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Frau Schick räumt auf

Frau Schick räumt auf

Titel: Frau Schick räumt auf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ellen Jacobi
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baut sich auf, und – zisch! – entlädt sie sich. Ich bin nur gespannt, wann und wo. ›Tal der Steinmännchen‹ klingt ein bisschen albern und zudem reichlich unbequem.«
    »Frau Schick! Sie irren sich, Sie irren sich wirklich. So ist Nelly nicht. Außerdem hat sie doch gerade erst eine herbe Enttäuschung mit einem ausgemachten Betrüger hinter sich.«
    Frau Schick schüttelt drohend die Wanderstöcke. »Sie wollen doch wohl meinen Herberger nicht mit so einem kleinkriminellen verlogenen Tunichtgut vergleichen?«
    »Ihr Herberger heißt Gast«, warnt Bettina. »Und sein Inkognito spricht nicht für ehrliche Absichten.«
    »Von mir aus kann er Lumpi heißen. Ich vertraue ihm«, verteidigt Frau Schick ihn weiter. »Nach allem, was er gestern zur Rettung dieser Reise unternommen hat, halte ich ihn für einen der aufopferungsvollsten Menschen, die ich kenne. Drei Stunden allein mit Hildegard und Ernst-Theodor! Das nenne ich heldenhaft. Danach hat er noch Stunden den Gepäckchauffeur gespielt, und Paolo scheint sich auch wieder mit ihm versöhnt zu haben. Beim Frühstück haben die beiden sogar gelacht und hatten diebische Freude an ihren Späßen. Nur schade, dass sie sich lauter spanische Witze erzählt haben.«
    »Es müssen galizische gewesen sein, vermutet Nelly. Sie hat nämlich kein Wort verstanden und sich mächtig darüber geärgert.«
    »Galizisch? Dann waren es sicher schmutzige Witze. Die muss man nicht verstehen, die sind in allen Sprachen gleich dämlich.«
    Bettina druckst herum und sagt dann doch nichts. »Adiós!«, ruft sie schließlich der Souvenirverkäuferin zu und hilft Frau Schick über die Schwelle zurück in die Gasse. Sie kaufen in einem adretten Lädchen Pfirsiche, Wasser und Brot. Alles wird in Papier eingeschlagen, die Preise werden auf einem Notizblock addiert, und der Ladenbesitzer trägt die Tüten zur Tür. Direkt nebenan finden sie ein winziges Café mit genau einem Tisch und zwei Stühlen vor der Tür.
    »Sehr schön hier«, befindet Frau Schick, obwohl der Tisch wackelt und die Bedienung unter ihrem »Kaffee Filtro« leider Feigen versteht und von ihnen zusammen mit einem Espresso drei Stück mitbringt. Na, immerhin ist das was für ihren Darm. Außerdem laufen sie und Bettina in diesem improvisierten Bürgersteig-Café mit nur zwei Stühlen knapp vor der Bordsteinkante nicht Gefahr, vom Rest der Wandergruppe behelligt zu werden.
    Doch da irrt Frau Schick und unterschätzt Ernst-Theodor. Der passiert wenig später allein und sehr aufgeräumt das Café. Er begrüßt erst Bettina, dann Frau Schick, als seien sie jahrelang verschollene Bekannte. »Zusammen ist es doch am schönsten!«, sagt er und schleppt mit Elan einen weiteren Tisch und sechs Stühle aus dem Café. »Die anderen kommen sicher auch noch. So viele Gässchen hat dieses Nest ja nicht.« Er weist auf die kleine Möbelausstellung auf dem Bürgersteig. »Paolo holt gerade Nelly und Herberger bei der Kirche ab. Hermann und Martha sind direkt hinter mir. Hallo! Hierher!«
    Ernst-Theodor bemerkt zu spät, dass er einen Stuhl vergessen hat – den für Hildegard, die eine halbe Stunde nach den anderen als Letzte zu dem Café im kleinen Gässchen findet. Ihre Miene erstarrt. Selbst Quijote wirkt beeindruckt, er drängt sich schutzsuchend an Frau Schick.
    »Oho«, flüstert die mit Blick auf Hildegard vernehmlich, »E.T wird sich zu Weihnachten ein geradezu transzendentales Geschenk ausdenken müssen, um diesen Patzer wettzumachen. Vielleicht Perlen oder gleich ein Diamantcollier?«
    »Wie bitte?«, fragt Hildegard spitz, während Ernst-Theodor ins Café hastet.
    »Ich sagte nur gerade zu Bettina, dass es dort hinten im Souvenirladen entzückenden Schmuck gibt. Sehr kleidsam und ideal als Weihnachtsgeschenk.«
    »Es sind Rosenkränze«, berichtigt Bettina sie.
    Herbergers Miene entspannt sich zu einem Schmunzeln. Selbst Nellys Gesicht, das bei der Ankunft recht verkniffen und zu Frau Schicks Bedauern enttäuscht wirkte, heitert sich ein wenig auf. Die alte Dame fischt ihr Tütchen hervor und zeigt die Fluoritperlen herum. »So eine Kette eignet sich doch wirklich hervorragend als Weihnachtsgeschenk, finden Sie nicht? Die ist übrigens für Sie, liebe Nelly.«
    »Danke«, murmelt ihr Schützling. »Aber Sie müssen aufhören, mir ständig etwas zu schenken.«
    »Ja, zu viele Geschenke sind albern.« Hildegard nimmt hoheitsvoll auf dem von Ernst-Theodor herbeigeschleppten Stuhl Platz. »Und oft Angeberei. Deshalb schenken

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