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Frau Schick macht blau

Frau Schick macht blau

Titel: Frau Schick macht blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Jacobi
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Ernüchterung – ab. Die Hochzeit ist bislang wohl nur ein reines Fantasieprodukt von Frau Schick.
    »Schön«, sagt die, »obwohl ein bisschen Brandy im Blut bei Ihrem Auftrag heute nicht schaden könnte.«
    Herberger runzelt alarmiert die Stirn »Welcher Auftrag? Frau Schick, ich habe momentan keine Zeit für einen Ihrer Einfälle. Ich will zu Nelly.«
    Frau Schick nimmt Herberger den Teller weg und zieht einen Schmollmund.
    »Herr Herberger, ich bin doch wohl die Letzte, die sich Ihnen und Nelly in den Weg stellt. Ich habe Ihre Hochzeit fix und fertig geplant! Samt Torte. Beim Probieren ist mir gestern beinahe schlecht geworden, bis ich endlich eine hatte, die ohne Sahnekringel oder Buttercreme auskommt. Nach allem, was ich für Sie getan habe – von diesen fantastischen Spiegeleiern und dem Verlobungsring ganz zu schweigen –, ist es doch nicht zu viel verlangt, dass Sie mir einen kleinen Gefallen erweisen, bevor wir heiraten.«
    »Wann?«
    »Sobald Sie sich Schuhe angezogen und meinen Jaguar vorgefahren haben.«
    »Frau Schick, ein anderes Mal spiele ich gern wieder Ihren Chauffeur, aber heute müssen Sie sich ein Taxi bestellen!« Herberger wischt sich erbost den Mund mit der Serviette.
    »Ein Taxi? Sie hatten zwei Wochen Urlaub auf Tahiti und jetzt soll ich mir ein Taxi nehmen? Schämen Sie sich!«
    »Ich hatte keinen Urlaub, Frau Schick. Ich habe gearbeitet.«
    »Ferienaufsätze für Illustrierte schreiben und Urlaubsfilmchen drehen ist doch kein Beruf für Sie!«
    »Wenn ich Sie daran erinnern darf: Ich bin Reisereporter und war nie Ihr Chauffeur!«
    »Doch, das waren Sie, und das bei fürstlichem Gehalt.«
    »Das war nur mein Inkognito für den Jakobsweg, und der liegt hinter uns! Gönnen Sie den Kollegen von der Taxiinnung ihr karges Brot.«
    Frau Schick setzt mit wütendem Klirren seinen leer gegessenen Teller auf einer heißen Kochplatte ab. Herr Engels, der sich bislang an einem Stahlbecken der Reinigung von Pfannen hingegeben hat, rettet den Teller flugs in Richtung Spülmaschine und sich aus der Schusslinie des Blickduells, das sich zwischen Tisch und Herd entspinnt.
    »Ein Taxifahrer wird kaum den Pferdeanhänger mitnehmen, Herberger!«, faucht Frau Schick. »Außerdem müssen wir diskret vorgehen. Wir können uns keine Zeugen leisten.«
    »Wozu um alles in der Welt brauchen Sie einen Pferdeanhänger und keine Zeugen?«, zischt Herberger und ärgert sich im selben Moment, dass er so dumm ist, nachzufragen, statt auf der Stelle die Küche zu verlassen.
    »Für den Eeeeesel!«
    Herberger schiebt seinen Stuhl zurück. »Ihren spontanen Eselkauf müssen wir auf ein anderes Mal verschieben. Und ich würde mir die Sache an Ihrer Stelle gründlich überlegen. Esel brauchen viel Platz, bis zu sieben Kilo Heu am Tag, dazu Hafer und regelmäßige Hufpflege. Sie neigen zu lautem Geschrei, sind oft bissig und haben einen legendären Hang zu Blähungen, Parasitenplagen und Wurmbefall in jeglicher Körperöffnung. Was dem Besitzer unappetitliche Behandlungsmethoden abverlangt.«
    Frau Schick dreht sich begeistert zu Herrn Engels um. »Ist er nicht sensationell? Herberger weiß einfach alles. Wie gut, dass er uns hilft und …«
    »Frau Schick, ich helfe Ihnen auf keinem Fall bei einem Eselkauf. Schon gar nicht heute Abend.«
    »Ich will den Esel nicht kaufen, sondern klau … also … befreien natürlich! Bettina hat mir vorhin per Eilanruf mitgeteilt, dass der Zirkus heute Abend weiterzieht und der arme Zerberus höllische Qualen leidet. Er steht hungernd auf einer Wiese mitten in einem Gewerbepark«, empört sich Frau Schick. »Wir müssen sofort eingreifen. Haben Sie denn gar kein Herz?«
    »Nicht für einen Zerberus. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte, ich muss mich duschen und rasieren.«
    Der Drachen in Wanderkluft verstellt ihm den Weg. »Dazu bleibt hinterher reichlich Zeit. Unser kleiner Ausflug nach Hürth-Knapsack dauert maximal eine halbe Stunde, sagt Herr Engels, und mein neuer Schrebergarten liegt praktisch um die Ecke.«
    »Dann kann ja Herr Engels Ihren Jaguar samt Hänger nach Hürth-Knapsack fahren.«
    »Herr Engels fährt aus Prinzip kein Auto, und schon gar keinen Jaguar. Außerdem braucht er Ihre tatkräftige Unterstützung, um Zerberus von der Wiese zu holen und in den Garten zu bringen! Sie selbst haben gesagt, dass Esel eigenwillige Kreaturen sind.«
    »Dann haben Sie ja Ihr ideales Haustier gefunden.« Herberger schiebt seine Kontrahentin zur Seite und dreht sich zur Tür. Nichts

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