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Frau Schick macht blau

Frau Schick macht blau

Titel: Frau Schick macht blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Jacobi
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»Jawohl«, nickt sie der Kerze im Einmachglas zu. Dass Herr Engels nicht anders denkt, haben ihr seine gellenden Verzweiflungsschreie verraten, als Zerberus stur auf seinen Enkel zuhielt. Diese Schreie kamen aus der tiefsten Kammer eines großen Herzens. Genau wie Engels’ Freude über die Freundschaft zwischen seinem Enkel und ihrem Esel.
    »Das bringt Niklas endlich auf andere Gedanken«, musste er zugeben.
    Frau Schick hat eben noch Striegelbürste, Hufkratzer, Zaumzeug, Entwurmungssalbe und ein Eselhandbuch bei Nelly bestellt. Besser gesagt, bei ihrer Mailbox. Wäre doch gelacht, wenn sie Nelly mit einem Esel und lukrativer Gartenarbeit nicht von ihren dämlichen Lockenwicklern weglocken könnte. Sie hat Nelly dafür ein sehr, sehr gutes Gehalt angeboten.
    Frau Schick setzt ihre Brille ab und legt sie neben das beleuchtete Einmachglas auf dem Gasofen. Zum Träumen braucht man keine Brille.

16.
    »Wahnsinn, Mama!«, kreischt Becky. Sie sitzt an Nellys Schreibtisch im Wohnzimmer und scrollt begeistert eine Suchmaschinenseite herunter, klickt die nächste an. »Unser Flashmob ist schon auf allen wichtigen Videopages und mehreren Fanseiten abrufbar. Unter ›News zu Jörg Barfeld‹ steht es ganz oben. 547 neue Treffer! Sogar auf Promiflash, Promipranger, gossip.de und TMZ Deutschland . Du und Papa, ihr kommt direkt nach Heidi Klum. Wow! Wenn die Story samt Film ab morgen von einer professionellen Seedingagentur im Netz gesät wird und die Zeitungen online und gedruckt nachlegen, geht die Post ab.«
    »Mach sofort meinen Computer aus!«, schreit Nelly aus dem Schlafzimmer zurück. »Du hast vier Wochen, nein, ein halbes Jahr Handy- und Internetverbot!«
    Becky zieht eine Schnute. »Hey, sei nicht so biestig. Deine Ohrfeige zum Abschluss war der Knaller. Viel überzeugender als Papas Kuss. Du kommst tierisch echt rüber, die Schlussaufnahme ist super verwackelt, genau wie Papas Gesichtsausdruck. Da merkt kein Schwein, dass das der Startschuss für eine Werbekampagne ist. Sieht aus wie real life. «
    »Becky hörst du nicht? Mach den Computer aus!«, brüllt Nelly noch einmal. »Das Internetverbot gilt ab JETZT, und dein Praktikum bei Gut & Edel ist beendet!«
    Becky verdreht die Augen. »Das Praktikum ist Pflicht! Wer sagt denn immer, ich soll meine Hausaufgaben machen, damit aus mir was wird?«
    »Ricarda kann dir ein Zeugnis schreiben, und ich werde dir für die verbliebene Woche ein Praktikum besorgen, bei dem du etwas anderes lernst, als Handys zu klauen, zu lügen und Leute hinters Licht zu führen!«
    Becky hört nicht hin. Sie hat eine kleine Randnotiz der Lokalpresse zum gestrigen Abend entdeckt. Es geht um einen Polizeieinsatz im Foyer des Esplanade-Hotels und einen »randalierenden Fan bei spektakulärer Promiparty mit Jörg Barfeld«. Haha, von wegen Fan!
    Sie kann sich denken, wer da unbedingt mit Rucksack in die »Bond Bar« wollte und als mutmaßlicher Autodieb verhaftet wurde. Das passt zu dem unrasierten Latin Loser . Ihrer Mutter hat dieser Windhund in Spanien ja auch den Mietwagen geklaut. Schön, dass der endlich dingfest gemacht worden ist. Das nennt man gut gelaufen. Jetzt kann sich Nelly ganz auf die Arbeit konzentrieren. Es gibt reichlich zu tun.
    Ein Handy klingelt. Es ist Nellys.
    Becky geht ran. »Oh, hi. Ja, sie ist jetzt wach«, sagt sie betont geschäftlich. Sie saust samt Handy ins Schlafzimmer.
    Nelly liegt wie erschossen in ihrem Bett.
    »Papa will dich sprechen!«
    Nelly zieht sich entnervt die Decke über den Kopf. »Ich ihn aber nicht. Nie wieder! NIE WIEDER.«
    Becky reißt ihr die Decke weg und presst das Handy zwecks Schalldämpfung gegen ihre Brust. »Jetzt hab dich nicht so! Du kannst Papa doch nicht ewig abwimmeln. Immerhin hat er gestern unter meiner Aufsicht die ersten zehntausend Euro online überwiesen. Er nimmt die Ohrfeige sportlich. Jetzt müssen wir nur noch euer Happy End durchplanen.«
    Nelly schnellt aus dem Kissen nach oben. »Happy End?« Sie reißt Becky das Handy aus der Hand und funkelt ihre Tochter wie eine gereizte Hornisse an. Dann drückt sie kurz das Telefon an ihr Ohr. »Wag es ja nicht, hier jemals wieder anzurufen. Und halt dich vorerst von Becky fern!«, schreit sie und drückt ihren Exgatten weg. Sie wirft das Handy auf die Decke und fixiert ihre Tochter mit Stahlblick. »Welchen Unfug hast du dir noch ausgedacht? Raus mit der Sprache.«
    Becky lässt sich auf die Bettkante fallen und angelt mit Schmollmund nach dem Handy, das erneut bimmelt.
    Nelly

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