Frauen al dente. (German Edition)
ihn mit der Hand fort.
»Sie ist ja wirklich allerliebst!« staunte Hella.
»Mmmmh!« brummte Marlen. Sie hatte Bodes Wink verstanden. Er wollte ein paar Worte mit ihr allein sprechen. Sie konnte sich lebhaft vorstellen, daß die etwas konfuse Situation bei seinem Eintreffen ihn nicht unbedingt begeistert hatte.
»Frau Sommer, wenn Sie nach diesem kleinen Vorgeschmack lieber sofort auf die Vormundschaft verzichten möchten, dann habe ich dafür volles Verständnis. Schon im Interesse von Lisa Marlen.« Rechtsanwalt Bode baute ihr eine Brücke. Doch Marlen zögerte, sie zu betreten.
Dabei war es wirklich zu verlockend. Wenn sie jetzt die richtigen Worte fand, war sie in wenigen Minuten für alle Zeiten wieder frei und ungebunden. Doch sie kannte sich. Sie wußte genau, sobald die Wohnungstür hinter dem Rechtsanwalt und Lisa Marlen ins Schloß gefallen wäre, würde sich ihr Gewissen melden. Und zwar ein verdammt schlechtes. Denn dummerweise gehörten neben Ehrgeiz auch noch Pflichtbewußtsein und Verantwortungsgefühl zu ihren hevorstechendsten Eigenschaften. Nicht umsonst hielt sie sich ihre lieben Mitmenschen lieber auf Distanz. Denn erfahrungsgemäß waren Menschen, die sich nicht scheuten, Verantwortung zu übernehmen, die bevorzugte Zielgruppe von Menschen, die Verantwortung mieden wie die Pest.
Resi hatte zwar mit Sicherheit nicht dazu gehört, dennoch hatte sie mit untrüglichem Instinkt ihre schwache Seite erkannt. Marlen war Resi zumindest einen Versuch schuldig. Zumindest für ein Wochenende lang.
»Es bleibt dabei. Bis Montag kümmere ich mich um Lisa Marlen. Dann sehen wir weiter«, sagte sie und blickte Rechtsanwalt Bode fest in die Augen.
»Okay. Dann erkläre ich Ihnen am besten, wie Sie die Milch vorbereiten und die Windeln umlegen müssen.« Doch ganz wohl schien auch Bode nicht in seiner Haut zu sein. Aber als er Lisa Marlen vorhin in diesem Frauenhaushalt zurückgelassen hatte, konnte er ja auch nicht ahnen, daß er sie wenig später im Spitzenhemd und wie ein Geschenkpäckchen verschnürt wiederfinden würde.
Times are changing. Wie wahr! Heutzutage war selbst auf die Urinstinkte einer Frau und Mutter kein Verlaß mehr.
Kapitel 7
Nein, sie hatte nicht geträumt. Neben ihr auf dem Kopfkissen maunzte es zart. Doch eine Katze oder tatsächlich ihr ›Wochenendkind‹, wie die drei es bereits getauft hatten?
Vorsichtig öffnete Marlen die Augen. Und sah sich beobachtet, denn Lisa Marlen hatte ihre riesigen blauen Kulleraugen fest auf ihre erwachsene Namensschwester geheftet. Leise brabbelte sie vor sich hin.
»Du bist wohl eine kleine Frühaufsteherin?« Zaghaft streichelte Marlen ihr über das flaumige Haar. Es fühlte sich an wie die Oberfläche einer nagelneuen Puderquaste.
Lisa Marlen verzog ihr Gesicht zu einem zahnlosen Lächeln. Es hätte selbst Eisberge zum Schmelzen gebracht. Marlen besaß nicht die geringste Chance zu widerstehen. Wohlige Wärme durchflutete ihr Herz.
Aber nicht bloß ihr Herz. Auch ihr Nachthemd. Hätte sie doch heute in den frühen Morgenstunden dem schreienden Bündel Mensch nicht nur die Flasche gereicht, sondern ihm auch die Windeln gewechselt. Wenn sie nicht so verflixt müde gewesen wäre. Dann dümpelten sie jetzt nicht beide in einer feucht-warmen Pfütze in Marlens Bett dahin.
Ihr erster Impuls war: Rettet die superteure Roßhaarmatratze. Sie kämpfte dagegen an, abrupt aufzuspringen, um die nasse Wäsche abzuziehen und die Matratze zum Lüften auf den Balkon zu stellen. Ein Blick auf das Baby genügte, um diese Anwandlung im Keim zu ersticken. Auch wenn es im Moment aussah, als könnte es kein Wässerchen trüben – von dem Wässerchen einmal abgesehen, das es bereits unter sich gelassen hatte –, jede überhastete Reaktion würde unweigerlich zur Folge haben, daß es zu schreien begann. Was es unbedingt zu vermeiden galt.
Marlens zweiter Impuls war, nach Barbara zu rufen. Vielleicht wußte sie einen Zaubertrick, wie man gleichzeitig die Roßhaarmatratze rettete, ein Baby komplett aus- und ankleidete und selbstverständlich auch sich selbst sanierte. Aber wenn Barbara einmal schlief, ließ sie sich so schnell nicht wecken. Erst recht nicht an einem Samstagmorgen.
Selbst war die Frau, gezwungenermaßen. Sicherheitshalber entschied sie sich daher für die Schmusetour.
»Na, kleine Maus? Ist das der Dank dafür, daß du in meinem Bett schlafen darfst? Um ein Haar wären wir beide ertrunken. Am besten, ich lege uns gleich mal trocken. Bleib ganz
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