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Frau Schick macht blau

Frau Schick macht blau

Titel: Frau Schick macht blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Jacobi
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den Paulchen nie, nie, nie leiden konnte, weil der ein richtig krummer Hund ist und Paulchen Anfang der Sechzigerjahre mal die Rolle des Prinzen im Karneval mit unanständig hohen Bestechungssummen vor der Nase weggeschnappt hat. Fortan war Tönnheiß für sie und Paulchen nur »der Tünnes«, und Prinz wollte Paulchen nie mehr werden, dabei hätte das so schön zu ihm gepasst.
    Ob ihr Patensohn von dem Waldverkauf gewusst hat? Wahrscheinlich nicht, aber selbst wenn er informiert wurde, was sollte Johannes dagegen haben, dass die Firma ohne sein Zutun ganz herrlich floriert? Er selbst hat Pottkämper und dem Geschäftsvorstand schließlich Prokura erteilt, wohl wissend, dass in den Köpfen dieser Lackaffenbande statt Gehirnen Taschenrechner sitzen, die den Preis von allem und den Wert von nichts kennen.
    Neben dem Katasterauszug hat Pottkämper gestern eine Bauskizze zurückgelassen, die das Ausmaß der Verwüstungen verdeutlicht. Was von diesem Wald übrig bleiben soll, ist allenfalls eine Karikatur von Natur. Am Waldeingang sind sogar Schrankenhäuschen geplant, und falls der Grundwasserspiegel es zulässt, soll unter Zerberus’ Weide eine Tiefgarage entstehen, damit der Ausblick auf einen schäbigen Rest Waldsaum nicht von Autos verstellt wird.
    Frau Schick seufzt. Um und um wird Paulchen sich im Grabe drehen, weil seine Firma mit Röschens Wald und dem Tünnes Geschäfte macht, aber der Verkaufsvertrag zwischen der Schick und von Todden GmbH und Tönnheiß ist juristisch kaum noch anfechtbar. Schon gar nicht bis Mittwoch, wenn Planierraupen und Baumsägen ihr genehmigtes Zerstörungswerk beginnen und eine Zufahrt für Kräne und Bagger in den Wald fräsen. Bis mitten hinein ins Herz der Kolonie.
    Kein Wunder, dass die Schrebergärtner Sack und Pack zusammentragen, ihre Lauben räumen und Schuppen leeren, um sich dem Anblick der unaufhaltsamen Zerstörung ihrer jahrelangen Arbeit zu entziehen. Für die Mehrzahl war der Garten ihr ganzer Stolz, nicht selten ein Lebenswerk.
    Die Entschädigungssummen, die einige im Namen der Schick und von Todden GmbH erhalten haben, sind zum Schämen niedrig. Der arglose Popesch hat sich von einem überaus arglistigen Pottkämper gehörig über den Tisch ziehen lassen. Einen Ersatz für diesen unbezahlbaren Wald werden die Koloniebewohner ohnehin nirgends finden.
    Höchst bedrückt und bedröppelt haben die geprellten Pächter gestern das Fest für die »Retterin von Waldfrieden« abgebrochen. Mit einer Mischung aus unerträglichem Mitleid für sie und unverhohlener Verachtung für Pottkämper sind sie auf einen stummen Wink von Herrn Engels hin aus dem Vereinsheim geströmt.
    Der Professor sah besonders zornig aus und war hellauf entsetzt, als Blogger auf die Theke sprang, um den abziehenden Pächtern einen Aufruf zu »sofortiger Gegenwehr mit allen Mitteln« nachzubrüllen. Einzig Kalle Unkrautex hat dem Aufruf Folge geleistet und dem »Fottgeseech von Kammerpott« eine Ohrfeige verpasst. Beinahe verpasst. Es war ein Fehler, ihm Getränke auf Kosten des Hauses anzubieten. 18 Kölsch taugen leider nicht als Zielwasser. Darum ging der Hieb ins Leere und Kalle zu Boden. Lediglich sein Mageninhalt, der sich dank Bauchlandung über Pottkämpers Budapester ergoss, roch nach erfolgreicher Gegenwehr.
    Die war Herrn Engels alles andere als recht. Mit einem Prankenhieb hat er erst Blogger von der Theke gezerrt, sodann mit einem Klammergriff Kalle aufgelesen und beide aus dem »Gießkännchen« geschleift. Verfolgt von einer protestierenden Becky und einem ungeschlagenen Pottkämper, der erfreut eine sofortige Anzeige wegen tätlicher Bedrohung und Beleidigung in Tateinheit mit erheblicher Sachbeschädigung ankündigte.
    Nur Popesch und Frau Pracht sind bei Frau Schick geblieben, um schreiend ihre Kampfhandlungen wiederaufzunehmen, während Nelly nach lieb gemeinten Trostversuchen den Saal geputzt und Frau Schick hernach mit Frau Pracht in die Laube gebracht hat.
    Die Walküre hat Blumenwasser verordnet, während Nelly ihr das Bett aufgeschlagen hat. Beide waren rührend bemüht, Frau Schick aufzumuntern, und haben das Gegenteil bewirkt: Frau Pracht hat ihre Tarotkarten rausgefummelt und einen explodierenden Turm gezogen, was kaum als ermutigende Aussicht gedeutet werden kann. Sie sollte diesen Kokolores wirklich lassen, solange es keine Karten mit gesprengten Baggern gibt.
    Nellys eindringliche Versicherung, Frau Schick habe in ihr und Herberger treue und verlässliche Freunde, war auch

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