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Frauen al dente. (German Edition)

Frauen al dente. (German Edition)

Titel: Frauen al dente. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marte Cormann
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sie sich im Mittelpunkt des Interesses wieder. Sie fühlte die Blicke der Weigold und des Fremden auf sich gerichtet. Bislang hatte sie noch nicht allzu viele Gedanken an das Projekt verschwendet. Im Auf und Ab des Tagesgeschäfts blieb ihr kaum Zeit dafür. Und nun drohte die Blamage. Doch Entwarnung, der Kelch schien noch einmal an ihr vorüberzuziehen. Die Weigold wandte sich schon wieder einem anderen Thema zu. Also hatte sie es nur auf Marlens Adrenalinspiegel abgesehen gehabt. Als angemessene Strafe für ihr Zuspätkommen. Sie war und blieb doch ein kultiviertes Miststück.
    ›Wer ist der Mann neben der Weigold?‹ kritzelte Marlen auf ihren Block und schob ihn unauffällig ihrem Nachbarn zur rechten hinüber. ›Peer Sanders, Vorstandsmitglied‹, kritzelte der umgehend zurück.
    Vorstandsmitglied also, dachte Marlen alarmiert. In nicht allzu ferner Zukunft würde er also mit über die Nachfolge Webers zu entscheiden haben. Aus welchem Grund nahm er heute an der Redaktionskonferenz teil? Vermutlich, um sich selbst ein Bild von den möglichen Kandidaten zu verschaffen. Den Mann mußte sie sich also unbedingt warmhalten.
    ›Marlen, wenn du so weitermachst, kannst du bald in Barbaras Fußstapfen treten‹, schalt sie sich selbst. Doch so weit wie ihre Freundin würde sie mit Sicherheit nie gehen, von wegen mit ihrem Chef ins Bett hüpfen. Sie wollte den Job, mehr als alles andere auf der Welt. Und sie war bereit, dafür zu kämpfen. Doch mit dem Verstand, nicht mit dem Körper.
    »Ein Teilnehmer auf Leitung 1«, empfing Frau Obermüller sie, als sie eine halbe Stunde später in ihr Büro zurückkehrte. »Der Mann ruft bereits das zweite Mal an. Er sagt, es sei wichtig.«
    Marlen nickte zerstreut. »Meine Mutter hat nicht zufällig angerufen?«
    Frau Obermüller schüttelte die blondierten Locken.
    »Seltsam, sonst ruft sie dreimal in der Stunde an, und nun läßt sie seit Tagen nichts mehr von sich hören. Es wird ihr doch nichts passiert sein?«
    »Wenn Sie wollen, läute ich gleich einmal bei ihr durch …«, bot Frau Obermüller an, doch Marlen wehrte entsetzt ab. »Bloß keine schlafenden Hunde wecken. Dann hängt sie wieder stundenlang am Telefon und hält mich von der Arbeit ab. Sie wird sich schon melden«, setzte sie bestimmt hinzu.
    »Ihr Teilnehmer auf Leitung 1!« erinnerte die Obermüller.
    »Den habe ich total vergessen. Marlen Sommer«, meldete sie sich.
    »Bode hier. Rechtsanwalt Bode. Spreche ich mit Marlen Sommer persönlich?«
    »Persönlicher geht es gar nicht mehr. In welcher Angelegenheit rufen Sie an, wenn ich fragen darf?« entgegnete Marlen genervt. Wieder einer dieser Rechtsanwälte, die für ihre Mandanten die Persönlichkeitsrechte wahren wollten. Seitdem Prinzessin Caroline von Monaco ihren Rechtsstreit gegen eine deutsche Illustrierte gewonnen hatte, versuchten Hinz und Kunz auf gleicher Schiene zu Geld zu kommen.
    »Ich vertrete die Interessen von Frau Therese Kunert«, erläuterte Rechtsanwalt Bode sachlich.
    »Kenne ich nicht«, entfuhr es Marlen. Nervös blätterte sie in ihrem Terminkalender. Sie mußte so schnell wie möglich die Recherche für die
Wendepunkte
in Auftrag geben. Nachdem die Weigold die Serie offiziell angekündigt hatte, wurde es allerhöchste Zeit.
    »Das finde ich aber sehr schade«, kämpfte der Rechtsanwalt am anderen Ende der Telefonleitung sich zurück in ihr Bewußtsein. »Immerhin hat Frau Kunert Sie in ihrem Testament bedacht. Oder sind Sie nicht die Frau Sommer, die seinerzeit in Bonn Politikwissenschaften und Journalismus studiert hat?«
    »Doch aber …«, bestätigte Marlen verwirrt.
    »Frau Therese Kunert lebte dort im Studentenwohnheim. Wie Sie auch. Sie müssen gut miteinander befreundet gewesen sein …«
    »Sie sprechen doch nicht etwa von Resi?« fiel es Marlen plötzlich wie Schuppen von den Augen. Natürlich! Resi! Hieß sie wirklich Kunert mit Nachnamen? Wahrscheinlich. Es war schon so verdammt lange her. Irgendwie hatten sie sich aus den Augen verloren. Und seither war viel passiert. Umzug, Arbeit, neue Freunde … Aber natürlich. Resi.
    »Meine Güte, ich scheine heute etwas schwer von Begriff zu sein, tut mir leid, daß ich nicht sofort geschaltet habe. Selbstverständlich kenne ich Resi Kunert. Wir zwei sind ganz dick miteinander befreundet, allerdings habe ich eine Ewigkeit nichts mehr von ihr gehört. Was macht sie denn so?« sprudelte Marlen hervor. Sie fühlte sich plötzlich richtig aufgekratzt.
    Rechtsanwalt Bode am anderen Ende

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