Frauen al dente. (German Edition)
zu klären, zu dir oder zu mir?
»Hätten Sie Lust auf einen Espresso bei mir zu Hause, tiefschwarz und süß?« fragte Marlen lässig, während sie Giovanni nach der Rechnung winkte.
In den Augen ihres Gegenübers blitzte es überrascht auf. Ein Lächeln zuckte um seine Mundwinkel.
»Klingt verführerisch«, sagte er.
»Zusammen oder getrennt?« Giovanni.
»Zusammen, selbstverständlich«, lächelte Jens Ebert und blinzelte Marlen verschwörerisch zu.
Aha, der Gute wollte sich nicht das Heft aus der Hand nehmen lassen, registrierte Marlen. Insgeheim amüsiert verfolgte sie, wie Jens in sein Sakko griff, um die vermutlich goldene Kreditkarte hervorzuzaubern. Doch binnen Sekunden wechselte sein Gesichtsausdruck von wohlwollend-überheblich zu jungenhaft-zerknirscht. Seine langen, feingliedrigen Finger tasteten zunehmend hektisch alle vorhandenen Taschen seiner Jacke ab. Er erhob sich halb, um die Prozedur bei den Gesäßtaschen seiner Hose fortzusetzen und dann mit beiden Händen gleichzeitig in die Seitentasche zu fahren.
»Ich muß sie vergessen haben«, stieß er endlich hervor. »Es ist mir wirklich furchtbar unangenehm … Aber Sie könnten mir das Geld vielleicht vorstrecken, bis …?«
Marlen hörte schon nicht mehr hin. In ihrer Phantasie fühlte sie bereits, wie diese langen, feingliedrigen Finger ihre geheimsten Körperebenen erkundeten. Sie beglich die Rechnung und bemühte sich, Giovannis mißbilligenden Blick zu übersehen. Jetzt war nicht die Zeit, um sich mit Nebensächlichkeiten aufzuhalten. Sie wollte diesen Jens in ihrem Bett, und zwar so schnell wie möglich. Und schließlich konnte jeder mal die Brieftasche vergessen, oder?
Im Hinausgehen warf Marlen noch einen prüfenden Blick zu Barbara hinüber, die sich mit dem Staatssekretär die Sitzbank teilte. Die beiden hielten ziemlichen Abstand. Und dennoch – hoffentlich beging Barbara keine Dummheit.
Kapitel 3
Marlen stieg Jens voran die Treppen in die dritte Etage hinauf bis zu ihrer Wohnung. Dabei bemühte sie sich, mit jedem Schritt die Vorzüge ihres kleinen, aber festen Hinterteils und ihre langen, unbestrumpften Beine ins rechte Licht zu rücken. Als Königin des One-Night-Stands wußte sie, auf welcher Stufe der Erotik sie ihre Lover abholen mußte. Ein bißchen Hüftgewackel hatte da noch nie seine Wirkung verfehlt.
Auch diesmal verbuchte sie vollen Erfolg. Bei ihrem Anblick verfehlte Jens glatt eine Stufe. Er stolperte und wäre sicherlich gefallen, wenn er nicht noch im letzten Augenblick Halt an ihrem rechten Bein gefunden hätte. Was Marlen allerdings nun wiederum beträchtlich ins Wanken brachte. Hastig klammerte sie sich am Treppengeländer fest.
»Alles in Ordnung?« stieß sie hervor.
»Absolut bestens!« versicherte er ihr.
Marlen blickte auf ihn hinunter und fühlte seinen festen Griff um ihre Wade. Als er ihn lockerte, schien es ihr, als strichen seine Finger über ihre gebräunte Haut. Augenblicklich stellte sich das vertraute Ziehen in ihrem Bauch ein.
»Erst mal sehen, ob die Luft rein ist«, lächelte sie ihr verführerischstes Lächeln. Sie hatte es wochenlang vor dem Spiegel geprobt, bevor sie es das erste Mal einsetzte. Hella, die sie prompt dabei erwischt hatte, nannte es spöttisch Marlens Auf-die-Bäume-ihr-Affen-der-Wald-wird-gefegt-Lächeln. Woraus natürlich der pure Neid sprach, Hella selbst stand nicht gerade im Ruf einer großen Aufreißerin.
Die Wohnung lag still und dunkel. Marlen schaltete die Deckenbeleuchtung an und dimmte sie auf ein angenehm geheimnisvolles Halbdunkel. Atmosphäre pur.
Sie unterdrückte den Impuls, sich ihre Hochhacker einfach von den Füßen zu kicken und barfuß hinüber in die Küche zu laufen. Stöckelschuhe gehörten für sie zum Liebesspiel wie die Schlange zum Paradies. Statt dessen schlüpfte sie aus ihrer Transparenzbluse und ließ das federleichte Material malerisch über den nächstgelegenen Stuhl flattern. Einzig wegen der Signalwirkung, denn darunter trug sie als eigentliches Hauptkleidungsstück eine weiße Corsage. Immer noch ausreichend verhüllend für den Fall, daß Jens wider Erwarten nicht in Stimmung kam.
»Ich mag es stark, du auch?« fragte sie, während sie das Espressopulver in die Maschine löffelte.
»Gibt es eine andere Art?«
Sie deutete seine Worte auf die einzig richtige Weise. Zur Belohnung schenkte sie ihm ein Es-lohnt-sich-du-wirst-schon-sehen-Lächeln. Doch als er spontan einen Schritt auf sie zutrat, wandte sie sich ab, um geschäftig
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