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Frauen, die Geschichte machten

Titel: Frauen, die Geschichte machten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Reinhard Barth
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gesamtrömisches Imperium regiert hatte. Seit seinem Tod drifteten
     Ost- und Westteil zunehmend auseinander. Der Osten erwies sich dabei als besser organisiert, römisches Recht und Verwaltung,
     griechische Traditionen und das Christentum gingen dort eine dauerhafte Synthese ein. Das Reich von Byzanz, wie man es auch
     nannte, mit Konstantinopel als Zentrum, hielt noch ein Jahrtausend stand. Im Westen dagegen trieb das Reich unter schwächlichen
     Kaisern seinem Untergang entgegen. Germanische Stämme übten unaufhörlich Druck aus. Als sie die Grenzen schließlich durchbrachen,
     nahmen sie das Land auf eigene Faust in Besitz oder siedelten sich als »Bundesgenossen« an.
    Die Hauptbedrohung für das Weströmische Reich ging Anfang des 5. Jahrhunderts von den Westgoten aus. Unter ihrem König Alarich
     drangen sie 397 bis Griechenland vor. Heermeister Stilicho gelang es, sie zurückzuschlagen. 401 waren sie wieder da, diesmal
     in Norditalien. Stilicho hatte in Gallien mit der Abwehr anderer Germanenstämme zu tun, erst im folgenden Jahr konnte er die
     Westgoten zur Schlacht stellen. Kaiser Honorius war inzwischen die Residenz |44| in Mailand zu unsicher geworden, er verzog sich nach Ravenna, das in schwer zugänglichen Sümpfen lag und Verbindung zur See
     hatte. Im Januar 404 feierte man in Rom mit einem Triumphzug den Sieg über die Goten. Galla Placidia war als 15-Jährige mit
     dabei. Schon im Jahr darauf wurde es wieder ernst, die Germanen drangen erneut nach Italien hinein. Die militärische Schwäche
     des Reiches war bereits so weit fortgeschritten, dass man Sklaven in das römische Heer aufnehmen musste. Auch mit diesen »Barbaren«,
     geführt von einem König namens Radagaisus, wurden Stilicho und seine Helferschaft noch fertig. Dann aber stand eine innerrömische
     Fronde gegen ihn auf, eine Gruppierung, der sozusagen die ganze Richtung nicht passte und die mit den Germanen auch als Bundesgenossen
     und Söldner nichts zu tun haben wollte. Sie steckte sich hinter Kaiser Honorius, und bei Gelegenheit einer Truppenmusterung
     in Pavia im August 408 kam die Palastrevolte zum Ausbruch. Stilicho wurde ermordet, und mit ihm seine Freunde und Leibwächter.
     Sein Sohn Eucherius war nach Rom geflohen, aber auch dort gab es Männer, die bereit waren, Mordbefehle auszuführen. Eucherius
     wurde getötet; damit verlor Galla Placidia ihren Verlobten. Das überwiegend von Germanen gestellte Heer löste sich auf, die
     germanenfeindliche Fraktion am Kaiserhof triumphierte – und holte sich stattdessen hunnische Söldner.
    Für den Westgotenkönig Alarich war das Ende seines großen Widersachers Stilicho das Signal, es abermals mit einem Einmarsch
     in Italien zu versuchen. Im Dezember 408 stand er vor Rom. Der Senat, kopflos und in heller Aufregung, glaubte an Verrat und
     beschuldigte Stilichos Witwe, die Eindringlinge herbeigerufen zu haben. Man verurteilte sie zum Tod, und Galla Placidia, in
     Vertretung ihres Bruders, der sich in Ravenna verschanzt hielt, wurde die zweifelhafte Ehre zuteil, dem Beschluss des Senats
     zustimmen zu dürfen. Warum sie nichts zur Rettung ihrer Ziehmutter unternahm, ist im Dunkeln geblieben.
    Gleichfalls unbekannt sind die Motive, die sie veranlassten, in Rom auszuharren, während die meisten adligen Familien aus
     der Stadt flohen, um aus der Ferne, von ihren Landgütern aus, die Auseinandersetzungen mit Alarich zu beobachten. Dieser ließ
     sich schließlich gegen eine bedeutende Summe zum Abzug bewegen. Aber er kehrte zurück, als die Verhandlungen über einen Friedensvertrag
     ins Stocken gerieten. Im August 410 schlug er richtig zu. Sein Heer drang in Rom ein und plünderte drei Tage lang. Wie wenig
     Anteil Kaiser Honorius im sicheren Ravenna am Schicksal des ewigen Rom nahm, überliefert eine Anekdote: Der Kaiser, so heißt
     es, als passionierter Hühnerzüchter, habe bei der Meldung, Rom sei gefallen, nur an seine Henne gleichen Namens gedacht.
    Schwer mit Beute beladen zog das gotische Heer nach Süden ab. Geplant war ein Übersetzen nach Afrika, in die Kornkammer des
     Römischen Reiches, wo Alarich seinem Volk eine Heimstatt schaffen wollte. Mit zur Beute gehörten auch Personen höheren Ranges,
     die man nach der Sitte der Zeit als Sicherheit |45| gegen etwaige Angriffe bei sich behielt und die in allen Ehren behandelt wurden und eine durchaus ihrem Rang entsprechende
     Behandlung erfuhren. Die prominenteste von ihnen war die Kaisertochter Galla Placidia.
    Wie den

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