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Frau Schick macht blau

Frau Schick macht blau

Titel: Frau Schick macht blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Jacobi
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schlecht. »Worüber hat er denn habilitiert?«, fragt sie, wird aber überhört.
    Was seine Körperlänge betrifft, mag Detlev zu kurz gekommen sein, aber in Sachen Lautstärke ist er ganz groß. »Herrn Engels’ Pferdemist ist mir scheißegal!«, blafft er in raumfüllender Lautstärke die Walküre an. »Von mir aus können du und dein bekloppter Professor Pinguinkacke auf Clytemnestra kippen, solange du sie ordnungsgemäß zurückschneidest und nicht auch noch meine Schubkarre klaust, um eure Mistfuhren auszubringen.«
    Frau Schick wundert sich immer mehr. Es gibt doch wohl keine Lehrstühle für Pferdemist und Pinguindünger! Und von obdachlosen Professoren, die mit ihren Enkeln in Wäldern hausen müssen, hat sie eigentlich auch noch nie gehört. Irgendetwas stimmt da nicht. Dieser Einstein Engels muss ihr so einiges verschwiegen haben. Gespannt spitzt sie die Ohren. Mal hören, ob die beiden Kampfhähne im Eifer des Gefechts mehr über diesen Lügenbold verraten.
    »Ich habe mir deine Schubkarre lediglich entliehen«, schnappt Frau Pracht in Richtung Detlev. »Früher hast du sie mir geradezu aufgedrängt und Clytemnestra selbst zurückgeschnitten.«
    »Früher hast du mir ja auch Marmelade gekocht und mich um Hilfe gebeten«, schnappt der zurück. »Aber ohne mich zu fragen war die Entwendung meiner Schubkarre ein Verstoß gegen Paragraph zwei unserer Gartenordnung, also Diebstahl. Hat dein Professor dich angestiftet? Das würde passen. Ich hätte nicht übel Lust, diesen Kleinkriminellen anzuzeigen.«
    Die Walküre gerät kurz ins Wanken. »Professor Engels ist nicht kriminell!«
    »Oh doch.«
    »Er ist ebenso wenig kriminell wie ich!«
    »Aha! AHA!«
    Na jetzt wird es aber spannend, findet Frau Schick.
    »Das dauerhafte Bewohnen einer Gartenanlage ist streng untersagt«, belehrt Detlev die Walküre. »Ich könnte natürlich auch auf eine Anzeige verzichten, wenn du endlich die Finger von diesem Kerl lässt.«
    So ist das also, schließt Frau Schick und unterdrückt ein Lächeln. Hier geht es gar nicht um geklaute Schubkarren, sondern um Herzdiebstähle! Napoleon hat Liebeskummer und Herr Engels anscheinend ein Fistanöllchen mit der Walküre. Na, wer mit Pferdemist um Frauenherzen wirbt, hat nichts Besseres als Frau Pracht verdient. Ach, es macht sie ganz fuchtig, dass sie diesen Halunken im Traum beinahe geküsst hätte. Rein versehentlich natürlich. Trotzdem ärgerlich, sogar höchst ärgerlich. Beinahe so ärgerlich, wie die Walküre gerade klingt.
    »Mich kannst du gerne anzeigen, ich schlafe schließlich auch oft hier, aber wage ja nicht den Professor anzugreifen! Der hat deine Schubkarre nicht einmal angeguckt. Was willst du Hasenfuß überhaupt noch hier? Du hast deinen Garten doch längst aufgegeben.«
    »Meinen Garten verteidige ich unter Frau Schick wieder bis zur letzten Zucchini.«
    »Ach, auf einmal!«, schäumt Walküre Pracht. »Ich will dir mal was sagen, du elender Paragraphenpapagei: Dich will hier niemand mehr haben. Wer beim Anblick eines Baggers sofort die Vereinsauflösung anstrebt und diesen Wald im Stich lässt, ist nicht nur feige, sondern kriminell feige! Was hat man dir dafür eigentlich gezahlt?«
    Detlev-Napoleon stürmt die Hütte. »Heidemarie, ich habe dich einmal sehr gemocht, aber seit du im Frühling deinen Professor angeschleppt hast, nachdem er sich jahrelang einen feuchten Kehricht um die Gärten und die Gemeinschaft gekümmert hat, spinnst du komplett! Du und dieser obdachlose Unkrautzüchter, ihr habt in meinem Verein nichts zu suchen.«
    Jetzt langt’s! Frau Schick nimmt den Kampf um ihre Reitgerte wieder auf, aber Walküre Pracht weicht keinen Millimeter und brüllt jetzt ebenfalls: »Professor Engels hat ein Recht, hier zu sein. Das Land hat, wie du weißt, über Generationen seiner Familie gehört, und das würde es noch, wenn er nicht in Finanznöte geraten wäre, du Schnürsenkelbügler!«
    Walküre Pracht wallt drohend auf Detlev zu.
    Na endlich! Frau Schick greift zu und hat ihre Reitgerte zurück. »Dürfte ich jetzt bitte SOFORT hier raus«, verlangt sie mit energisch erhobener Gerte. »Ich muss meine Kolonie einmal gründlich in Augenschein nehmen.«
    Frau Pracht dreht sich erstaunlich behände und mit viel Schalgeflatter wieder von Detlev weg und zu ihr um. »Natürlich dürfen Sie unsere Kolonie besichtigen! Und danach trinken wir ein schönes Tässchen Ingwertee bei mir. Ich muss Sie meinen Rosen und Herrn Engels’ Bienen vorstellen!« Beherzt will

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