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Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition)

Titel: Frau zu sein bedarf es wenig: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hera Lind
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Paulchen. Und getz tu schön Pipi machen, biss ein großer Junge! WOLL!?«
    Ich rappelte mich mühsam hoch und küsste meinen Sohn flüchtig auf die Glatze.
    »Also denn, Paulchen. Schlaf schön.«
    Weitere Zärtlichkeiten wollte ich lieber nicht riskieren. Jetzt, wo Frau Pupke die Erziehung von Mutter und Kind übernommen hatte.
    Ich ging Arm in Arm mit Robby in eine urige Kölsch-Kneipe und beschloss, mich ganz fürchterlich zu besaufen.
    Bei meinem vierten Bier fragte Robby teilnahmsvoll: »Habt ihr diese Frau Pups…«
    »Pupke«, sagte ich gläsern und begann haltlos zu kichern.
    »… habt ihr die schon lange?«
    Ich erzählte ihm, dass sie sozusagen zum Inventar gehörte und nicht wegzudenken war. Besonders nicht von Klaus, den sie liebte wie eine Glucke ihr unter Schmerzen gelegtes Frühstücksei …
    »Das wäre was für Herrn Professor Grzimek, das Phänomen: Ein gackerndes Huhn liebt einen gefräßigen Bären, und beide haben zusammen ein Kind«, lallte ich frustriert.
    »Wird die eigentlich übertariflich bezahlt?«
    »Keine Ahnung. Geschäfte sind Männersache.«
    »Ach, das habt ihr ganz präzise so geregelt, du und dein Klaus?« Robby bezweifelte anscheinend meine lautstark propagierte Emanzipation.
    »Er ist nicht mein Klaus«, sagte ich. »Er ist nur mein Kindsvater, weiter nichts.«
    Kind, lass doch diese unreifen Sprüche.
    »Kindsvater?«
    »Erwiesenermaßen«, sagte ich selbstzufrieden. »Er zahlt selbstverständlich alle anfallenden Kosten.«
    »Für eine ledige Mutter geht es dir dann ja sehr gut«, sagte Robby. »Du bist frei, du bist unabhängig …«
    KIND! Sag ihm sofort, dass du NICHT frei und NICHT unabhängig bist!
    »Wie meinst du das, frei und unabhängig?«
    Los, Alter, sag mir, wie toll du mich findest!
    Hast du im Garten auch eine Schweinehundehütte für meinen kleinen gehörnten Vierbeiner?
    »Für deine Karriere natürlich«, sagte Robby. »Was ist denn zum Beispiel mit der Oper? Was Antje kann, kannst du doch auch!«
    »Möcht schon sein«, sagte ich. »Aber gerade heute ist mir ein Riesenfisch durch die Lappen gegangen …«
    Kind, das ist ja schon wieder maßlos übertrieben. Eine dritte Dame ist kein Riesenfisch. Gib doch nicht immer so an.
    Ich überlegte, ob ich Robby nun von Simon Reich und seinen Kreisen erzählen sollte. Doch womöglich stürzte ich Robby dann nur in die Verlegenheit, sich über diese Brüder auslassen zu müssen. Er war keiner, von dem gesagt wurde, er habe übel geredet. Das mochte ich so an ihm. Außerdem ging meine Bekanntschaft zu Simon diesen Geiger gar nichts an.
    »Ich würde ja schrecklich gerne was für dich tun, Pauline«, sagte Robby mit diesem intensiven Blick knapp über die Brille. »Aber ich bin im Orchestergraben nur ein kleines Licht. Zweitletztes Pult links, weißt du.«
    Kind, der Mann ist kein Aufschneider.
    Robby sagte: »Sänger werden wegen ihres Könnens engagiert und nicht durch Beziehungen.«
    »Nee, ist klar«, sagte ich. »Was anderes hatte ich auch gar nicht gedacht.« Und versank hastig in meinem Glas. In diesem Moment hatte ich richtig warme Gefühle für die südfranzösische Fledermaus, die mich an dieses Geigers Brust getrieben hatte.

Die Tage gingen ins Land. Ich war so unzufrieden und schlecht gelaunt wie eine, die plötzlich zwanzig Kilo Übergewicht hat und nicht mehr in ihre gnädigste Gummizughose passt.
    Meine Sängerkarriere schleppte sich so dahin, meine Beziehung zu Simon schleppte sich so dahin, und mein Zuhause war alles andere als einladend: Ich schleppte mich ab und zu dahin, weil ich hoffte, die Pupke würde mich ab und zu mal an meinen Sohn heranlassen. Es hätte mich gar nicht gewundert, wenn ihr nächstes selbstgehäkeltes Sprüchlein über der Klotür ein Verbot diesbezüglich enthalten hätte, zum Beispiel: »Nich am Sohn packen!«
    Die Glucke begann, sich weit über ihre arbeitsvertraglich geregelten Pflichten hinaus zu engagieren. Sie witterte mit dem ihr angeborenen feinen Scharfsinn durchaus eine gewisse Unüblichkeit in dem Verhältnis zwischen Klaus und mir. Zwar gingen wir immer sehr nett miteinander um – besonders Klaus mit mir –, aber ihr weiblicher Instinkt, der ja durch sieben Jahre Ehepanne mit Irene durchaus geschult war, sagte ihr, dass ihr Herr Doktor schon wieder nicht genügend Nestwärme vorfand. Obwohl sie mir doch Ärger angedroht hatte, wenn ich nicht meinen gottverdammten Ehepflichten nachgehen würde! Musste sie denn alles selbst machen!
    Mit gesträubten Federn begann sie

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