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Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Titel: Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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alles, was mit Genuss zu tun hatte, in solch extensiver Weise zu steigern. Ich selbst pflegte mich nämlich gierig und unbeherrscht auf mein Essen und andere Genussmittel zu stürzen, sobald sie vor mir standen!
    Ich dachte an Klaus. Der waulte auch mit Genuss augenblicklich auf, was man ihm vor die Nase setzte. In diesem Punkt waren wir uns ähnlich, Klaus und ich. »Ihr aber seid nicht geistlich, sondern fleischlich«, wie es bei Johann Sebastian so schön heißt. Klaus überhaupt. Warum liebte ich den eigentlich nicht? Wo er doch aus dem gleichen Holz war wie ich!
    Plötzlich hatte ich viel Sehnsucht nach dem fleischlichen Klaus. Meine Gedanken kehrten zurück zum gutbürgerlichen Mittagstisch. Der gemeine Wald- und Wiesenbär hatte sicher jetzt drei Portionen Pupkes Allerlei verdrückt und trotzdem durch höfliches Weghören keinerlei Appetit eingebüßt.
    Eines Tages hatte Frau Pupke, die immer um Kurzweil bemüht war, den originellen Einfall, uns beim Essen ihr neues Gebiss unter die Nase zu halten, damit wir es begutachteten. Als wir ihrem künstlichen Beißwerk nicht genügend Beachtung zu schenken gewillt waren, weil wir gerade auf einem Hackfleischbällchen herumkauten, ereiferte sie sich immer mehr, zeigte uns echauffiert die verbliebenen Zahnstummel in ihrem Mund und forderte uns auf, sie zu befühlen. Seitdem esse ich keine Hackfleischbällchen mehr.
    Inzwischen hatte die satte Sängerriege zwar wieder zu reden begonnen, aber das Gespräch hatte an Pep eingebüßt. Man war träge und in Alkohol getaucht, man war reif für einen Mittagsschlaf. Eine kleine formlose Ansprache an eine kleine formlose Altistin war anscheinend nicht mehr vorgesehen.
    Simon, der gerade einem Tintenfisch die Arme abknabberte, sagte lässig: »Meine kleine Freundin ist heute so schweigsam! Das merkt man erst, wenn ihr alle mal die Klappe haltet. Hast du eigentlich die dritte Dame drauf, Pauline? Oder wenigstens den dritten Knaben?«
    »Nein«, sagte ich provokant. »Die Partien müsste ich mir erst draufschaffen.« Ich verdrängte Pupkes Unterkiefer aus meinen Gedanken.
    »Na, bei deinen Formen wäre die dritte Dame angebrachter«, sagte Simon und zog sich eine Gräte aus dem Mund, die er auf dem Nachbartisch deponierte. »Oder hat jemand schon mal einen dritten Knaben mit so’m Busen gesehen?«
    Die Anderen fläzten sich faul und nicht bühnenreif herum, zahnstocherten und gähnten. Niemand gab ein Stichwort für mein sensationelles Engagement. Ich fühlte mich einfach elend.
    Plötzlich wusste ich, dass meines Bleibens hier nicht länger war. Nicht eine Sekunde mehr wollte ich warten, ob vielleicht jemand das Wort an mich richten und sich für meine Belange interessieren könnte. Nach Hause, in unsere angewärmte Bärenhöhle wollte ich und dann mit Bärenmann und Bärenkind in die freie Wildbahn hinaus! Ich sehnte mich nach frischer, kalter Luft in der spärlichen Nachmittagssonne und einem kilometerlangen Marsch durch den Stadtwald. Mit Mann und Kind. Und meine Hand wollte ich in seine Pelzpranke stecken, nur so, weil sie so schön weich und warm war. Und ein bisschen reden wollte ich. Einfach so, ohne Gedanken an Karriere.
    Kind, hast du dir das auch gut überlegt?
    Nein. Habe ich nicht.
    Mit einer fadenscheinigen Floskel stand ich auf, murmelte was von frischer Luft und komme gleich wieder, schlängelte mich an den Anderen vorbei und rannte aus dem Lokal, als wäre ein vielarmiger Tintenfisch hinter mir her.
    Draußen schlug mir die Kälte und die Helligkeit entgegen.
    Ich hatte gar keine Geduld mehr, auf eine Straßenbahn zu warten. In wilder Entschlossenheit stürmte ich ein Taxi.
    Zehn Minuten später keuchte ich durch das Treppenhaus, meiner kleinen Familie entgegen. Hallo, hier kommt eure Mama!! Ich will bei euch sein! Frau Pupke hat frahai! Mit zitternden Fingern schloss ich die Wohnungstür auf. Mittägliche Stille.
    Sie schlafen alle noch, dachte ich gerührt, dann werde ich mal damit beginnen, einen Überraschungskaffee zu kochen! Klaus wird schon noch merken, dass ich auch hausfrauliche Qualitäten habe, wenn ich will!
    Ich schlich an Paulchens Zimmer vorbei, da bemerkte ich, dass die Tür einen Spalt offenstand. Vorsichtig schob ich sie noch weiter auf. Einmal das kleine Köpfchen anschauen! Einmal über das Bäckchen streicheln! Doch Paulchens Bett war leer. Die Kuhle auf seinem Kopfkissen war noch warm.
    »Klaus?!?«
    Stille.
    »Hallo? Frau Pupke?!«
    STILLE!!
    »Seid ihr da?!« SACHMA!
    Ich stand im Flur und

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