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Frau Schick macht blau

Frau Schick macht blau

Titel: Frau Schick macht blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Jacobi
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muss wissen, wie prekär die Lage für Professor Engels ist«, hat Blogger alle Einwände von Frau Pracht vom Tisch gewischt. Keine Frage, Tom Blogger ist der richtige Verbündete für ihr Weihnachtsmann-Verhör. Er hat ihr geraten, den Professor mit seinen Ölbienen aus der Reserve zu locken und dann behutsam in Richtung Niklas zu lenken, der ein fanatisches Interesse an Herbergers Rückkehr entwickelt hat.
    Warum nur hat sich der Knirps bei der Polizei als Herbergers Sohn ausgegeben? Herberger wäre mit ein wenig Übung sicher ein passabler Vater, aber eine derart spontane Zuneigung von einem verschlossenen Kind wie Niklas ist erstaunlich. Ja geradezu beunruhigend, zumal er seinen Opa vergöttert und sicher nicht von ihm weg will.
    »Vorsicht, der Schirmständer!«, warnt Frau Schick ihre Matratzenträger, die eben die letzten Treppenstufen bewältigen. »Jetzt ein Linksschwenk rückwärts und immer geradeaus, schon sind Sie draußen.«
    Mit zufriedenem Nicken beobachtet sie, wie die beiden Männer über den Kiesweg knirschen und die Matratze verladen. »Eins, zwei, drei, vier«, zählt sie die Koffer durch, die draußen stehen und vom Taxifahrer in den Hänger gewuchtet werden. Blogger sprintet zurück ins Haus und fragt nach einer Kehrschaufel.
    Frau Schick deutet zur offenen Kellertür und zieht eine von Nelly geschriebene Liste aus der Hosentasche. Mal sehen, ob sie nichts vergessen hat.
    Kaffee
Kaffeefilter
Wandersocken
Bettsocken
Unterwäsche
Bettwäsche
Gebissreiniger
Rei in der Tube
Waschzeu g
Pantoffeln
Ausgehschuhe
Schopenhauers Die Kunst, Recht zu behalten !!!
2 Flaschen Bärenfang für das Verhör mit Herrn Engels!!!!!
warmer Pyjama
luftiger Pyjama
zwei hübsche Kleider für das Fest
    Frau Schick nickt zufrieden. Sie hat an alles gedacht. Eines der Kleider ist für sie, eins für Nelly. Sie haben beinahe dieselbe Größe, und Etuikleider von Givenchy kommen dankenswerterweise nie aus der Mode. Nelly wird in Givenchy und Taubengrau bestimmt hinreißend aussehen, ein wenig nach Audrey Hepburn, wenn sie die Augen so gekonnt aufreißt, wie ihre Becky das kann. Wird Zeit, dass Nelly mal etwas von ihrer Tochter lernt.
    Sie faltet die Liste zusammen und steckt sie weg. Was sie vergessen haben, können sie später besorgen. Es ist höchste Zeit zurückzufahren.
    Blogger hat seine Fegerei beendet und trägt behutsam eine entwurzelte Orchidee an ihr vorbei. »Darf ich die mitnehmen und für das Tropenhaus hochpäppeln? Ist eine Badewannenorchidee, ein echter Leckerbissen für südamerikanische Prachtbienen.«
    Frau Schick nickt angetan. Ist mal was anderes, junge Männer mit Blumen glücklich machen zu können.
    Sie dreht sich zur offenen Kellertür um. »Nelly, wir müssen los«, ruft sie die Treppen hinab. »Sind Sie fündig geworden?«
    »Nein«, schallt es aus den Tiefen des Kellers zurück. »Hier gibt es nur meterweise alte Steuerordner aus den Jahren 1955 bis 1975, einige für Bewirtungsquittungen mit der Aufschrift ›Karneval & kölscher Klüngel bis 2003‹ und für … ›Bahnhof- und Lokomotivankäufe‹?« Nelly taucht mit ratlosem Ausdruck in den Augen und einem Stapel Aktenordner, die sie zwischen Kinn und Armen einklemmt, am Fuß der Treppe auf. »Soll ich die mitnehmen?«
    »Nein, die brauchen wir nicht, darin hat Paulchen nur seine Märklinbahnen aufgelistet. Davon konnte dieser Kindskopf gar nicht genug haben. Gibt es nichts mit der Aufschrift ›Wald, Garten, Grünzeug‹ oder ›Grundstücke‹?«
    »Nein, tut mir leid«, bedauert Nelly.
    »Macht nichts«, seufzt Frau Schick. »Es hätte mich, ehrlich gesagt, auch erstaunt. Paulchen hat sich immer einen Heidenspaß daraus gemacht, Geschenke an unmöglichen Orten zu verstecken und zu tarnen. Meine ersten Brillantohrringe hingen im Kronleuchter, und Paulchen sagte, ich solle suchen, bis mir ein Licht aufgeht. Zu Ostern hat er mal eine Nerzstola mit Gummibändern, zwei Knopfaugen und einem Gebiss in einen Hasen verwandelt und neben die Abfalltonnen gesetzt. Das Scheusal hätte ich vor Schreck beinahe mit dem Jaguar überfahren.«
    Im Keller kichert es.
    »Das war nicht witzig«, sagt Frau Schick. »Die Stola sah aus wie eine Riesenratte, und die Fabergé-Eier in der Mülltonne sind nie wieder aufgetaucht, weil Paulchen sie über meinen Unfall mit den Tonnen vergessen hat. Na, macht nichts, ich finde vergoldete Eier ohnehin albern. Reine Staubfänger, und um den Hals hängen kann man sie sich auch schlecht.«
    »Der Notar Ihres

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