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Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Titel: Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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entgegenzusetzen!«
    Klaus schwieg betroffen. Er tat mir schon wieder leid. Mitleid ist schon oft mit Liebe verwechselt worden, das sollte mir jetzt nicht passieren.
    Also steh jetzt die Wahrheit durch, sei ein Mannweib!
    »Simon ist durch und durch ein Lebenskünstler, er lebt nur für den Moment, er hat schon unheimlich viele Berufe gehabt und unheimlich viele Reisen gemacht und unheimlich tolle Sachen erlebt und ist überhaupt unheimlich autark …«
    »Der ist mir unheimlich«, sagte Klaus in mein Gefasel hinein.
    »Ja, und er ist unheimlich unkonventionell!«, triumphierte ich. »Der trinkt mitten im Konzert Hühnersuppe, weil er in Südamerika mal fast draufgegangen wäre, und der hat immer einen Rucksack bei sich, weil er autark und unabhängig ist, der kennt unheimlich viele Leute und lebt so in den Tag hinein …«
    »Also eine Art Diogenes in der Tonne.«
    »Ach Quatsch, lass doch deine gesunde Halbbildung jetzt nicht noch einfließen!«
    »Weiß dieser Simon von …«
    »Nein! «
    »Warum nicht?«, stichelte Klaus. »Meinst du, dann würde er dich sitzenlassen?«
    Allein diese Ausdrucksweise! Sitzenlassen! Eine Frau von heute wird nicht mehr sitzengelassen, die LÄSST sitzen!!
    »Quatsch«, schnaufte ich. »Wir haben eine Beziehung, das heißt noch lange nicht, dass wir uns gegenseitig allen Alltagskram unter die Nase reiben müssen!«
    »Paulchen ist also Alltagskram«, sagte Klaus.
    Ich schämte mich. »Quatsch!«, sagte ich wieder, weil mir nichts anderes einfiel. »Paulchen ist mein kleines Geheimnis! Jede Frau hat ein kleines Geheimnis!«
    Der Schweinehund rieb sich die Hände. Gut, Pauline! Immer das letzte Wort haben!
    »Und was wird jetzt aus euch?«, fragte Klaus. »Ziehst du zu ihm? Was wird aus Paulchen?«
    Da ich keine Antwort wusste, bediente ich mich der miesen Gegenfragen-Taktik: »Was schlägst du denn vor?«
    »Ich würde die volle Verantwortung für Paulchen übernehmen, damit du dich in aller Ruhe entscheiden kannst«, sagte Klaus.
    Ich staunte ihn an. »WAS willst du?« Dieser Mann war eindeutig zu lieb für diese Welt. Und für mich schon erst recht. Und außerdem: Paulchen war MEIN Kind, und er als unehelicher Vater war zwar zahlungspflichtig, aber sonst nichts!
    »Ich denke an folgendes«, sagte Klaus, und da war er wieder der stets besonnene, alles im Griff habende Denker und Handler, wie Tante Lilli ihn so schätzte. »Du bist völlig frei …«
    »Das bin ich auch so!«, hetzte ich dazwischen.
    »Höre mit Sinn, was ich dir sage!«, zitierte Klaus aus einer meiner Arien. Genau. Das war nämlich der Hauptgrund gegen Klaus. Der verstand nichts, aber auch nichts von der holden Kunst. Auch wenn er gerade mal ein Zitat landen konnte. Blindes Huhn findet ja auch mal ein Korn.
    »Du sollst dich fühlen wie früher«, fuhr Klaus fort. »Keine Verpflichtungen, kein Kind, kein Mann, kein Alltag. Leb deine Bedürfnisse aus. Genieß dein Leben, du bist ein freier Mensch.«
    »Und die Bedingung?«, fragte ich argwöhnisch. »Glaub ja nicht, dass ich Paulchen zur Adoption freigebe oder so was! Das könnte dir so passen!«
    »Keine Bedingungen«, sagte Klaus. »Du kannst hier ein- und ausgehen wie bisher. Was nützt es dem Paulchen, wenn du hier nur unfreiwillig bist.«
    »Soviel Edelmut haut mich schier aus den Socken.«
    »Es ist die einzige Lösung für uns alle«, sagte Klaus. »Ich kann nicht mit dem Gefühl leben, dich im goldenen Käfig einzusperren. Wenn du hier bist, sollst du es freiwillig sein. Wir kommen schon allein zurecht!«
    Das klang zwar wieder etwas wehleidig, aber im Kern war die Idee nicht schlecht.
    »Wer ist denn WIR?«, fragte ich.
    »Ich denke da an Frau Pupke«, sagte Klaus. »Die hat schon damals für uns den Haushalt geführt und gehörte quasi zur Familie. Sie würde gern für Paul sorgen, aber sie wollte sich nicht aufdrängen, weil du ja schon Frau Schmitz-Backes engagiert hattest.«
    »Schmalz-Stange.«
    »Wie auch immer, Kratzbürste. Leb dich mal aus. Du weißt ja, wo ich wohne.«
    Ob er das alles ernst meinte? Kind, der Mann ist zu gut für dich. Du hast ihn nicht verdient.
    Es lebe die Unabhängigkeit! Mein Ego-Schwein badete in Champagner.
    Da saßen wir zusammen unter dem Weihnachtsbaum, in holdem, trauten Familienfrieden und hatten soeben beschlossen, uns in aller Freundschaft zu trennen.
    Frei zu sein bedarf es wenig!
    Siehst du, liebe Antje. SO und nicht anders löse ich meine Probleme. Da staunst du, was?
    Wir packten das Paulchen in den Kinderwagen und

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