. Nichts. Gar nichts.
    »Hallo, Paula«, sagte Sibylle.
    Sibylle nahm meine Hand und legte sie auf ihre Brust. Meine Finger zitterten. Sie bemerkte es und legte beruhigend ihre Hand auf meine. Sie küsste meine Wange, nahm mein Ohrläppchen zwischen die Zähne, flüsterte mir ins Ohr, sie verführte mich, wie ich noch nie verführt wordenwar. Ich genoss es, wie sie mir ihren Körper zeigte, wie sie mich dazu brachte, sie zu berühren, sie zu erkunden, ihre empfindsamsten Stellen mit den Fingerspitzen zu entdecken. Ich erlebte bei ihr und mit ihr das, was ich mir von meinem allerersten Liebeserlebnis erträumt hatte.
    Wir ließen uns viel Zeit, ich wusste nicht, ob wir eine Stunde oder zwei zusammen waren, ich hatte jeden Sinn für die Zeit und die Welt verloren. Mit ihr erlebte ich etwas, was ich zuvor nicht gekannt hatte. Es war nicht die Liebe zu einer Frau, es war die Liebe selbst, die Zärtlichkeit, die Sinnlichkeit, die Lust. Ich ließ keinen Gedanken, kein Nachgrübeln zu. Ich wollte dieses Beisammensein mit Sibylle genießen, ich wollte es erleben, gleichgültig, was danach passieren oder wie ich mich hinterher fühlen würde. Ich ließ mich von ihr führen, ich gab mich einem zuvor nie erlebten Rausch hin.
    Ich lächelte mit geschlossenen Augen, ich weigerte mich, sie zu öffnen, ich wollte die Erschöpfung genießen, mich ihr hingeben, sie auskosten. Ich hatte noch nie so rasch einen Orgasmus bekommen, so rasch und so heftig und so durchdringend. Ich lächelte und dann lachte ich, ich lachte über mich. Ich verstand mich nicht, ich verstand gar nichts, aber es war schön.
    Wir gingen schließlich ins Bad nebenan und duschten gemeinsam, und auch das wurde zu einem Fest. Ihre Hände cremten mich mit dem Seifenschaum behutsam ein, ihre Finger glitten über den Körper, und meine Haut nahm jede ihrer Zärtlichkeiten gierig auf. Als sie den Duschkopf an meinem Körper entlangführte, von oben nach unten und von den Füßen bis zur Stirn, hielt sie ihren Kopf dicht daneben und küsste die geduschten Körperteile. Als ihre Lippen mein Handgelenk berührten, die alten Narben meiner frühen Verzweiflung, schaute sie auf, sah mir in die Augen und sagte kein Wort. Sie und Kathi haben nieetwas dazu gesagt, wofür ich sie beide umso mehr liebte. Sibylles Lippen strichen wie warme Sonnenstrahlen über meinen Körper, ihre Küsse waren wie ein leiser Hauch, der meine Haut kaum berührte. Dann gab sie mir die Dusche, und ich begann, mit ihr zu spielen. Sie lachte über mich, weil ich immerzu die Augen geschlossen hielt, aber ich konnte sie dadurch viel intensiver genießen, und ich wollte das grüne Licht nicht verlieren, das noch immer hinter meinen geschlossenen Lidern zu sehen war.
    Wir trockneten uns nur flüchtig ab und gingen wieder ins Bett, die feuchten Körper dampften leicht. Sibylle beugte sich unvermittelt über mich und biss mir in den Hintern. Ich schrie auf, drehte mich aus ihrem Griff und biss sie ebenfalls. Wir schrien beide auf vor Schmerz und Lust und Spaß. Schließlich blieben wir erschöpft nebeneinander liegen. Ich fühlte

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