Frau Schick macht blau
seiner Blockhütte zu organisieren.
Popesch, Nelly und die Walküre sind später zu der Nachtsitzung dazugestoßen, und nun versammelt sich der harte, wenn auch übermüdete Kern der Kleingartenguerilla am Tisch, um Frau Schick Bericht zu erstatten und das weitere Vorgehen zu planen.
»Möchten Sie den Sitzungsbeginn einläuten?« Popesch alias Töller bietet ihr mit feierlicher Stimme und unter heldenhaftem Verzicht auf seine Führungsrolle ein Messinggießkännchen mit Klöppel an.
Frau Schick lehnt dankend ab. »Eine Glocke ist bei einem musikalischen Mann wie Ihnen besser aufgehoben, außerdem bin ich in Fragen der Geschäftsordnung sicher auf Sie angewiesen.«
»Sein Läuten ist in der Tat recht melodisch«, lobt eine nach wie vor versöhnliche Frau Pracht. »Mit fünf Glocken und einem Gartenschlauch bekommt Detlev sogar den Frühlingsstimmenwalzer hin.«
»Ich denke, ein Kännchen und meine Reitgerte genügen für unsere Zwecke«, versichert Frau Schick, die von Gartenschlauchwalzern nicht sonderlich viel hält.
»Ganz, wie Sie wünschen«, sagt die Walküre und deutet Herrn Töller, sich samt Glocke auf den Stuhl neben Frau Schick zu setzen.
»Oh, das ist sehr zuvorkommend, liebe Heidemarie«, bedankt sich brav Herr Töller.
»Keine Ursache, Detlev«, antwortet nicht minder artig die Walküre. »Aber geläutet wird nur auf Anweisung von Frau Schick! Ein paar Festgäste haben noch Kopfschmerzen. Die Heartlander waren gestern mal wieder zu laut. Ich gehe mal nach Zerberus und Niklas schauen, der Junge hat genug geschlafen.«
»Wecken Sie doch auch den Professor«, bittet Frau Schick. »Ich meine, wo das Ganze doch seine Idee war.«
»Der ist schon unterwegs«, erklärt die Walküre, bestückt ein Frühstückstablett für Niklas und kommandiert Blogger zwecks näherer Erläuterungen an die Seite von Frau Schick. Herr Töller greift eifrig zum Messingkännchen.
»Erst wenn Frau Schick es erlaubt«, ermahnt ihn die Walküre und enteilt mit ihrem Tablett, während Blogger neben Frau Schick Platz nimmt.
»Herr Engels ist noch in der Nacht aufgebrochen, um einen guten Bekannten aufzusuchen, der bei ihm über Bienen promoviert hat und jetzt ein hohes Tier im Amt für Landschaftspflege ist«, berichtet Blogger. »Der Professor ist zuversichtlich, dass sich Dr. Kubuleit zu einer Waldinspektion und einem Eilgutachten über bedrohte Pflanzen- und Tierarten bewegen lässt. Damit könnten wir die Bagger am Mittwoch vorerst stoppen. Vielleicht sogar auf Dauer, falls Sie bereit sind, den teuren Behördenkrieg und zusammen mit Dr. Kubuleit die medienwirksame Außendarstellung unserer Initiative zu übernehmen. Sie wissen ja, Herr Engels scheut die Öffentlichkeit.«
»Natürlich bin ich dazu bereit, obwohl Professor Engels das bei Weitem bessere Aushängeschild für die Initiative wäre. Vor allem auf T-Shirts. Denken Sie nur an die weltberühmten Fotos von Einstein! Herr Engels hat einen ebenso schönen Charakterkopf und, wenn ich mich nicht täusche, noch mehr Haare!«
»Für die T-Shirts nehmen wir die Hamster«, wirft Becky trotzig ein. »Weihnachtsmänner sind zu saisonal.«
»Hamster sind hübsch, aber austauschbar, Herr Engels nicht«, verteidigt Frau Schick Herrn Engels. »Und sein Professorentitel macht auch mehr her.«
»Nur, wenn er sich mit einem Feldhamster abbilden lässt«, findet Becky.
»Wir haben verdammt noch mal keine Hamster«, geht Blogger mit entnervtem Augenrollen dazwischen. »Und Professor Engels möchte weder genannt noch«, er verdreht die Augen und spricht in Kursivbuchstaben weiter, » auf T-Shirts abgebildet werden . Er …«
Popesch läutet so eigenmächtig wie energisch mit dem Gießkännchen.
Frau Schick erteilt ihm nachträglich die Erlaubnis dazu und überlässt ihm die Anmerkungen über ordnungsgemäße Antragstellung, die allen am Tisch die willkommene Gelegenheit geben, sich Frau Prachts Frühstück zu widmen.
Nachdenklich nippt Frau Schick an ihrem Tässchen Nellykaffee. Der geradezu paranoiden Öffentlichkeitsscheu von Herrn Engels muss sie endlich auf den Grund gehen, genau wie seiner absonderlichen Vorliebe für nächtlich Besuche. Erst bei ihr und jetzt sogar bei Grünflächenbeamten. Na, eins nach dem anderen. Die Hauptsache ist, dass er wieder den Rebellen in sich entdeckt hat und seinen Verbleib im Wald plant. Sehr erfreulich, höchst erfreulich.
Sie stellt die Tasse ab und konzentriert sich auf Detlevs Vortrag über Baggersperren, an denen einige
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