Frauen al dente. (German Edition)
Barbara in der Tür. Die kurzen Haare standen ihr wirr am Kopf und der verräterische Knutschfleck an ihrem Hals sprach Bände.
Marlen grinste breit. »Laß mich raten, dein Arbeitsessen war ein voller Erfolg.« Hella verdrehte die Augen. Die nächste, bitte. Am frühen Morgen schon Jagdberichte, das hielt die stärkste Frau nicht aus. Sie zog es vor, rasch einen Blick in den Wirtschaftsteil der Zeitung zu werfen.
Barbara ließ Aktentasche und Schuhe einfach in der Diele fallen. Sie warf sich auf ihren Stammplatz, winkelte das rechte Bein an und zog es auf den Stuhl hinauf. »Da könntest du recht haben«, strahlte sie und blinzelte Marlen verschwörerisch zu. »Die nächsten Arbeitstreffen werden allerdings unter vier Augen stattfinden. Das erhöht den Output kolossal.« Genüßlich schlürfte sie ihren Milchkaffee.
»Ich wette, es war der Lange mit den Segelohren!« Marlen ließ im Geiste die gestrige Herrenrunde, soweit sie sie noch in Erinnerung hatte, Revue passieren.
»Falsch!«
»Dann vielleicht der in dem blauen Anzug, dieser sonnenbankgebräunte, der links neben dir gesessen hat.«
»Du meinst Koslowsky, um Himmels willen!«
»Mir fällt keiner mehr ein. Gib mir mal 'nen Tip.«
Barbara zögerte einen Augenblick lang. Sie schien sich nicht ganz sicher zu sein, ob sie ihr Geheimnis lüften sollte. Doch ihre angeborene Mitteilungsfreude siegte. »Er saß nicht links von mir, sondern auf der anderen Seite, und er ist auch nicht lang und schlank, sondern eher das Gegenteil«, versuchte sie das Ratespiel zu verlängern.
Marlen forschte in ihrem Gedächtnis. Wer hatte denn rechts von Barbara gesessen? Doch nur dieser kleine Dicke…
Oh nein!!!
»Bist du eigentlich des Wahnsinns??!!« Marlen explodierte förmlich. Soviel Blödheit hatte sie ihrer Freundin nun doch nicht zugetraut.
Aufgeschreckt hob Hella den Kopf. »Ist was passiert?«
»Das kann man wohl laut sagen. Barbara hat mit dem Staatssekretär geschlafen!« Marlen war außerstande, sich zu beruhigen.
Doch Barbara zeigte keinerlei Anzeichen von Reue. Ganz im Gegenteil. Amüsiert betrachtete sie die beiden. »Ich weiß gar nicht, weshalb ihr euch so aufregt. Denkt doch mal nach. Etwas Besseres kann mir doch gar nicht passieren. Demnächst sind wieder ein paar Festanstellungen drin. Mit Alberts Hilfe habe ich eine davon schon so gut wie in der Tasche.« Dies schien das Stichwort zu sein. Umständlich begann sie an der Hosentasche ihres Overalls zu nesteln, wobei sie erst das rechte Bein zurück auf den Boden stellen mußte. Dann endlich zog sie einen schwarzen Wonderbra heraus und hängte ihn auf die Rückenlehne ihres Stuhles.
»Der Zweck heiligt die Mittel«, griente sie entschuldigend.
»Und ich dachte, wir Frauen von heute hätten dazugelernt«, brummelte Hella mißbilligend.
»Alle Welt weiß, daß Sex mit dem Chef in die Hose geht, im übertragenen Sinne natürlich. Wir Frauen sind immer die Dummen.« Zum Glück war sie selbst auf derartige Winkelzüge nicht angewiesen, dachte Marlen dankbar. Die Karriere war ihr sozusagen auf einem silbernen Tablett serviert worden. Ob sie den Freundinnen nun endlich von ihrem Karrieretrip berichten sollte? Aber sie verwarf diesen Gedanken sofort wieder. Niemand schien sich im Augenblick dafür zu interessieren.
»Wer zuletzt lacht, lacht am besten. Wartet es nur ab!« verkündete Barbara soeben. Sie war wirklich unbelehrbar.
»Habt ihr für mich vielleicht auch 'nen Kaffee?« Jens! Den hatten sie ja ganz vergessen. Splitterfasernackt stolzierte er plötzlich in die Küche und bot seinen sonnengebräunten, sportlich durchtrainierten Körper den überraschten Blicken der drei Frauen dar. Die Situation schien ihm nicht im geringsten peinlich zu sein, ganz im Gegenteil, er schien seine Wirkung zu genießen. Er machte tatsächlich Anstalten, sich zu ihnen an den Tisch zu setzen.
Ein Blick in Hellas sich verfinsternde Miene genügte, um Marlen alarmiert aufspringen zu lassen. Doch Höflichkeit mußte sein: »Hella, Barbara, darf ich vorstellen, das ist Jens. Jens, das sind Hella und Barbara.« Ihre Stimme triefte vor Ironie, doch Jens schien dafür keinen Sensor zu besitzen.
»Freut mich, euch kennenzulernen«, reagierte er formvollendet höflich. Während Barbara vor Lachen in ihre Tasse prustete und Hella ihm nur einen vernichtenden Blick schenkte.
»Was hältst du davon, dich erst einmal anzuziehen, bevor du mit uns frühstückst?« Behutsam versuchte Marlen, ihn aus der Küche zu drängen.
»Meine
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