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Frauen al dente. (German Edition)

Frauen al dente. (German Edition)

Titel: Frauen al dente. (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marte Cormann
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Marlen war in letzter Zeit in Gedanken ständig abwesend. Doch diesmal täuschte sie sich.
    »Du tust grad so, als hätte ich dich hier angebunden.
    Kann es sein, daß du einfach nichts Besseres vorgehabt hast?«
    »Ich glaube, ich bekomm' bald meine Tage«, antwortete Barbara völlig unmotiviert. »Jedenfalls fühle ich mich ziemlich daneben. Mein Job ist auch absolut ätzend. Streß hoch zehn und der unbefristete Vertrag immer noch in weiter Ferne. Letztens lief sogar das Gerücht, daß demnächst wieder zehn Stellen gestrichen werden. Dann kann ich den Job vergessen. Manchmal glaube ich, mit der Hauswirtschaft hätte ich es weiter gebracht.« Barbara offenbarte ungeahnte Tiefen ihrer Gemütslage.
    »Mit anderen Worten, deine Affäre mit dem knubbeligen Dicken war ein Schuß in den Ofen«, stellte Marlen nüchtern fest.
    »Ich muß halt noch dran arbeiten«, seufzte Barbara. »Sollte Hella nicht langsam wieder bei uns eintrudeln? Sie wird in ihrem Liebesrausch doch wohl nicht ihre Bank vernachlässigen?«
    »Hör' ich etwa Neid aus deinen Worten?« Hella in Person. Aus allen Poren strahlend. Noch immer im Seidenkostüm, das sie Freitagmorgen beim Verlassen der Wohnung getragen hatte. Dennoch verändert.
    Marlen und Barbara betrachteten sie staunend, als sie die Post vom Wochenende auf den Tisch warf.
    »Wart ihr denn nicht einmal unten beim Briefkasten?« Doch schon, aber irgendwie waren sie vor lauter Kinderwagenheben und Sich-um-Lisa-Kümmern überhaupt nicht dazu gekommen, in den Briefkasten zu sehen.
    »Hat dir dein letzter Kreditgläubiger das Patent für den Jungbrunnen überlassen? Oder hast du dich heimlich liften lassen? Ich habe dich noch nie so hübsch gesehen«, staunte Barbara. Sie hatte recht. Mit leuchtenden Augen und frisch gewelltem Blondhaar fehlte Hella nur noch der Felsen, um als Loreley durchgehen zu können. Betörend schön und sinnverwirrend. Und dies Montagmorgen kurz nach halb acht.
    Barbara nahm eine frische Tasse aus dem Schrank und schenkte sich Kaffee ein. »Gefrühstückt habe ich schon«, stellte sie mit Blick auf den gedeckten Tisch fest.
    »Wenigstens eine, die sich amüsiert hat«, bemerkte Barbara treffsicher. »Darf ich fragen, wie der Glückliche heißt?«
    Schwärmerisch verdrehte Hella die Augen. Was ihre Freundinnen als sicheren Hinweis auf ihren aufgewühlten Gemütszustand deuteten.
    »Wer mit einem Mann schläft, der sein Handwerk versteht, braucht keinen Jungbrunnen mehr«, antwortete sie leicht verspätet.
    Barbara prustete in ihre Tasse. Soviel Offenheit waren sie von der eher spröden Bankerin nicht gewohnt.
    Stolz strich Hella sich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. Sie quoll beinahe über vor Mitteilsamkeit. »Ihr werdet es nicht glauben, ich bin dem wunderbarsten Mann der Welt begegnet. Er sieht gut aus, hat tadellose Manieren und ist zu allem Überfluß auch noch intelligent. Ganz zu schweigen von seinen sonstigen Fähigkeiten…« abermals verdrehte sie genießerisch die Augen.
    Barbara betrachtete sie amüsiert. »Ein derartiges Prachtexemplar von Mann hast du dir wahrscheinlich aus einem Museum entliehen, Abteilung Kulturgeschichte, ausgehendes neunzehntes Jahrhundert. Heutzutage ist doch wohl mehr der Mann Marke ›Steinzeit‹ angesagt. Ungehobelt, uncharmant und ungenießbar.«
    »Von wegen Museum. Mein Jens ist aus Fleisch und Blut.« Eigentlich hatte Hella diesen Teil ihrer Eröffnung diplomatischer vorbereiten wollen, doch in ihrem Überschwang ließ sie alle Vorsicht fahren. Unsicher blinzelte sie über den Rand ihrer Tasse zu Marlen hinüber, die auch prompt reagierte.
    »Ich nehme an, die Namensähnlichkeit ist rein zufällig und ohne Anspielung auf hier ein- und ausgehende Personen?«
    Hella nahm Verteidigungsstellung ein. »Nun spiel bitte nicht die betrogene Geliebte. Jens war nicht mehr als einer deiner unzähligen One-Night-Stands. Ausprobiert und abgelegt. Was spricht also dagegen, wenn ich ihn übernehme?«
    »Bitte. Wenn du seit neuestem Second-Hand-Modelle statt Maßanfertigung bevorzugst. Von mir aus kannst du ihn haben«, entgegnete Marlen schnippisch. Seit wann gab sich ein Mann, der sie haben konnte, mit der reizloseren Hella zufrieden?
    »Bitte keine Hennenkämpfe, meine Damen«, beschwichtigte Barbara. »Hebt euch das gespreizte Gefieder lieber fürs Büro auf. So long.« Sie schnappte sich ihre Aktentasche und entschwand.
    Startsignal zum allgemeinen Aufbruch. Hella verschwand in ihrem Zimmer, um sich umzuziehen. Marlen mit einem

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