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Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Titel: Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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selbstgehäkeltes Sofakissen.
    »Von der allerbegnadetsten Sorte«, sagte ich.
    Dann aßen wir gemeinsam die lauwarmen Reibeklumpen auf. Zum Nachtisch gab es Kaffee aus Klausens bisher nie benutzter Frankreich-Tasse mit der Aufschrift »Petit déjeuner«. Unser Zusammengehörigkeitsgefühl steigerte sich ins Unermessliche, als wir gemeinsam aus dieser Tasse tranken.
    »Pauline«, sagte Robby der Geiger und sah mich sehr eindringlich an. »Dass ich dich wiedersehe. Wer hätte das gedacht.«
    »Tja, wer wohl«, antwortete ich. Kind, lass sofort die Flirterei sein! Nimm dir gefälligst eine eigene Tasse aus dem Schrank! Eine gespülte! MIT Henkel!
    Robby schwieg mich bedeutungsvoll an.
    »Frankreich war doch irgendwie ganz toll«, sagte ich, um irgendwas zu sagen.
    »Sagenhaft war das, ganz sagenhaft«, antwortete Robby.
    Klar, Mann, weil du MICH kennengelernt hast, sagte mein Schweinehund und schlug die mageren struppigen Beine lasziv übereinander.
    Ich beschloss, mich ein wenig anhimmeln zu lassen.
    Schließlich hatte ich bis eben stundenlang der Selbstgeißelung gefrönt und mich gehasst. Jetzt waren ein paar Streicheleinheiten nicht unangebracht. Natürlich rein verbaler Art. Ich dachte da zum Beispiel an: Du bist die Rosie vom Wörthersee, oder: Du hast die betörendste Stimme seit der Erfindung der Schallplatte, oder: Du bist der Inhalt meiner schlaflosen Orchesterproben. Nur los, mein Freund, lass dir was Originelles einfallen! Ich strich mir mit einer weiblichkünstlerischen Geste durch die Haare und wippte mit dem hochhackigen Bein.
    »Wo ist eigentlich dein Baby?«, fragte Robby unvermittelt.
    »Mein … was?«, fragte ich heuchlerisch zurück. Wusste der Mensch etwa, dass ich in Schande lebte?
    »Du hast doch so’n kleines Gerät, oder? Heißt doch Paulchen, der Knabe, und dürfte jetzt ein halbes Jahr alt sein?«
    »Ja, genau«, antwortete ich verblüfft. »Paulchen. Sieben Monate. Er ist gerade mit seinem Vater und seiner Kinderfrau spazieren.«
    Wie einfach es war, wie kinderleicht, diesen Satz von den Lippen zu lassen!
    Na ja, Kind, es wurde ja auch mal Zeit, dass du dich zu deinem Sohn bekennst!
    »Da habe ich aber Glück gehabt, dich anzutreffen«, sagte Robby fröhlich und guckte mich wieder so nervenzerfetzend offen an.
    Was WOLLTE dieser Geiger denn von mir?! Wo er doch von meinem ganzen Anhang Kenntnis hatte?!
    »Ich habe aber auch Glück gehabt, DICH anzutreffen«, sagte ich und guckte hilfesuchend in die dickbauchige Tasse. »Mir war nämlich eben so suizidal zumut’!«
    Der Geiger nahm seine Brille ab und legte sie neben die Tasse. Dann nahm er meine Hand. Ich zuckte ein wenig zurück, aus Furcht, der Nagellack könne noch nicht ganz trocken sein. Nicht etwa, weil mir das Handgreifen unangenehm gewesen wäre, mitnichten.
    »Kann ich dich irgendwie trösten?«
    Au ja!
    Lass dich zu, lass es raus, steh zu deinem Frust, selbstverwirkliche deinen Tränenfluss …
    Schmeiß dich ruhig mal an eines Geigers Brust.
    Robby jedoch sagte nichts weiter. Er guckte mich an, und ohne Brille gelang ihm das noch viel eindrucksvoller.
    Obwohl ich mich so sorgfältig gestylt und geschminkt hatte, und obwohl mein Schweinehund schon wieder relativ gefestigt auf seinen blickdichten Lurexstrumpfbeinen stand, hatte ich plötzlich wieder Freude am Frust. Eingedenk der friedvollen Stimmung, die dieser Geigermensch mir schon in der Kathedrale von Montcluton hatte vermitteln können, lehnte ich mich mit fettverschmiertem Mund an sein weißes Geigerhemd und flennte die zweite Strophe meiner Herzeleidhymne.
    Der Geiger übte sich im Tätscheln.
    Ganz lieb und ganz vorsichtig und ganz unbeholfen.
    »Nicht weinen, Paulinchen, nicht weinen«, sagte er.
    »Doch weinen!«, begehrte ich auf.
    Schließlich lehrte mich Klaus seit Jahr und Tag, zu meinen miesen, unedlen Gefühlen zu stehen und sie hemmungslos rauszulassen!
    Was im Endeffekt überhaupt keinen Spaß machte, weshalb ich es bei Klaus immer sein ließ. Total unromantisch war es, bei Klaus zu heulen. Zumal der immer gleich mitheulte.
    Aber dieser Robby! Er flehte mich an, nicht zu weinen! Wie männlich! Wie hochpoetisch und zart!
    Nachkriegssprüche aus Fünfzigerjahrefilmen! Dieter Porsche sagt auch zu Maria Schnell, dass sie nicht weinen soll, obwohl er es sich heimlich wünscht. Und richtig, sie tut ihm den Gefallen. Und dabei sieht sie unglaublich entzückend aus. DAS ist es, was die Weiblichkeit so reizvoll macht, dieses Hilflose, Rehleinhafte, Verwundbare. Und

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