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Frau Schick räumt auf

Frau Schick räumt auf

Titel: Frau Schick räumt auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Jacobi
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draußen.
    »Was ist denn jetzt schon wieder?«, ereifert sich Hildegard. »Wenn wir heute wieder nicht pünktlich und programmgemäß reisen, beschwere ich mich beim Veranstalter!«
    Paolo kehrt mit bedrücktem Gesichtsausdruck in den Speisesaal zurück. »Perdone, aber es gibte ein Problem mit unsere Busse.«
    »Ich hab’s gewusst, ich hab’s gewusst«, triumphiert Hildegard.
    »Schscht«, macht Bettina. »Lassen Sie den armen Mann doch erst einmal ausreden.«
    »Sie haben mir gar nichts zu sagen.«
    »Hildegard!«, wirft sich Ernst-Theodor in die Schusslinie und fängt sich prompt einen vernichtenden Blick seiner Frau ein.
    Paolo erklärt mit hilflosen Gesten, dass der Reisebus einen Kupplungsschaden hat, der dringend repariert werden müsse. Des Weiteren bedauere Herr Viabadel, sie keine weitere Nacht beherbergen zu können. Da ein Ersatzbus frühestens in Viana zu haben ist, sind die Alternativen für diesen Wandertag bescheiden: Die Gruppe kann entweder in der Finca auf eine hoffentlich erfolgreiche Reparatur warten oder bis Viana durchmarschieren. »Aber«, sagt Paolo bedauernd, »das wären über vierunddreißig kilómetros und achte Stunden zu die Fuß.«
    »Eher achteinhalb!«, wirft Herberger ein, der mit sehr wütendem Gesicht im Türrahmen des Speisesaals aufgetaucht ist.
    Paolos Schultern sinken herab. »Zu viel, viele zu viel.«
    »Und außerdem ist diese Strecke im Programm überhaupt nicht vorgesehen«, mault Hildegard. »Ich bestehe auf einem neuen Bus und Einhaltung des Tagesprogramms! Erst Estella und dann Zwischenstopps bis Santo Domingo de la Calzada. Da wartet schließlich auch unser Hotel. Ein Parador genau gegenüber von der berühmten Hühnerkirche.«
    »Señora«, wirft Paolo beinahe flehend ein, »es gibt keine Mogelichkeit, das heute zu schaffen. Viana iste das Äußerste.«
    »Sollen wir etwa erst einen Gewaltmarsch absolvieren und dann unter freiem Himmel kampieren? Am besten auch noch bei Regen?« Sie deutet auf ein halb geöffnetes Fenster. Auf das Glas fallen bereits feine Tropfen. »Da, es fängt gerade an! Das gibt heute noch Platzregen.«
    »Nun«, sagt Herberger und löst sich vom Türrahmen. »Immerhin hätten Sie damit zur Abwechslung einmal ein authentisches Pilgererlebnis: Wandern bei Wind und Wetter und Schlafen unterm Sternenzelt. Und zu Ihrer Information: In der Stadt Santiago gilt Regen als eine Kunstform. Besser, Sie gewöhnen sich an Niederschläge, bevor Sie die Region Galizien erreichen.«
    Paolo wirft ihm einen vernichtenden Blick zu, dann wendet er sich mit flehendem Gesichtsausdruck wieder an Hildegard: »Bitte, Señora, in Viana gibt es eine Ausweichhotel. Dies iste meine erste Gruppereise, eine Beschwerde wäre für mich eine Katastrophe!«
    »Genau wie diese sogenannte Luxusreise für mich«, schnappt Hildegard. »Ein Unternehmen, das reparaturbedürftige Busse anmietet, hat eine Klage verdient. Wir haben extra vor Reiseantritt ein entsprechendes Versicherungspaket abgeschlossen. Nicht wahr, Ernst-Theodor? Jetzt sag doch auch mal was.«
    Ernst-Theodor schweigt.
    »Aber das ist doch nicht nötig!«, wirft Nelly mit Blick auf Paolo ein, der inzwischen völlig verzweifelt aussieht. »Wir können uns doch aufteilen. Herr Herberger fährt in seinem Jaguar alle bis Viana voraus, die nicht wandern wollen. Ein Auto schafft vierunddreißig Kilometer doch in null Komma nichts, und der Rest kann laufen. Zur Not kann Herr Herberger zweimal fahren. Ich will in jedem Fall gehen! Paolo ist nämlich der beste Wanderführer, den man sich wünschen kann.« Sie schenkt ihm ein solidarisches Lächeln.
    »Moment!«, protestiert Herberger. »Ich bin kein Chauffeur mehr.«
    »Sehr richtig«, bestätigt Frau Schick, »und außerdem wäre das Pfusch. Ich werde mich Hildegards Klageabsichten selbstverständlich anschließen! Herr Paolo, das wird leider bitter für Sie. Sehr, sehr bitter. Meine Firmenanwälte kennen da kein Pardon.«
    »Aber, Frau Schick!«, ruft Bettina entsetzt und dann: »Autsch, mein Schienbein!« Das hat offenbar gerade Bekanntschaft mit Frau Schicks spitzen Wanderstöcken gemacht.
    »Also gut«, knurrt Herberger. »Ich fahre alle, die nicht wandern wollen, nach Viana.«
    »Aber das ist dann doch keine Pilgerreise mehr!«, schimpft Hildegard. »Und für kulturhistorische Führungen haben wir schließlich auch bezahlt.«
    Herberger verzieht abfällig den Mund. »Ich mache gerne ein paar Umwege. Wer mit mir fährt, wird einige interessante Orte kennenlernen. Gerne

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