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Frau Schick räumt auf

Frau Schick räumt auf

Titel: Frau Schick räumt auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Jacobi
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eine Abgeltungssteuer fällig ist und dass Sie den Handel mit gebrauchtem Echtschmuck wie Brillantringen ebenfalls angeben müssen, wenn Sie das Ganze gewerbsmäßig betreiben«, schnarrt er.
    Jetzt reicht es! Da malt sie sich in aller Unschuld ein Freudenfest der sinnlichen Liebe aus, und der Mann spricht von Gewerbe! Schluss mit Ommm und allgemeinem Weltfrieden, Nelly kann bei Bedarf auch anders. »Ich hatte nur einen Ehering und betreibe das Heiraten keineswegs gewerbsmäßig«, bricht es aus ihr heraus. »Meine erste und einzige Ehe war ein reines Verlustgeschäft. Aber das ist jetzt vorbei, endgültig. Uranus, der große Zerstörer, verlässt morgen mein Sternzeichen, wissen Sie. Nach zehn Jahren! Vor mir liegt eine wirklich fantastische Zukunft, und die beginnt in …« Sie schaut auf die Normuhr im Rücken des Pförtners, um die Stundenzahl zu errechnen. In Sachen Horoskop muss man bekanntlich exakt sein. Die Uhr zeigt Viertel vor zwölf. »Oh Mist! Ich muss nachhause. Sonst verpasse ich den Mann, der meine Schuhe bringt. Punkt zwölf.«
    »Wenn ich mich recht erinnere, heißen Sie doch Brinkbäumer und nicht Aschenputtel«, raunzt der Pförtner und lässt seinen rechten Zeigefinger in Stirnhöhe rotieren. Nelly sieht und hört nichts davon, sie ist längst draußen und tänzelt die Treppen hinab. Ihre gute Laune hat die Generalprobe überstanden, und neben der Steuererklärung hat sie im Finanzamt jede Menge Seelenschutt abgeladen.
    »Momentan ist richtig«, summt sie. »Momentan ist gut.« Genau. Grönemeyer. »Telefon, Gas, Elektrik unbezahlt – und das geht auch …« Okay, so weit muss es nicht unbedingt kommen. Wird es ja auch nicht. Kann es gar nicht. Dank Pamplona und Javier.
    Nein, nein, nein! Seinen Namen darf sie nicht einmal denken. Dabei wird ihr jedes Mal schwindelig und schlecht. Nelly tastet nach dem Treppengeländer. Vor Aufregung, Sehnsucht und Vorfreude ist ihr richtig übel.
    »Bist du da so sicher?«, zischelt Ricarda in ihrem Kopf.
    »Ja, bin ich«, flüstert Nelly. » Mi amor, ich komme.«

5.
    »Machen Sie die Musik aus!«, reißt Frau Schick ihren Chauffeur Herberger aus seinen Gedanken. »Ich kann dieses Gesäusel nicht mehr hören, und außerdem will ich endlich wandern.«
    Wie bitte? Dass sie seine Musikauswahl nicht mehr mag und nun auch ihn zur Schnecke macht, ist neu. Aber wenn sie ihn für einen Grüßaugust wie Pottkämper hält, liegt sie falsch!
    »Unmöglich. Sie können hier nicht aussteigen.« Pause. »Gnädige Frau.« Solange Herberger das Lenkrad in der Hand hält, ist er der Boss. Zumal es seinen eigenen Plänen mehr als abträglich wäre, wenn ihr hier etwas zustoßen würde. Sie soll es so lange wie möglich nett bei ihm haben, denn alles in allem schätzt er den alten Drachen. Er schätzt ihn sogar mehr als ihm lieb und seinen Plänen zuträglich ist.
    Autsch! Manchmal hasst er ihn auch!
    Der Drachen ist nach seinen diversen Nickerchen hellwach, hat sich im Fond des Jaguars aufgerichtet und bohrt die Metallspitze eines Nordic-Walking-Stocks in die Rückenlehne des Fahrersitzes und seine Lendenwirbel. »Jetzt halten Sie endlich an!«
    »Nicht hier!«
    »Dann in der nächsten Parkbucht. Sie haben vor wenigen Kilometern gesagt, wir seien im spanischen Baskenland angekommen, und irgendwann muss ich mit dem Wandern schließlich anfangen, oder? Der ganze Zirkus dauert doch nur acht Tage, und ich will wissen, was es mit den Wundern des Jakobswegs auf sich hat, bevor wir morgen in Pamplona auf die Pilgergruppe treffen. Das ist doch bestimmt so eine Bande aus pensionierten Oberstudienrätinnen und Bewegungsfanatikern in lächerlichen Hosen!«
    »Das Publikum kann man sich bei organisierten Reisen nun einmal nicht aussuchen, gnädige Frau. Aber wenn Sie wünschen, fahre ich Sie im Auto bis Santiago de Compostela, und zwischendrin machen Sie ein paar hübsche Spaziergänge mit der Gruppe.« Streckenweise muss er schließlich allein sein, um nachzudenken und seine eigentliche Mission zu verfolgen.
    »Spaziergänge, Wohlfahrt? Sie sind ja nicht bei Trost! Was meinen Sie, warum ich in dieser neumodischen Wanderkluft in einem Jaguar sitze? Wenn ich wegen meines Augeninnendrucks schon nicht mehr fliegen darf, dann will ich wenigstens gehen. GEHEN, und zwar jetzt sofort.«
    »Nicht hier und nicht allein.«
    »Nach dem bisschen, das ich gelesen habe, muss das aber so sein, wenn man ein Zwiegespräch mit Gott führen möchte.«
    Wolfharts Augen streifen erneut den Rückspiegel. Bei

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