Frauen al dente. (German Edition)
Frühstück besorge? Frisch aus dem Ofen, so schmecken sie am besten.«
»Was ist denn in dich gefahren, Hella? Bist du krank?
Samstags kommst du doch sonst nicht so früh aus den Federn«, brummte Marlen zunehmend übellaunig, ohne genau sagen zu können, weshalb.
Hella ließ sich nicht irritieren. »Ich habe mich schon lange nicht mehr so gut gefühlt! Aber …« sie rümpfte die Nase. »Hier müffelt es nach Pipi. Marlen, bist du das etwa?«
Marlen blitzte sie wütend an. Na und? Was machte es schon, daß sie es noch nicht geschafft hatte, zu duschen und sich umzuziehen? Dafür strahlte Lisa bereits in neuem Gewand, und die Roßhaarmatratze trocknete auf dem Balkon. Den Rest, nämlich die eigene Sanierung, würde sie auch noch schaffen.
»Und mein kleiner Schatz begleitet mich zum Bäcker!« säuselte Hella in diesem Augenblick. In Marlen krampfte sich etwas zusammen.
»Kommt nicht in Frage«, entschied sie. »Bode hat mir nur die Tragetasche dagelassen, keinen Kinderwagen.«
»Dann nehme ich sie eben in der Tasche mit, bis zum Bäcker ist es ja nicht weit. Sie wird mir bestimmt nicht zu schwer werden.« Hella schien nicht die geringsten Probleme zu sehen.
»Nein!« zerstörte Marlen ihre Träume. »Viel zu gefährlich. Du brauchst nur zu stolpern, und schon fliegt Lisa auf die Straße. Das Risiko möchte ich nicht eingehen. Immerhin muß ich sie übermorgen unversehrt bei Rechtsanwalt Bode abliefern.«
»Sprach die Glucke und setzte sich aufs Ei!« Lachend drängte Barbara die enttäuschte Hella aus dem Zimmer. Natürlich nicht, ohne das Baby wieder zurück in seine Tragetasche gebettet zu haben.
Prompt begann es zu schreien. »Wer von euch macht mal eine Flasche für Lisa?« rief Marlen laut Hella und Barbara hinterher.
»Ich geh' zum Bäcker!« Die Wohnungstür schnappte ins Schloß.
»Und ich ins Bad!« Die Badezimmertür schnappte ebenfalls ins Schloß.
»Aber ich wollte doch duschen!« rief Marlen.
Barbara steckte noch einmal den Kopf aus dem Bad heraus. »Aber, aber. Eine Mutter kümmert sich erst um ihr Kind und dann um sich selbst. Das ist sozusagen Naturgesetz.« Grinsend verschwand Barbara wieder.
»Ich bin aber keine Mutter«, protestierte Marlen halblaut. Doch blieb ihr eine andere Wahl? Von Lisas lautstarkem Gebrüll angetrieben, verschwand Marlen zähneknirschend in der Küche, um in Rekordgeschwindigkeit eine Milchmahlzeit anzumischen.
Lisa dankte es ihr, indem sie nach dreiviertel der Flasche die Augen zuklappte. Als Marlen ihr vorsichtig den Sauger aus dem Mund zog, verklärte sich das kleine Gesicht zu einem glücklichen Lächeln. Und sofort stellte sich auch die wohlige Wärme um Marlens Herz wieder ein. Diesmal ohne unliebsame Begleiterscheinungen. Gerührt drückte sie Lisa ein wenig fester an sich.
»Was haben wir eigentlich an den vielen Wochenenden vorher gemacht?«
Hella schleckte genüßlich an ihrem Eis. Zu viert hockten sie auf einer Bank im Düsseldorfer Wildpark. Marlen, Lisa, Barbara und Hella. In dieser Reihenfolge. Kein Wölkchen trübte den Himmel, die Sonne knallte mit unverminderter Ausdauer herunter. Eine große Mullwindel hing als Sonnenschutz über der Tragetasche – natürlich Barbaras Idee. Lisa schwitzte in ihrem Bettchen, zum Glück wehte hier draußen im Wald ein leichter Wind.
»Das kann ich dir ganz genau sagen, du bist in die Bank gefahren, um noch ein paar Stunden zu arbeiten. Barbara ist in ihr Ministerium gefahren, um noch ein paar Stunden zu arbeiten, und ich habe mich daheim an meinen Computer gesetzt, um noch ein paar Stunden zu arbeiten. Mit anderen Worten, wir waren glücklich und sind unseren Lieblingsbeschäftigungen nachgegangen.« Marlen blinzelte vergnügt in die Sonne. Es war ihr nicht leicht gefallen, sich über ihr Pflichtgefühl hinwegzusetzen und den Gedanken an die prallgefüllte Aktentasche, die neben dem Computer auf sie wartete, tief in sich zu vergraben. Doch wenn Hella, die Hardlinerin unter den Hardlinerinnen, wenn es um Ehrgeiz und Arbeitseifer ging, ganz wild auf einen gemeinsamen Waldspaziergang mit Lisa war und Barbara ihr sofort beisprang, blieb ihr als Ersatzmutter wohl kaum eine andere Wahl.
Lisa schlief. Still beobachteten die Freundinnen die zahlreichen Besucher, die sich an diesem Nachmittag im Wildpark beim Rehefüttern vergnügten. Viele Pärchen, kaum Einzelpersonen, dafür um so mehr Familien. Lachen, aber auch Zoff, Leben.
»Habt ihr schon mal darüber nachgedacht, daß es in unserem Alter langsam Zeit
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