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Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Titel: Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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ist mir am liebsten so«, sagte Simon und schritt freudestrahlend mit seinem Rucksack vor mir her.
    »Das dachte ich mir«, sagte ich vorsichtig und blickte ihn verliebt von hinten an. »Du lässt dich einfach nicht von irgendjemandem organisieren.«
    »Genau, Kleines«, sagte Simon beschwingt.
    Mich störte zwar das »Kleines«, denn ich bin eigentlich gar nicht so klein. Aber wenn frau verliebt ist, realisiert frau nicht sofort, was sie stört.
    »Also, wer arbeitet mit dir?«, fragte ich in meiner penetranten Neugier.
    Irgendwie platzte ich innerlich vor Eifersucht. Welcher Agent oder Manager hatte mit Simon regelmäßig zu tun? Womöglich noch eine Frau? WER??!
    »Keiner«, sagte Simon und blieb vor einem Schaufenster stehen, um einige Taschenmesser und Schrotflinten anzusehen. Ein Jägerhut mit Gamsbart hatte es ihm angetan. »Ob der mir steht?«
    Ich hielt das für einen seiner üblichen originellen Scherze und lachte.
    Simon aber ging hinein und kaufte den Jägerhut. Ich fand das ein bisschen ärgerlich, besonders, weil er ihn gleich aufbehielt und sich seine Pudelmütze einpacken ließ.
    Trotzdem versuchte ich, den Faden unseres Gespräches wieder aufzunehmen.
    »Du sagtest eben«, begann ich und versuchte, mit ihm Schritt zu halten, »kein Mensch organisiert deine Termine?«
    »Ich bin vollkommen autark«, sagte Simon und blieb wieder abrupt stehen, so abrupt, dass ich erst drei Schritte zurücklaufen musste, um mit ihm wieder auf gleicher Höhe zu sein.
    »Aber die Hotels, in denen du übernachten musst«, sagte ich atemlos und guckte desinteressiert auf die Landschaft aus Legosteinen, vor der er stehengeblieben war. »Buchst du die alle selbst?«
    »Ich übernachte nie in Hotels. Ich habe in jeder Stadt Bekannte, bei denen ich schlafen kann«, sagte Simon und ging in das Spielwarengeschäft.
    Drinnen stand eine unförmige Frau mit dicken Waden auf einer Leiter und räumte Spielpackungen ins Regal. Ihre wollenen Strümpfe passten modisch genau zu dem Haardutt, der blaue Faltenrock mit der übergroßen Sicherheitsnadel als keckes Accessoire rundete ihr apartes Erscheinungsbild ab. Ich war schon wieder eifersüchtig auf sie, nur weil Simon mit ihr sprechen würde.
    »Sie wünschen!«, sagte die Dame von ihrer Leiter herab, ohne sich umzudrehen.
    »Sagen Sie, schöne Frau, haben Sie das Bauernhaus im Schaufenster selbst gebaut? Ich würde es gerne näher ansehen!«
    Die schöne Frau mit den dicken Waden schenkte uns einen Blick aus schönen, dicken Brillengläsern. »Was wollen Sie daran ansehen?«, fragte sie eiskalt.
    »Meine Großmutter väterlicherseits wohnte in einem ganz ähnlichen Bauernhof, ich habe Fotos davon gesehen«, sagte Simon äußerst liebenswürdig zu der Verkäuferin, die inzwischen im Begriff war, von der Leiter herabzusteigen.
    »Darf ich Sie um die Hüfte fassen?«, fragte Simon und ging hinter den Ladentisch, wo er hilfreich die Hände nach ihr ausstreckte.
    Ich fand das der Liebenswürdigkeit ein bisschen zu viel, zumal die dickwadige Dame in Strick weder schön noch freundlich war!
    Sie wollte auch nicht um die Hüfte gefasst werden, sondern war, wie sie ärgerlich demonstrierte, durchaus in der Lage, allein von der Leiter zu steigen. Sie ging mit uns nach draußen vor das Schaufenster und sagte: »Hier können Sie sich das Bauernhaus ansehen, solange Sie wollen. Wenn Sie an einem Kauf interessiert sind, kommen Sie wieder rein. Ich bin im Laden.« Damit ließ sie die Tür zufallen und verschwand.
    »Simon«, sagte ich. »Interessierst du dich wirklich für das Bauernhaus?«
    »Och ja, warum nicht!«, sagte Simon und ging weiter. Ich hoppelte hinter ihm her.
    »Sagtest du nicht eben, dass du überall Bekannte hast, bei denen du übernachten kannst?«, versuchte ich, den Faden wieder aufzunehmen. Womöglich waren das alles solche Weibsbilder in Strick, denen er irgendwann mal um die Hüfte gefasst hatte!
    »Kleines, ich bin eben schon ein paar Jährchen älter als du«, erklärte Simon. »Da entsteht mit der Zeit eben ein gewisser Bekanntenkreis.«
    Natürlich. Er war eben ein Mann von Welt. Man KANNTE ihn einfach.
    »Aber die Leute wohnen doch nicht alle auch bei dir?«, fragte ich ahnungsvoll.
    »Gott bewahre!«, sagte Simon. »Meine Bude ist viel zu klein. Darf niemand drin wohnen als Simon allein! Und ab und zu mal so ein Spätzchen wie du, Kleines!«
    »Aha«, sagte ich irritiert. Diese Verniedlichungen! Spätzchen! Kleines! Und dann wildfremde dickwadige Verkäuferinnen um die

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