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Frau Schick macht blau

Frau Schick macht blau

Titel: Frau Schick macht blau Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Jacobi
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einem Gähnen und setzt sich auf. »Wollen wir uns nicht lieber in meine Blockhütte zurückziehen?«, schlägt er nach einem kurzen Blick auf die Landvermesser jenseits der Hecke vor. »Ich habe noch einiges zu erledigen, und dieser Pottkämper muss für Sie ein abstoßender Anblick sein. Sie sollten Aufregung und Menschen wie ihn meiden.«
    »Ich liebe Aufregung«, versichert Frau Schick.
    Der Professor kraust in milder Besorgnis die Stirn. »Es wäre mir lieb, wenn Sie mehr auf sich achtgeben. Die Kolonie braucht bald Ihren vollen Einsatz.«
    Sie schenkt Herrn Engels ein Lächeln. Nein, wie reizend, der Mann versteht es wirklich, Komplimente zu machen. Baut richtig auf.
    Das Gesicht des Professors bleibt ernst. »Heidemarie hat mir gestern Nacht Ihren besorgniserregenden Schwächeanfall von Sonntag geschildert!«
    Diese dumme Petze Pracht!, ärgert sich Frau Schick. Mit einem Mann wie Professor Engels möchte sie nun wirklich nicht über Herzgeschichten reden, schon gar nicht im medizinischen Sinne.
    »Ich fühle mich sehr wohl«, protestiert sie. »Ihre Mission bei Dr. Kubuleit war schließlich ein Erfolg. Bitte erzählen Sie mir mehr über darüber. Was genau erwartet Kubuleit von uns?«
    »Später. Erst einmal muss ich nach Niklas schauen. Wir haben uns seit gestern Abend nicht gesehen.« Engels macht Anstalten, sich aus seinem Liegestuhl zu erheben.
    Verdeckst! Dieses Problem hat Frau Schick über die Aufregung mit den Landvermessern und die wundervollen Nachrichten von Dr. Kubuleit glatt vergessen.
    »Sie müssen nicht nach ihm schauen«, beeilt sie sich, Herrn Engels zurückzuhalten. »Niklas ist … bei Nelly.«
    Jedenfalls bald, wie Nellys erster Anruf von unterwegs hoffen lässt. Sie ist Herbergers Streckennotizen zunächst mit Bloggers Van gefolgt, dann hat sie zu Fuß weitergemacht und eine mehr als eindeutige Spur entdeckt. Den Hühnerhut. Niklas hat ihn in einer Pilgerhütte bei irgendeinem Turm vergessen, und ein Wandertrupp konnte Nelly von einem Mann mit Rucksack berichten, der es sehr eilig hatte, von dort wegzukommen. Genau wie neben ihr gerade der Professor.
    »Hilft Niklas im ›Gießkännchen‹ aus?«, erkundigt sich Herr Engels noch immer aufbruchbereit.
    Also wirklich. Sie hat die Nase gründlich voll von Kerlen und Kindern, die nichts anderes im Sinn zu haben scheinen, als stiften zu gehen.
    »Nein, ich habe die zwei auf einen Spaziergang geschickt«, improvisiert Frau Schick. Abgesehen davon, dass Nelly und Niklas noch ein paar Kilometer trennen dürften, stimmt es ja auch fast. »Mir schien es ratsam, Niklas von den kleinen Scharmützeln mit den Landvermessern fernzuhalten. Wir wollen das Kind ja nicht in Gefahr oder auf dumme Gedanken bringen.«
    Zu ihrer Erleichterung scheint das Thema damit pädagogisch wertvoll abgehandelt zu sein. Herr Engels wirkt jedenfalls bereit, zu bleiben.
    Flugs beginnt sie wieder über die Rettung der Kolonie zu plaudern. »Dr. Kubuleit muss Sie sehr schätzen.«
    »Scheint so. Vor allem war er mir was schuldig«, seufzt Engels. »Nun, in jedem Fall ist er der richtige Mann für Ihr Vorhaben. Kubuleit ist ein äußerst listiger Verschleppungstaktiker.«
    Das dürfte er vom Professor gelernt haben, der ihr noch so einige Wahrheiten schuldet, findet Frau Schick. »Warum sind Sie dann nicht schon viel eher zu ihm gegangen?«, greift sie so harmlos wie möglich ihre gestern Abend gescheiterten Verhörversuche wieder auf.
    »Sie wissen, dass mir öffentliche Spektakel zuwider sind«, erklärt Herr Engels unwirsch, »und dank Kubuleit dürften die nicht lange auf sich warten lassen. Er hat exzellente Kontakte zu Medien und konfliktfreudigen Umweltverbänden. Sein Name hat Gewicht.«
    »Ihrer doch auch«, wagt Frau Schick sich weiter vor. »Sogar in …« Nein, das Stichwort »Oxford« verkneift sie sich besser. Das hat gestern nirgendwo hingeführt.
    »Mein Name und meine Person«, fährt der Professor geringschätzig fort, »wären für Ihre Initiative das denkbar schlechteste Aushängeschild. Vertrauen Sie auf Kubuleit. Er wird einen Riesenwirbel veranstalten, um Ihre Gartenkolonie zu erhalten.«
    » Unsere Gartenkolonie«, korrigiert Frau Schick. Also wirklich, jetzt hat selbst der Professor Probleme mit den Possessivpronomen. Das muss am ständigen Umgang mit der Walküre liegen.
    Herr Engels schüttelt bedächtig den Kopf. »Die Kolonie Waldfrieden gehört allein Ihnen. Niklas und ich müssen weg sein, bevor der Medienrummel losgeht. Sobald er zurück ist und

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