Frauen, die Geschichte machten
die demütige Ergebung eines so hohen Mannes, mit verdienter Ehre
auf … Und als er begnadigt und zur herzoglichen Würde wieder erhoben war, waren sie ihm … in schuldiger Liebe zugetan, wie
das Recht der Verwandtschaft es fordert.«
Theophanus Erfolg bei den Thronstreitigkeiten basierte nicht zuletzt auf der hohen Wertschätzung, die sie sich bei den führenden
Persönlichkeiten im Reich während der Herrschaft ihres Mannes erworben hatte. Diese Wertschätzung und die hohe Bereitschaft
zum Kompromiss bei Wahrung der Kerninteressen der Beteiligten sollten auch die Basis sein für die nun anbrechende Zeit, in
der sie dem Reich vorstand und im Namen ihres Sohnes regierte. Wir wissen wenig über ihre Maßnahmen im Einzelnen, wir können
aber insgesamt feststellen, dass die Jahre ihrer Herrschaft ausnehmend ruhig und für das Land kulturell fruchtbar waren. Die
Friedenssicherung nach Westen wie Osten darf durchaus als ihre persönliche Leistung gewürdigt werden.
Nicht selten waren es die Frauen mächtiger Männer, die am politischen Ausgleich, insbesondere was die unruhige lothringisch-französische
Flanke anging, beteiligt waren. Ja, es kam zu regelrechten Gipfeltreffen der Damen, wenn bei den Männern die Auseinandersetzungen
zu eskalieren drohten. Dabei spielte Theophanu die Schlüsselrolle, weil sie über die mächtigste Gefolgschaft verfügte und
weil sie in ihrer Schwiegermutter Adelheid eine Frau an ihrer Seite wusste, die ebenfalls nicht ganz mittellos war und zudem
als Witwe des legendären Otto I. hohes Ansehen genoss. Von vier solchen Treffen wissen wir, auf denen königliche Witwen und
Ehefrauen tragbare Vereinbarungen aushandelten, die den Grundstein legten zum Frieden im Westen. Theophanu hat dieses Instrument
offenbar perfekt beherrscht, das zwar auch sonst zuweilen zur Anwendung kam, selten aber so erfolgreich funktionierte wie
unter ihrer unaufdringlichen Führung.
|73| Im noch weit unruhigeren Osten und Norden ging es indessen nicht ohne militärische Verwicklungen ab. Theophanu war bei einigen
Kämpfen selbst vor Ort und führte dabei auch ihren Sohn mit, dessen Anwesenheit oft quasi in letzter Minute eine Einigung
herbeiführen konnte. Sonst aber überließ sie die Kriegsführung den lokalen Fürsten. Sie schmiedete verschiedene Allianzen,
mal mit Böhmen gegen Polen, mal mit den Polen gegen die Liutitzen, Allianzen, die dafür sorgten, dass allzu große und mithin
gefährliche Machtverschiebungen in diesem Völkermischgebiet nicht auftraten. Eroberungen im Sinne ihres Schwiegervaters oder
gar Missionsgelüste sind ihr nicht nachzuweisen. Gleichwohl gelang ihr eine Stabilisierung des östlichen Vorfelds des Reiches
ihres Sohnes.
Im Süden verließ sich Theophanu lange auf die Schwiegermutter Adelheid, die sich in den Belangen ihrer italienischen Heimat
am besten auskannte. Dennoch wollte auch Theophanu mehrmals nach Italien reisen, doch kamen entweder Krankheiten oder riskante
Situationen an den Grenzen dazwischen. Endlich gelang ihr im Herbst 989 der Aufbruch nach Süden, wo sie am sechsten Todestag
ihres geliebten Mannes, dem 7. Dezember, an seinem Grab beten konnte. Das war ihr persönlicher Anlass der Reise, politisch
aber ging es wieder einmal um Querelen zwischen dem Heiligen Stuhl und den führenden Stadtrömern. Als Kaiserin hatte Theophanu
ein Mitspracherecht, während ihr Sohn vorerst nur König und daher für römische Angelegenheiten nicht zuständig war. Er war
für Theophanu in Deutschland auch wichtiger, wo er die divergierenden Kräfte zusammenhalten sollte.
Nach erfolgreicher Italienmission kehrte die Kaiserin im Frühjahr 990 über die Alpen zurück. Im Sommer hielt Pfalzgraf Ezzo
um die Hand ihrer Tochter Mathilde an. Er gehörte zwar nicht zur obersten Adelsschicht, doch gab vielleicht sein enormes Vermögen
den Ausschlag, dieser Ehe zuzustimmen. Ob Theophanu das prachtvolle Hochzeitsfest noch erlebt hat, ist mangels einer genauen
Datierung nicht sicher.
Zu gönnen wäre ihr diese letzte Freude in ihrem früh vollendeten Leben allemal gewesen. Es endete am 11. Juni 991 dort, wo
sie den inzwischen elfjährigen Sohn geboren hatte, in Nimwegen. Ein Fieber wie bei Otto II. raffte die höchstens 35-Jährige
dahin. Ihre Regentschaft führte die Schwiegermutter Adelheid bis zur Volljährigkeit Ottos III. im Jahr 994 fort. Theophanus
Herrschaft ist im Gedächtnis vieler als eine Zeit der Blüte lange lebendig
Weitere Kostenlose Bücher