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Frauen al dente. (German Edition)

Frauen al dente. (German Edition)

Titel: Frauen al dente. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marte Cormann
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wackligen Beinen zog sie ihn hinter sich her in ihr Zimmer, wo sie sich auf den weichen Teppichboden fallen ließen. Lachend kugelten sie über den Teppich, bis sie ihn da hatte, wo sie ihn schon den ganzen Abend haben wollte: Unter sich.
    Danach lagen sie Seite an Seite im Bett, die Decke locker über sich gebreitet. Marlen hatte ihren Kopf in seiner Achselhöhle vergraben und atmete seinen Körpergeruch. Wie hieß es so schön? Erschöpft, aber glücklich. Der Mann war wirklich gar nicht so übel.
    »Wenn du magst, kannst du zum Frühstück bleiben«, seufzte sie. Statt einer Antwort leises Schnarchen. Er wartete bereits im Land der Träume auf sie, und sie beeilte sich, ihm zu folgen.
    »Was ist denn das für ein Mann im Bad?« Hella lehnte gähnend im Türrahmen. In Pyjama und Socken und ziemlich ungehalten. Es gehörte zu den ungeschriebenen Gesetzen ihrer Wohngemeinschaft, daß Hella morgens als erste ins Bad durfte. Punkt acht Uhr, allerspätestens halb neun pflegte sie ihren Platz hinter dem Schreibtisch in ihrer Bank einzunehmen. Getreu nach dem Motto, morgens die Erste und abends die Letzte. Immerhin nahm sie für ihre Mitarbeiter auch Vorbildfunktion wahr.
    »Der Mann heißt Jens«, bemerkte Marlen lakonisch. Mit abgewandtem Rücken hantierte sie an der Kaffeemaschine. Sie demonstrierte Unmut. Selbst Hella in ihrer Morgenbaisse konnte dies nicht verborgen bleiben.
    »Oje, du bist sauer wegen gestern Abend. Weil ich mich nicht mehr bei dir gemeldet habe, stimmt's? Tut mir leid. Aber wir hatten Konferenz, da kam ich nicht raus. Ich konnte ja schlecht sagen: Euer Treffen ist schön, meine Herren, doch die Einladung meiner Freundin zu Pasta und Wein ist tausendmal schöner als ihr. Da kann ich mir ja gleich die Kugel geben.« Hella ließ sich auf ihren Stammplatz am Küchentisch fallen und hielt Marlen die leere Kaffeetasse hin, damit diese sie füllen konnte. Doch als sie die Tasse zurück auf den Tisch stellte, schwappte der Kaffee über den Rand.
    »Seit wann wackelt der Tisch eigentlich so?« schimpfte sie. Mit den Blicken suchte sie nach einem Stück Papier, das sie als Keil zwischen Tischbein und Küchenboden schieben konnte.
    »Ich kann die Zeitung nicht finden«, stellte sie stirnrunzelnd fest. Als ausgesprochener Morgenmuffel reagierte sie auf die geringste Abweichung vom üblichen Morgenrhythmus gereizt. Und dies war nun bereits die zweite Störung innerhalb kürzester Zeit. »Barbara müßte sie doch längst heraufgeholt haben.« Ein weiteres ungeschriebenes Gesetz der Gemeinschaft. Für die morgendliche Zeitung war Barbara zuständig, denn sie war die einzige, der es nichts ausmachte, ungewaschen und ungekämmt die drei Etagen hinab zum Briefkasten und wieder herauf zu laufen.
    Mit ihrem Schicksal hadernd fuhr Hella sich mit beiden Händen in die vom Schlaf zerzausten Haare. Ungewohnter Anblick für Marlen. Kein Morgen, an dem Hella nicht fix und fertig geduscht, geschminkt und aufgedressed in ihrem Bankerlook am Frühstückstisch Platz nahm. Den heutigen Anblick hatte sie allein Jens zu verdanken.
    Betont ruhig strich Marlen sich Frühstücksquark aufs Knäckebrot. Als sie hineinbiß, regneten Krümel auf ihren Teller. »Barbara war heute Nacht nicht zu Hause«, verkündete sie ungerührt. Natürlich hatte sie dies längst kontrolliert. Und noch etwas hatte sie kontrolliert oder besser gesagt, eingesammelt, die herumliegenden Kleidungsstücke in der Küche. Zuviel Offenheit tat selten gut. Es kam ohnehin einem Wunder gleich, daß Hella nicht bereits gestern Abend darüber gestolpert war.
    »Gut möglich, daß Barbara gestern Abend versackt ist. Sie saß noch mit ein paar Leuten aus ihrem Ministerium zusammen, als ich ging.«
    »Als du diesen Jens abgeschleppt hast, meinst du wohl«, reagierte Hella säuerlich. Nicht, daß sich die Männer in ihrer Wohnung die Klinke in die Hand gaben – aber bei ihr selbst war seit Wochen sexueller Notstand angesagt. Vor lauter Arbeit schien das Leben, zumindest das Liebesleben, an ihr vorbeizuziehen. Und die Herren, die ihr beruflich begegneten – da übte sie lieber Enthaltsamkeit.
    In diesem Augenblick wurde die Wohnungstür mit Schwung von außen aufgestoßen. Die von Hella schon so sehnlichst herbeigewünschte Tageszeitung segelte quer durch die Luft. Marlen fing sie ab, bevor sie in der Butter landete.
    »Guten Morgen, Kinder, zieht euch luftig an, ich glaube, es wird heute heiß!« Mit leuchtenden Augen, die Wangen vom Treppehochlaufen gerötet, stand

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